Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0231
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
13. Constitution und artikel des geistlichen consistorii zu Wittemberg. 1542.

203

zu gebürlicher straf genomen und angegeben, in
dem denn niemand, er sei adel oder von gemeinen
leuten sol verschonet werden, in dem auch wir,
wo die commissarien nicht wolten gefurcht werden,
unsern ernst erzeigen wollen, damit solche und
dergleichen misbietung und verachtung christlicher
religion abgeschafft werden.
Es soll auch im ampt der mess und com-
munion die elevation des sacraments abgethan
sein, und fort nicht mehr gebraucht werden.
Das auch die priester zur messe unter der
communion in der kirchen die gewönlichen alten
kirchenkleid, und sonst nicht uppische, kurze, zer-
schnittene, oder verbremete bunte, sondern ehr-
liche kleider gebrauchen, und sich in andern
leichtfertigen auf der gassen, oder an andern
enden fur den leuten nicht sehen noch finden
lassen, sondern das ire kleider schlecht einerlei
farben sein.
Und wo sie darinnen der jugend zum erger-
nis, und inen selbs zur verkleinerung in un-
geschickten leichtfertigen kleidern, oder auch mit
knebeln oder dergleichen leichtfertigen berten, be-
funden, das sie derwegen gestraft werden.
Solch aufsehen sol geschehen, auf alle andere
seelsorger, prediger, diacon, kirchendiener, schul-
meister, das sie ir leben und wandel, züchtig und
ehrlich füren untereinander, und mit den pfar-
leuten in guter einigkeit, und freundlichen willen
leben, damit was sie leren, auch mit dem exempel
und leben, selbs beweisen, irem ampt fleissig für-
stehen, und wo einer oder mehr befunden, oder
berüchtiget, das er ein ehebrecher, hurer, haderer,
seufer, wucherer, spieler, oder ob er auch dieb-
stals oder anderer unehrlicher, schendlicher han-
tierung verdechtig, sollen die commissarien deli-
berirn, ob derselbe ein zeitlang von seinem officio
zu suspendiren, oder genzlich abzusetzen, oder
sonst nach gelegenheit, in leichter und doch gebür-
licher straf, zu nemen sei.
Da entgegen sollen auch die pfarherr, seel-
sorger, prediger, und ander kirchendiener in dem,
was inen unrechts und zu leide geschicht, oder
an iren geordenten einkomen, gütern, und nutzungen
abgebrochen, es geschehe von wem es wolle, sich
bei den commissarien schutzs und schirms ge-
trosten, sie darumb besuchen, die ob sie darüber
veracht, und solchen uberlast gnugsam nicht
wenden, strafen oder abschaffen künten, und
würden es an uns gelangen, so wollen wir und
unser erben, inen an unser hülf nicht erwinden
lahn, und mit obangezeigten aufsehen wollen wir
auch dis gemeint haben, wo in stedten, dörfern,
und auf dem lande, leute befunden, menlichs oder
weiblichs geschlechts, welche sich so gar kalt und
seumlich in sachen, so gottes dienst, religion und
kirchen belangende, erzeigen, das sie in vier oder

fünf oder mehr sontage nicht zur kirche gehen,
das evangelium nicht hören, in 1. 2. 3. 4. oder
mehr jaren das heilige sacrament nicht begeren
zu empfahen, damit sie ganz böse exempel von
sich geben, daraus der armen jugent, entlich ein
vergessung, verkaltung, und verachtung gottes und
aller religion, darnach auch ein gar heidnisch,
greulich, teuflisch vorhertung erfolgen würde, die
sollen die commissarien in solchen, auch ober-
zelten und nachfolgenden fellen zu citirn, zu be-
kerung und besserung, und gegen iren pfarherrn
und superattendenten zu gebürlichen gehorsam,
gewiesen, und für solchem rohen, wilden, gottlosen
wesen und wandel vermanet, und auf ire nicht
bekerung oder besserung wider sie, wie hernacher
unter dem titel- der visitation und inquisition,
weiter meldung beschehen wird, wider dieselben
procediren.
Zechen auf die fest und sontage.
Weiter soll aufsehen geschehen, das in stedten
und dörfern, die offentlichen zechen, schlemmerei
und quaserei, sonderlich, welche auf die sontage
und andere fest, unter der heiligen communion,
bei irer straf abgethan werden, wie wir dann die-
selbe durch die vorige unser ausschreiben in den
weinachten und pfingst feiertagen vorlangest ver-
boten haben.
Begrebnus.
So sollen auch die commissarien darauf ach-
tung geben, und verschaffung thun, das es mit
den sepulturn oder begrebnissen, ordentlich und
gleichformig gehalten werde, und sonderlich, das
sich niemands unterstehe, abends und frü, one
vorwissen des pfarherrns, heimlich zu begraben,
dieweil daraus mancher heimlicher mord, und
allerlei unrat, erfolgen, und verdacht werden möchte.
Zu dem, das es nicht allein wider christlichen,
sondern auch der heiden brauch ist, menschliche
leichen wie ein as oder vihe, one gebürliche
cäremonien heimlich hinzuschleifen.
Kirchenbau, und der kirchhöfe be -
friedung.
Nach dem auch erfaren, und der augenschein
gibt, das an vielen orten die kirchen in stedten
und dörfern baufellig werden, die kirchofe un-
befriedet, unsauber stehen, und was die vorfahren
gebauet mit grossem reichen darlegen die nach-
komen nicht erhalten, so sol drauf achtung gegeben
werden, das die kirchen ehrlich, reiniglich, in
baulichem wesen erhalten, die kirchofe nicht un-
sauber noch verechtlich, sondern für den thieren
wol befriedet, erbauet, und erhalten werden, damit
die gottsheuser nicht zerrissen, dachlos, fensterlos,
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften