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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0229
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13. Constitution und artikel des geistlichen consistorii zu Wittemberg. 1542.

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nötig werk, bestellung der kirchen hendel, und
ehesachen, weiter beratschlaget, und auf bequeme
bestendige wege gericht und beschlossen werden
möchten. Wann sie uns denn in dem gehorsam-
lich gefolgt, und solch ir bedenken, mit vleissiger
und stadtlicher bewegunge allerlei ursachen umb-
stende und gelegenheit, uberschicket, daraus wir
befunden, und bei uns selbs ermessen, das die
kirchen sachen und eusserlich kirchen zwang,
disciplin und ordenung, ohne schwere sünd für
gott, und ohne grossen unaussprechlichen schaden
(nemlich, das jung und alt, als zaumlos rohe und
wilde würde) also nicht hangen oder ungefast
schweben können. Wie denn auch derwegen von
anfang der christenheit, und der heiligen christ-
lichen kirchen, von den zeiten Augustini, Am-
brosii, etc. hierin kirchen zwang erhalten, der
christlich löblich und nützlich gewesen, ob wol
der bapst und die seinen, des heiligen götlichen
namens und des kirchen titels, zu ihrem zeitlichem
nutz misbraucht.
Nach dem unser fürstenthumb in die zehen
oder zwelf bischofthumb, mit den diocesen, berürt
haben, die ein merkliche grosse anzal von thum-
probsten, dechanden, commissarien, erzpriestern,
archidiaconen, derselbigen befehlhaber, notarien,
und andere unter sich, die auch alle (wiewol irer
etliche ires ampts alleine zu gelt gesuche mis-
braucht) befehl und empter in kirchen sachen ge-
habt, und nun etlich missbreuch in dieser zeit
abgestelt, und durch die christliche lere nider ge-
legt, darneben auch ubunge etlicher dieser empter
gefallen, das an stadt derselbigen andere bestelt
werden musten, dieweil ohne das zu besorgen, das
deste leichtlicher ergernis fürfallen, viel untugend
und mutwill, von ungezogenen groben leuten, mit
verachtung und lesterung der religion, durch ehe-
bruch, unzucht, wucher, und andere laster, zu der
kirchen gericht und straf gehörend, würd fur-
genommen, so die vorigen gezwenknus und straf
nicht geübet, noch die execution der gedraueten
und angesetzten peenen der recht nicht geforcht,
noch der scheu, oder befahrung genomen würde,
sonderlich so keine neue gewisse bestellung der
consistorien oder kirchen gericht geordent, da die
ehehendel, oder matrimonial, und ander sachen,
in gedechtnus und registration behalten würden,
das wir auch selbst vieler klag halben, so an uns
und die visitatores gelanget, desgleichen aus teg-
licher erfarung befunden, das die kirchen hendel,
priester, pfarrer, ihr ampt, wandel und leben be-
langend, wol ein eigen gericht, und form bedürfen.
Solcher und fürderlich der ursach halben, das die
visitatores, so wir von etlichen jaren her, zu der
kirchen notturft, in unseren landen umbgeschicket,
und zu solchen sachen erhalten, nicht können al-
zeit bei einander sein, auch das consistorium, so
Sehling, Kirchenordnungen.

wir in unser churfürstlichen stadt und ort der
universitet zu Wittemberg auch etlich jar her
durch vier personen, aus den theologen, und rechts-
gelerten erhalten, den sachen allen nach weite
unser lande, nicht können ob sein, zu dem das
unser amptleute, und andere vorwalter der gerichte,
mit teglichen fürfallenden sachen beladen, da
durch sie allein auf die stupra, ehebruch, des-
gleichen andere laster, und mutwill, mit gebür-
lichem und notturftigem vleis nicht sehen können,
daher die laster, vielerlei sünde und verbrechung,
zu strafen verseumet, derwegen die widersacher
der ehre des heiligen evangelii, und göttlichen
namens, an dem leben des volks zu lestern und
schmehen, ursach nemen. So haben wir gnediglich
gewilliget, drei solcher consistorien in unserm
lande aufzurichten, und die mit commissarien,
notarien, und andern der gericht dienern zu-
bestellen.
Und sollen dieselben an nachfolgenden drei
orten ihr stuel und sedem haben, und halten, als
nemlich, in unser chur zu Wittemberg der eine,
der ander zu Zeitz, der dritte zu Zwickau oder
Salfeld.
Der stuel zu Wittemberg.
Soll haben vier commissarien, darunter zween
theologi und zween doctores der rechten, einen
fiscal, einen notarium, und einen substitut der-
selben, zweene geschworne boten oder cursores.
Stuel zu Zeitz.
Soll neben dem bischof haben einen doctorem
der recht, und zweene andere die in der heiligen
schrift und rechten unterricht, zugleich zweene
notarien, und zweene cursores, einen fiscal.
Stuel zu Zwickau.
Einen doctorem der rechte und der heiligen
schrift, zweene legal notarien, der geschickligkeit,
das sie beide oder je einer zu zeiten, die sachen
an stadt des commissarien, verhören und erwegen
können.
Wie weit aber eines jeglichen stuels aufsehen
und jurisdiction reiche, das sol hernach unter dem
titel, von formen der process der consistorien, an-
gezeiget werden.
Ampt der commissarien.
Dieser commissarien ampt soll sein fürnem-
lich für sich, und die superattendenten, hierauf
zu sehen, damit die pfarrer und diener des evan-
gelii, dem heiligen göttlichen wort gemess, ein-
trechtiglich und gleichförmig predigen und leren,
derwegen auch die heilige schrift vleissig studiren,
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