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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0320
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Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.

gelangen lassen, die mit dem banne zu strafen
sein, sollen sie solche felle erwegen, und wie
sich der superattendent ader pfarrer mit dem banne
verhalten, sol mit rat der hern coadiutors ime
zuschreiben.
Die briefe, citationes und process, so sie an
die superattendenten und pfarherrn ausgehen
lassen, sollen lateinisch, ader die edicta und
brive an die leien sollen deutsch geschrieben
werden:
Die tax vor die brive sal also genommen
werden:
2 g. vor eine citation,
1 g. von ein blat zu copiren,
2 d. von einem edikt,
10 g. von einem urteil,
1 d. von einem blat, wan von munde in die
feder gesetzt wirdet,
1 d. von einer meil wegs dem boten binnen
dem lande, ausserhalben 2 d.
Von solchem gelde sol man kaufen vor das
consistorium holz, wachs, papier, tinten, licht und
andere notturft. Das ubrige sal darzu gebraucht
werden, wann man ex officio procedirt. Doch sol
den notariis das gelt folgen, wann von munde in
die feder gesetzt wirdet.
B. Ehe-Bedenken.
Bedenken wes auf unsers genedi-
gen hern und fursten, herzog Moritzen zu Sachsen,
landgrafen in Duringen, und marggrafen zu Meissen,
begeren und bevel,
Unser auch genediger herr, furst George zu
Anhalt etc. coadiutor in geistlichen sachen zu
Merseburg, und thumprobst zu Magdeburg sampt
den beschriebenen rethen, und superattendenten,
sich zur zella innocentum anno domini im funf-
zehenhunderten und funf und virzigsten, bis auf
seiner fürstlichen genaden gefallen und Verbesse-
rung verglichen haben.
Die ehesachen sollen vor das bischoflische
ampt und consistoria gehören, zuerkennen, und
bescheid zugeben, nicht alleine, ob eine ehe sei
zwischen streitigen parteien, sundern auch ob ein
ehe zuscheiden sei. Es söllen aber beide con-
sistoria einhellig erkennen und bescheid geben,
nach den beschribenen rechten, wo die dem
götlichen worte nicht zukegen; wue aber die be-
schribenen rechte dem götlichen rechte ungemess
und zukegen, do söllen sie sich, des götlichen
Wortes halten und ihr urtel und recht darnach
richten und geben, wie dann in etlichen fellen
hernach angezeigt wirdet.

Von ehegelubden ane
bewilligung der eltern.
Nachdeme sichs ofte zutregt, wan die eltern
ihre kinder fleissig auferzogen und sie, vor sich
selbst, zu gelegener zeit zuverehelichen willig
sein, das sich darzwischen ein junges dem andern
aus unvorstande, trunkenheit, kopieret, ader in
andere wege, wie das zukommen mag, zum ehe-
stande vorpflicht, ahne vorbewust und bewilligung
ihrer eltern, und aber got geboten hat, du solt
vater und mutter ehren und gehorsam sein,
welcher gehorsam in der heiligen geschrift, und
kaiserlichen rechten under andren auch auf das
eheliche vorpflichten gedeutet wirdet, so soll solliche
vorpflichtung, die also ahne begrussung und be-
willigung der eltern vorgenommen, in beiden con-
sistoriis nach götlicher satzung, kaiserlicher ordnung
und erforderung burgerlicher erbarkeit unkreftig
und unkundig erkent werden.
Und sölchs sal ane underscheid gehalten
werden, ob auch gleich die eltern kaine ursache
ihrer nicht bewilligung vorzuwenden hetten, in
dem falle, so der sohn, under zwanzik und die
tochter under achtzehen jaren ihres alters seind
in zeit des ehevorpflichtens.
Do aber die kinder, die sich ahne wissen und
bewilligung der eltern also vorlobt, das angezeigt
alter in zeit des verlubnis erreicht hetten, so sol
ein underschied gehalten werden , damit die
ehrerbietung und kindlich gehorsam durch die
eltern zu keiner tirannei und gotlosikeit gebraucht
werde.
Nemblich, woe ein sohn der do zwanzik jar,
ader eine tochter, die achtzehen jar ihres alters
erreicht, ihre eltern mermals kindlich ersucht und
gebeten hette, das sie ihnen gestatten und vor-
helfen wolten, sich mit diser, ader jener person,
die sie mit ehren und fuge zur ehe wol nehmen
und haben möchten, zuvorehelichen, und do es die
eltern abschlugen, und die kinder hetten sie
daruber durch den pfarern und freunde abermals
bitten und ersuchen lassen, und die eltern theten
dasselbige aber abschlagen, und sucheten auch
sunst nicht gelegenheit, die kindere mit ihrem
willen erlich zuvorheiraten, theten also die kindere
vorseumen, ihren eigenen nutz alleine suchen und
des kindes schwacheit nit bedenken und es
wurden sich die kinder des vorgemelten alters
daruber .mit eerlichen redlichen personen zur ehe
vorloben und vorpflichten , so sol die ehe kreftig
erkant werden, in ansehung das die kinder dem
vater die schuldige ehre angeboten, und sol auch
in dem falle das kind der ehe volge zuthuen,
schuldig sein, es möchten dann die eltern ader
kindere redliche ursachen vorwenden, warumb
sölche vorheiratung nicht eerlich, ader ratsam,
als wann einer der jungfrauen vatern nach seinem
 
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