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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0250
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222

Die Kirchenordnungen. Ernestinisches Sachsen.

falscher gottesdienst, und gehört dieser artikel
in die lehr, dass man die closterpersonen unter-
richte , dass diese erdichte gelübden nichtig und
von gott verworfen sind. Darum auch die po-
testaten zulassen sollten, dass diejenige, so sich
aus den clostern zu thuen bedacht, solches un-
verhindert thuen möchten. Wollten nu die po-
testaten etliche closter zu zucht der jugend als

schulen, ohne gelübde erhalten, das stünde bei
ihnen etc.

Martinus Luther D.
Iohannes Bugenhagen, Pomer D.
Caspar Creutziger D.
Georgius Maior D.
Philippus Melanthon.

15. Instruction unser von gottes gnaden Johans Friderichen des mittlern, Johans Wilhelm und Johans Fri-
derichen des jugern gebrudern, herzogen zu Sachsen, lantgrafen in Doringen und marggrafen zu Meissen,
was die ehrwirdigen, wirdigen und hochgelarten unser liebe andechtige, rethe und getreuen ern Niclas
von Amsdorf, doctor Erhardt Schurpff, Justus Menius, magister Johannes Stoltz, Dietz von Brandenstein,
Christannus Bruck der rechten doctor, in sachen die neue visitation belangende thuen, handlen und aus-
richten sollen. Vom 17. Juni 1554.
[Nach Weimar Ji. Nr. 23—26; gleichzeitige Abschrift. Vgl. oben S. 62.]

Erstlich geben wir inen hirmit und in kraft
diser unser besigelten instruction vollkommen ge-
walt und macht, das sie alle pfarher prediger und
diaconos in allen stedten und dorfern unsers ganzen
landes (ausgeschlossen die welche ane mittel unter
den grafen und herrn wonen und in unsern
widdimbuchern nit zubefinden sein) vor sich in
nochvolgende stette nemlich gegen Waimar, Gotha,
Salfeld, Coburg, Aldenburg, Eisenach, Salzungen,
Esfelt, Hilpurghausen, Naustedt, Weida, Eisenberg
und Jena sampt den kirchhuettern, haimburgen
und schulthaissen iedes orts und etzliche aus den
gemainen erfordern und einem ieden pfarher
nochvolgende mainung, oder etwas demselben ge-
mess, furhalten und anzaigen sollen.
Wiewol got der almechtige sein ewigs got-
lichs wort in disen letzten tagen der welt reich-
lich und genediglich widerumh gegeben und unsere
lande fur andern mit solcher hailwertiger gnaden
aus lauter gute und barmherzigkait reichlich vor-
sehen auch vor vilen kezereien abfal und irthumb
genediglich behutet, dorumb wir auch sampt allen
den unsern schuldig weren inen dorfur in ewikait
zu loben, zupreisen und vor solche unausprech-
liche gnade dankbar zusein, so befinden wir doch
aus teglicher erfarung das solchs von den unsern
wenig beherzigt und zu gemut gefurt, zu dem das
auch keine oder ihe geringe pesserung gespurt
wirdet.
Noch dem es aber von vilen gotfurchtigen
leuten dorfur gehalten, das dieses nicht eine ge-
ringe ursach solchs unbusfertigen lebens und hoch-
sten undanks sein sollte, das die pfarherr und
prediger (zum theil) ungelert und unfleissige leute,
auch boses ergerlichen wesens lebens und wandels
sein, und ires berufs und ampts untreulich warten,
vil weniger ihren pfarkindern mit guten exempeln
vorgehen sollen, dorumb hetten wir zu abwendung des
und dormit auch in disen geschwinden zeiten und
leuften in unsern landen kezerei und irthumb nit

einrisse, mit rath unserer theologen und rethe
dise visitation vorzunemen vorordent und inen be-
volen, auch genzliche macht und gewalt gegeben,
alle pfarher, prediger, diaconos, kirchen und
schulendiner zu examiniren und in allen denselben
gebrechen und mengeln, es belangte ihr ler oder
leben, einsehen zuthuen und die ding in enderung
und pesserung zurichten, wie solche ire instruction
weiter besagen und mitbrengen thete, dorumb
sollte der erforderte priester uf alle artikel, die
er gefragt wurde, richtig antwort geben.
Wan solche gemeine vorhaltung oder etwas
das disem gemes zum eingang gemacht und ge-
schehen, als dan sollen die visitatores einen jeden
priester allain in sonderheit examiniren und fragen,
von den furnemsten stucken, die ein pfarher oder
selsorger wissen und seine pfarkinder lernen und
unterrichten. Doch sollen die artikel dorauf die
priester examinirt gehaim gehalten werden, domit
sie keinem zukomen und er sich dorauf gefast
machen moge.
In sonderhait aber sollen die dorfpfarhern
vornemlich vorhort und gefragt werden, ob sie auch
den catechismum kennen und was sie von einem
ieden stuck des catechismi halten und dovon zu-
berichten oder ire pfarkinder zulernen wissen,
sintemal vor uns komen ist das vil dorfpfarhern
denselben nit kennen sollen.
Dornach oder unter des sollen sich auch die
visitatores oder etzliche aus inen mit fleis erkunden,
wes lebens, wesens und wandels ein jeder priester
sei, auch wie und wan, desgleichen wie oft und
zu welcher zeit, tag und stunde er sein pfarampt
ubet, dan wir werden bericht, das etzliche ihre
pfarkinder, die auf den zugehorigen filialen wonen
zu unbequemer zeit besuchen, auch vil personen
und kinder mit dem sacrament und taufe vor-
seumen solten.
Wurden nuhen aus solchem examen und
 
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