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Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.
besondern diese sachen den superattendenten und
consistoriis zu vorhören, und nach gelegenheit zu
vorrichten, heimstellen. Do auch die superatten-
denten in deme irer hülf bedürfen würden, sollen
sie inen dieselbige unweigerlich leisten und wider-
fahren , oder aber in Weigerung sollichs an s.
churf. g. gelangen lassen.
Von den todten und begrebnüssen.
Do jemand von gott durch krankheit und
tödtlichen abgang von diesem jammerthal ab-
gefordert würde, sol derselbige nicht alsobald be-
graben, besondern zum wenigsten zwelf stunden
doheim im hause behalten werden, in betrach-
tunge, das etzliche durch geschwinde krankheiten
oder anmacht etwan also schwach, mathlos und
vorzuckt, das sie vor tode menschen angesehen,
und doch gleichwol uber etzliche stunden wider-
umb sich erholen, vorstendig und lebendig werden.
Alle todten sollen ehrlich beleitet werden
den lebendigen zu einer erinnerung irer sterblig-
keit, auf das ein jeder sein ende, und wie un-
gewis dasselbige sei, bedenke, auf das er sein
leben in bussfertigkeit zu richten, und sich zum
tode bereit und geschickt zu machen, hierdurch
vormanet werde. Den leichen sol allein an denen
oertern, da sie begraben, und nicht uber land an
frembden orten gelautet werden, aus ursachen,
das solches eine abergläubige superstitio, und
seinen grund von dem ertichten fegefeuer be-
kommen.
Auch sollen der christen verstorbene cörper
christlich und ehrlich beleitet und begraben werden.
Derwegen sol die leiche mit einem tuch ehrlich
bedeckt, und mit dem pfarherr, glöckner, diaconis
und schulmeister, einen oder mehr, nach andacht
und vormögen eines jedem, sampt den schülern
(da die vorhanden) und mit christlichen gesengen,
^dadurch die menschen irer Sterblichkeit, und des
jüngsten gerichts, auch der frölichen auferstehung
von den todten, und des künftigen ewigen lebens
erinnert, zu der erden bestattet werden.
Damit auch die beleitung der todten desto
christlicher geschehen möge, sollen auf den dörfern
etliche personen von der freundschaft (sonderlich
wann ein aldes verstorben) mit gehen, und die
leiche zum grabe beleiten helfen, ausgeschlossen,
wann die pestilenz regieret, alsdann sol solches
in eines jedem gefallen gestalt sein.
Auf das auch die kirchhöfe allenthalben und
sonderlich auf den dörfern, da sich pfarherrn oder
glöckener, dero darauf wachsenden greserei ge-
meinlich gebrauchen, ehrlich und rein, als ein
schlafhaus der christen, so am jüngsten tage von
Christo auferwecket und selig gemacht werden
sollen, gehalten, so sollen dieselben mit mauren,
blanken, zeunen und thüren verwaret, und vorm
viehe allenthalben mit fleiss vormacht werden.
Von wahl und ambt der superatten-
denten.
Es sol mit der wahl eines superattendenten
vornemblich grosse acht darauf gegeben werden,
das nicht ungeschickte, untügliche leute aus gunst
darzu angenommen, oder durch etzlicher leute
fürbitt, oder sonst eingedrungen werden, sondern
dieweil es ein hohes schweres nötiges ambt ist,
als wollen s. churf. g., das erbare, wolbetagte,
erfarne, gelerte, wolgeübte, gottfürchtige menner
in hohen schulen und anderswo mit rath der
theologen gesucht, und s. churf. g. zuvor und ehe
sie berufen, angegeben, also dann mit seiner
churf. g. bewilligung erwelet, ordentlich vocirt,
und, wie gebreuchlich, ordinirt, und von seiner
churfürstlichen gnaden entlich confirmiret werden.
Demnach dann ein superattendens andern
pastoribus vor stehen, sie unterweisen, vormanen,
strafen, annemen und entsetzen helfen, und andere
dinge, die hernach folgen, ausrichten sol, wil
hoch von nöten sein, das solcher bei den andern
pastoribus ein ansehen und scheu habe, und nicht
seiner jugent, ungeschickligkeit, ergerlichen lebens,
und dergleichen ursachen halben, voracht werde.
Es sol aber ein jeder superattendens fleissig
acht geben auf aller der pastorn und andern
kirchendiener lahr, leben und fleiss, die seiner
inspection underworfen sein, und damit er sich
desto gewisser solches alles erkündigen möcht, sol
er die dorf-pfarherr und kirchendiener im jahr
einmal zu sich bescheiden, auch, da es die not-
turft erfordert, unvorwarnt selbst in die stedte,
flecken und dörfer reisen, und aldo die predigten
anhören, sich bei den zuhörern von ihres seel-
sorgers wandel befragen, auch zu zeiten etzliche
pfarkinder, sonderlich die jugent ausm catechismo
examiniren und verhören, dergleichen die schulen
besichtigen und erfahren, was für ordenung darin
gehalten werde, und wie sich die knaben bessern.
Und wo also, wie obberürt, einer oder mehr
superattendenten etzlicher irer kirchen gelegenheit
dermassen befunden, das die zu besuchen von
nöten, haben s. churf. g. gnedigst gewilliget, inen
die zur notturft aufgewandte zerung wiederum zu
erlegen und zu erstatten, jedoch sollen sie solche
zerunge eigentlich vorzeichnen, wieviel vor essen,
trinken, mietlohn eines oder zweier pferde (do
von fern wegen des orts dem superattendenten
eine fuhre von nöten were) an einem jeden ort,
an welchem tage es aufgelaufen sei, und s. churf.
g. zu eignen handen uberschicken.
Darüber sol ein jeder superattendens nach seiner
und der benachbarten pfarherrn gelegenheit alle
jar zwischen ostern und pfingsten einen synodum
Die Kirchenordnungen. Albertinisches Sachsen.
besondern diese sachen den superattendenten und
consistoriis zu vorhören, und nach gelegenheit zu
vorrichten, heimstellen. Do auch die superatten-
denten in deme irer hülf bedürfen würden, sollen
sie inen dieselbige unweigerlich leisten und wider-
fahren , oder aber in Weigerung sollichs an s.
churf. g. gelangen lassen.
Von den todten und begrebnüssen.
Do jemand von gott durch krankheit und
tödtlichen abgang von diesem jammerthal ab-
gefordert würde, sol derselbige nicht alsobald be-
graben, besondern zum wenigsten zwelf stunden
doheim im hause behalten werden, in betrach-
tunge, das etzliche durch geschwinde krankheiten
oder anmacht etwan also schwach, mathlos und
vorzuckt, das sie vor tode menschen angesehen,
und doch gleichwol uber etzliche stunden wider-
umb sich erholen, vorstendig und lebendig werden.
Alle todten sollen ehrlich beleitet werden
den lebendigen zu einer erinnerung irer sterblig-
keit, auf das ein jeder sein ende, und wie un-
gewis dasselbige sei, bedenke, auf das er sein
leben in bussfertigkeit zu richten, und sich zum
tode bereit und geschickt zu machen, hierdurch
vormanet werde. Den leichen sol allein an denen
oertern, da sie begraben, und nicht uber land an
frembden orten gelautet werden, aus ursachen,
das solches eine abergläubige superstitio, und
seinen grund von dem ertichten fegefeuer be-
kommen.
Auch sollen der christen verstorbene cörper
christlich und ehrlich beleitet und begraben werden.
Derwegen sol die leiche mit einem tuch ehrlich
bedeckt, und mit dem pfarherr, glöckner, diaconis
und schulmeister, einen oder mehr, nach andacht
und vormögen eines jedem, sampt den schülern
(da die vorhanden) und mit christlichen gesengen,
^dadurch die menschen irer Sterblichkeit, und des
jüngsten gerichts, auch der frölichen auferstehung
von den todten, und des künftigen ewigen lebens
erinnert, zu der erden bestattet werden.
Damit auch die beleitung der todten desto
christlicher geschehen möge, sollen auf den dörfern
etliche personen von der freundschaft (sonderlich
wann ein aldes verstorben) mit gehen, und die
leiche zum grabe beleiten helfen, ausgeschlossen,
wann die pestilenz regieret, alsdann sol solches
in eines jedem gefallen gestalt sein.
Auf das auch die kirchhöfe allenthalben und
sonderlich auf den dörfern, da sich pfarherrn oder
glöckener, dero darauf wachsenden greserei ge-
meinlich gebrauchen, ehrlich und rein, als ein
schlafhaus der christen, so am jüngsten tage von
Christo auferwecket und selig gemacht werden
sollen, gehalten, so sollen dieselben mit mauren,
blanken, zeunen und thüren verwaret, und vorm
viehe allenthalben mit fleiss vormacht werden.
Von wahl und ambt der superatten-
denten.
Es sol mit der wahl eines superattendenten
vornemblich grosse acht darauf gegeben werden,
das nicht ungeschickte, untügliche leute aus gunst
darzu angenommen, oder durch etzlicher leute
fürbitt, oder sonst eingedrungen werden, sondern
dieweil es ein hohes schweres nötiges ambt ist,
als wollen s. churf. g., das erbare, wolbetagte,
erfarne, gelerte, wolgeübte, gottfürchtige menner
in hohen schulen und anderswo mit rath der
theologen gesucht, und s. churf. g. zuvor und ehe
sie berufen, angegeben, also dann mit seiner
churf. g. bewilligung erwelet, ordentlich vocirt,
und, wie gebreuchlich, ordinirt, und von seiner
churfürstlichen gnaden entlich confirmiret werden.
Demnach dann ein superattendens andern
pastoribus vor stehen, sie unterweisen, vormanen,
strafen, annemen und entsetzen helfen, und andere
dinge, die hernach folgen, ausrichten sol, wil
hoch von nöten sein, das solcher bei den andern
pastoribus ein ansehen und scheu habe, und nicht
seiner jugent, ungeschickligkeit, ergerlichen lebens,
und dergleichen ursachen halben, voracht werde.
Es sol aber ein jeder superattendens fleissig
acht geben auf aller der pastorn und andern
kirchendiener lahr, leben und fleiss, die seiner
inspection underworfen sein, und damit er sich
desto gewisser solches alles erkündigen möcht, sol
er die dorf-pfarherr und kirchendiener im jahr
einmal zu sich bescheiden, auch, da es die not-
turft erfordert, unvorwarnt selbst in die stedte,
flecken und dörfer reisen, und aldo die predigten
anhören, sich bei den zuhörern von ihres seel-
sorgers wandel befragen, auch zu zeiten etzliche
pfarkinder, sonderlich die jugent ausm catechismo
examiniren und verhören, dergleichen die schulen
besichtigen und erfahren, was für ordenung darin
gehalten werde, und wie sich die knaben bessern.
Und wo also, wie obberürt, einer oder mehr
superattendenten etzlicher irer kirchen gelegenheit
dermassen befunden, das die zu besuchen von
nöten, haben s. churf. g. gnedigst gewilliget, inen
die zur notturft aufgewandte zerung wiederum zu
erlegen und zu erstatten, jedoch sollen sie solche
zerunge eigentlich vorzeichnen, wieviel vor essen,
trinken, mietlohn eines oder zweier pferde (do
von fern wegen des orts dem superattendenten
eine fuhre von nöten were) an einem jeden ort,
an welchem tage es aufgelaufen sei, und s. churf.
g. zu eignen handen uberschicken.
Darüber sol ein jeder superattendens nach seiner
und der benachbarten pfarherrn gelegenheit alle
jar zwischen ostern und pfingsten einen synodum