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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0293
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24. Kirchenordnunge zum anfang, für die pfarherrn in herzog Heinrichs zu Sachsen fürstenthum. 1539. 265

und da ist gewislich nichts guts, sondern eitel
satanisch gedanken und werk. Und sonderlich
von gottes warheit, von dem evangelio, spötlich
reden, ist zwar ein solch löblich kunst, da der
teufel öberster meister ist, welchs die jenigen so
an gott verzagen, und dem satan sich ganz er-
geben haben, am besten können.
Was gott der herr fur göttlich stark werk
bei dem evangelio auch zu unser zeit thut und
gethan hat (welchs sie erst seer erschreckt hat)
das sehen die selbigen verherten papisten, und
mögen es mit henden greifen und tasten, wöllen
sie aber nicht deste weniger arme strohelmer mit
brennendem feur scherzen, so wird sie gott auch
wol finden, und der herr Christus, welcher gewis
in den pfaren, da das evangelium und die sacra-
ment rein gehen, öberster seelhirt, pfarer, bischof,
teufer und sacramentreicher ist.
Paulus der apostel warnet mit grossem ernst
wol höher und grösser leut, denn die papistischen
dorfpfarer sein, sich furzusehen, das sie sich
nicht an gott verbrennen, 2. Corint. 13. Suchet
ir denn (sagt er) das ir ein mal gewar werdet,
des, der in mir redet, nemlich Christus, als solt
er sagen, wagets nicht zu hoch, gott ist euch zu
stark, ir seid menschen, er ist gott. Lasset sie hin
lachen und spotten, es ist einer (sagt der herr
Johan. 8. cap.), der Christum und das evangelium
wil geehret haben, und wirds richten.
Wir aber, und alle gottfürchtigen sollen
nicht so klein achten das predigampt etc. sondern
sollen wissen, das ein iglich recht bestalt pfare
(wenn es auch das geringst dörflin were) des
lebendigen waren gottes haus und saal ist, da
gott und viel tausent engel (welche auch dorf-
pfarherr, und der geringsten Christen hüten pfarher
mit sein) wandeln und wonen, wie die epistel zu
den Hebreern ca. 12. sagt, ir, die ir das evan-
gelium höret, seid komen zu der wonung des
lebendigen gottes, zu dem waren hierusalem, und
zur menige vieler tausent engele. Und wo das
heilige evangelium in ein stad oder dorf kompt,
und den satan und babst austreibt, sollen wir uns
von herzen freuen, das wir diese stücke wider
rein haben, evangelium, tauf, sacrament, abso-
lution, etc.
Denn wo diese stück sind, da ist widerumb
das paradis angefangen, da ist das himelreich, wie
Christus selbs sagt. Wie herrlich preiset David
gottes haus, wo gott warhaftig ein pfare anricht,
und da er durch sein wort wonet. Der psalm
84 sagt, wie lieblich sind deine wonunge herr
Zebaoth, mein leib und seele freuen sich, das ich
mag predigt hören etc.
Man sehe, wie herliche werk gott der herr
wirket (als in geschichten der aposteln be-
Sehling, Kirchenordnungen.

schrieben) wo ein pfare oder kirch angehet, wo
das wort des herrn Jesu, wo die tauf ist, da
gibt er bald den heiligen geist, da thut er bald
den ganzen himel auf, thut wunderwerk, gibt
weisheit, geist, zungen und sprache, freidigkeit zu
predigen, macht das evangelium endlich zu ehren,
den satan zu schanden, fasset die pfaren, predig-
stül und das himelreich in eine haushaltung, in
eine oeconomia, wie denn die schrift auch die
pfarer oeconomos nennet, das ist, haushalter uber
die geistlichen und himlische schetze.
Und warlich, adel, ritterschaft, stedte, dörfer,
die christen sein wöllen, solten wissen, und recht
erkennen, das pfaren und christlich predigstül
gros zu achten, und zu ehren sind, denn im
ganzen buch der aposteln geschicht, ist das der
aposteln furhaben, das sie in landen, stedten,
dörfern , heusern, pfare anrichten, und ist kein
blat im selbigen buch, es wird die lere vom glauben
an Jesum Christum angezogen, heuchelei der
pharisaischen und falschen heiligkeit verworfen.
Es hat allein der apostel Paulus 36 oder
38 jar aneinander, von Tiberio an (unter
welchem er bekert ist) bis auf den keiser Nero,
diese lere und gottesdienst hin und wider gepflanzt
und geleret. Johannes der apostel hat 60 jar lang
dis evangelium gepredigt, und ist doch ia nicht
neu. Alle andere aposteln in iren episteln stimmen
mit inen, und warnen treulich fur neuen leren, und
neuen falschen gottes diensten (wie denn das ganz
babstum ist.)
Diese und kein andere lere, diesen und kein
andern gottesdienst haben sie auf die christenheit
geerbt, wie sie denn auch kein unordnung in den
kirchen gelitten haben, wie Paul. 1. Cor. 14
deutlich sagt, sehet das alles züchtiglich und
ordentlich zugehe. Darumb der satan sampt seinen
ungelerten , bittern, boshaftigen papisten, wüte,
zörne und spotte gleich was er wölle, und nenne
diese lere und gottesdienst, ketzerei, neuigkeit etc.
so wissen wir, das es die elteste rechte apostolische
ordnung ist, und schemen uns (wie Paulus zu
den Römern sagt) des evangelii von Christo nicht,
wie verechtlich es bei den gottlosen papisten,
heuchlern (welche Christus der herr ottern und
schlangen nennet) gehalten ist, sinds gewis, und
wissen furwar, gott wird sein angefangen werk
fortfüren, solch recht bestalte pfaren, als heilige
wonung und heuser gottes erhalten, und an stat
Bennonis, dergleichen götzen und abgötterei,
Christum und das evangelium pflanzen, denn es
stehet ir urteil schon geschrieben im 83. psalm,
schemen müssen sie sich, und erschrecken imer
mehr und mehr, und zu schanden werden und
umbkomen, so werden sie erkennen, das du es
bist, und dein name sei herr, das du seist der
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