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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0347
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32. General-Artikel und gemeiner Bericht. Vom 8. Mai 1557.

319

das hochwirdige sacrament reichen, in ansehunge,
das zum ofternmal viel und mancherlei Unrichtig-
keit doraus erfolget, es weren dann wandernde
oder kranke personen, und, wie berürt, wol under-
richtet.
Von ceremonien,
Mit den ceremonien bei der taufe, communion,
festen und gesengen in der kirchen, auch dem
copuliren oder trauen, und ehelich zusammen-
gebungen, und sonst, sol es nach obbemelter
anno etc. 40. ausgegangener agenda (derer s.
churf. g. in manglung mehr zu drucken gnedigst
verordnen wollen) gehalten werden.
Wie sich die eingepfarten gegen gottes
wort und den hochwirdigen sacramen-
ten, und sonsten in irem leben und
wandel vorhalten sollen.
Es sollen sich jedes orts eingepfarte in allem
thun ires lebens, und sonderlich mit anhörung
gottes worts, mit empfahung des hochwirdigen
sacraments unstreflich und christlich vorhalten.
Do aber einer oder mehr deme zu wider unchrist-
lichs lebens und vorechter gottes worts befunden,
sonderlich die das hochwirdige sacrament in beider-
lei gestalt, weil das evangelium rein und lauter
gepredigt worden, niemals oder in viel jaren
nicht gebraucht hetten, oder aber sonst offentliche
vorechter gottes worts weren, und von ihren
pfarherrn deshalb christlich vermanet, und fleissig
geleret und underwiesen, im Vorgesetzten erger-
lichen und bösen leben halsstarrig und unbus-
fertiglich vorharren würden, die sollen der obrig-
keit jedes orts angezeigt werden, und wo die nicht
gebürliche strafe vornehme, also dann sollen die-
selben vorechter gottes worts zu keiner tauf oder
communion one vorgehende rechtschaffene reu und
busse zugelassen, oder da sie von hinnen ab-
scheiden oder sterben, mit keiner gewönlichen und
christlichen solennitet gleich andern christen zur
erde bestattet werden.
Es sollen auch die jenigen, so an festen und
sontagen vor- und nachmittag (sonderlich aber auf
den dörfern) die predigten vorseumen, und sich
zuvorn bei den pfarherrn und richtern jedes orts
ihrer vorhabenden nothwendigen gescheft halben
nicht entschüldigen, mit zimlicher gelt-busse, oder
do sie des vermögens nicht weren, mit dem hals-
eisen an der kirchen, oder anderm gefenknis ge-
strafet werden.
Welche under der predigt oder dem ampt in
und ausser der kirchen unfug treiben mit waschen,
lachen, und anderem dergleichen, sollen auch
in das halseisen geschlagen, oder sonst gezüchtiget
werden.

Von ehe-sachen und hochzeiten.
Es sollen die hochzeiten nicht auf den son-
tagen oder andern heiligen tagen, besondern auf
den werkel-tagen in der wochen, oder do des einig
bedenken oder ursach, darumb es schedlich vor-
fallen sollte, ungeachtet desselben, eher nicht auf
den sontagen, und andern heiligen tagen, dann
nach der vesper und gehaltenem catechismo, an-
gefangen und volbracht werden.
Und nachdem sich etzliche daheim in iren
heusern, höfen, auch wol underm himmel, und
nicht in der kirchen trauen lassen, doraus dann
allerlei unrichtigkeit erfolget, als sol hinfüro die
copulierung und zusammengebung oder einsegnung
der braut und breutgams ausserhalb der not anders
nicht, dann in der kirchen vor christlicher gemeine,
und mit beiderseits eldern, vormünden, oder
nechster freundschaft vorwissen, und sonsten gar
nicht, geschehen.
Also sollen auch diese personen, so sich in
ehelichen stand zu begeben bedacht, zuvorn drei
sontage nach einander offentlich aufgeboten, und
wann kein hinderniss befunden, alsdann eingeleitet,
und zusammen gegeben werden.
Und damit man wissen möge, welche nach
göttlichen und gemeinen keiserlichen rechten sich
mit einander zu vorehlichen vorboten, haben s.
churf. g. alle vorbotene grad, nach der blutfreund-
schaft und schwegerschaft zu rechnen, abdrucken,
und zu ende dieser articul setzen lassen.
So ofte nun ein seelsorger umb zusammen-
gebung vortraueter personen ersucht, sol er die
personen, so sich ehelichen wollen, befragen, ob
und wie sie einander vorwand, und wider ob-
berürte vorbotene gradus keine personen zusammen
geben.
Auch sol kein pfarherr in kleinen stedten,
aufn dörfern, oder diacon in stedten, ehesacken zu
richten, oder aber die ehe zu scheiden, sich
undernehmen, sondern dieselbe vor ire geordenten
superattendenten zu vorhören und zu vorrichten
weisen, welche im fall der notturft, do inen die
sachen zu schwer, oder dermassen vorwirret, dass
sie gerichtlich zu entscheiden, ferner an das con-
sistorium weisen und remittiren sollen.
Kein pfarherr soll auch einige frembde leute,
so nicht in seine pfarre gehörig, copuliren oder
zusammen geben, in ansehung, dass viel und oft-
mals allerlei unrichtigkeit hieraus erfolget.
Demnach auch etzliche von der weltlichen
obrigkeit, als amptleute, scliössere, und etzliche
des adels ungeachtet, das sie ungelert, heiliger
schrift und der recht unerfahren, hierzu auch
ordentlich nicht berufen, oder aber desselben
sonderlichen befehl gehabt, sich understanden,
ehesachen zu vorhören und zu scheiden, sol sich
hinfüro derselben niemand weiter underfangen,
 
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