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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0393
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 365

zeit, darin zuendern oder zuverbessern, was zu
erhaltung guter ordnung und christlicher einigkeit
dienstlich.
Und dieweil auch an exemplarn ein mangel
gewesen, solche nachmals alsbald in druck ver-
fertigen lassen.
Darauf ist unser gnediger und ernstlicher
wille und meinung, das alle pfarrer und kirchen-
diener sich derselben durchaus in verrichtung ires
ampts gehorsamlich verhalten, und von solcher in
keinem artikel weichen, noch aus eigenem gut-
dünken andere und diesen kirchen unbekante
agenden, oder kirchenordnungen, neue, und zuvor
ungewönliche gebreuch einfüren, sondern sich in
allwege solcher ordnung gemess erzeigen.
Deswegen dann unsere consistoria, super-
intendenten, und derselben adiuncten, ihr fleissige
inspection und aufsehen, besonders in ihren halb-
jerigen visitationibus halten, und jeder zeit fleissig
nachforschung haben , und das solches von ihnen
geschehe, die verordneten des synodi mit fleis
darob sein, und ernstlich darüber halten sollen,
in massen solche hiermit diesem buch inseriert
und einverleibet worden, wie nachfolget.
Agenda, das ist, kirchenordnung,
wie sich in unser von gottes gnaden Augusten,
herzogen zu Sachsen, churfürsten, etc. und burg-
grafen zu Magdeburg, churfürstenthumb und landen,
die pfarrer und seelsorger in ihren amptern und
diensten verhalten sollen.
Die alte vorrede an die pfarrer und
christlichen leser
Gnade und friede .... [folgt wörtlich die
Vorrede der Herzog Heinrichs-Agende von 1539.
Vgl. oben S. 264 ff.].
Von den predigten an sonn, feier und
werkeltagen.
Auf was zeit, tag und stunde, an sonn, feier
und werktagen, wie auch auf die fest die predigten,
auch mit was ordnung, anzustellen, und gehalten
werden sollen, ist bei den andern artikeln unter
den general artikeln verzeichnet, und daselbst
zufinden.
Von der taufe.
Martinus Luth. allen christlichen lesern gnade
und friede in Christo unserm herrn.
Weil ich teglich sehe und höre, wie gar mit
unfleis und wenigem ernst, wil nicht sagen, mit
leichtfertigkeit, man das hohe, heilige, tröstliche
sacrament der taufe handelt uber den kindlein,
welcher ursach ich achte auch eine sei, das die,
so dabei stehen, nichts darvon verstehen, was da
geredt und gehandelt wird, dünket michs nicht

allein nütz, sondern auch noth sein, das man es
in deutscher sprache thu, und habe darumb solches
verdeutscht, auzufahen auf deutsch zu teufen, da-
mit die paten und beistender desto mehr zum
glauben und ernstlicher andacht gereizt werden,
und die priester, so da teufen, desto mehr fleis
umb der zuhörer willen haben müssen.
Ich bitte aber aus christlicher treu, alle die
jenigen, so da teufen, kinder heben, und darbei
stehen, wolten zu herzen nemen das treffliche
werk, und den grossen ernst, der hierinnen ist.
Denn du hie hörest in den worten dieser gebet,
wie kleglich und ernstlich die christliche kirche
das kindlein her trägt, und so mit bestendigen
ungezweifelten worten für gott bekennet, es sei
vom teufel besessen, und ein kind der sünden
und ungnaden, und so fleissig bittet umb hülf und
gnad durch die taufe, das es ein kind gottes
werden möge.
Darumb woltestu bedenken, wie gar es nicht
ein scherz ist, wider den teufel handeln, und den-
selben nicht allein von dem kindlein jagen, sondern
auch dem kindlein solchen mechtigen feind sein
lebenlang auf den hals laden, das es wol noth ist,
dem armen kindlein aus ganzem herzen und
starkem glauben beistehen, auf das andechtigst
bitten, das ihm gott nach laut dieser gebet nicht
allein von des teufels gewalt helfe, sondern auch
sterke, das es möge wieder ihn ritterlich im leben
und sterben bestehen. Und ich besorge, das dar-
umb die leute nach der taufe so ubel auch geraten,
das man so kalt und lessig mit ihnen umbgangen,
und so gar ohne ernst für sie gebeten hat in
der taufe.
So gedenke nun, das in dem teufen diese
eusserliche stück das geringste sind, als da ist,
unter augen blasen, creuze anstreichen, salz in
den mund geben, speichel und kot in die ohren
und nasen thun, mit öl auf der brust und schuldern
salben, und mit chresam die scheitel bestreichen,
westerhembt anziehen, und brennende kerzen in
die hand geben, und was da mehr ist, das von
menschen die tauf zuzieren hinzu gethan ist, denn
auch wol ohne solches alles die taufe geschehen
mag, und nicht die rechten griffe sind, die der
teufel scheuet oder fleuhet, er verachtet wol grösser
ding, es muss ein ernst hie sein.
Sondern da sihe auf, das du in rechtem glauben
da stehest, gottes wort hörest, und ernstlich mit
betest, denn wo der priester spricht, last uns beten,
da vermanet er dich je, das du mit ihm beten
solst, auch sollen seines gebets wort mit ihm zu
gott im herzen sprechen alle paten und die umb
her stehen. Darum sol der priester diese gebet
fein deutlich und langsam sprechen, das es die
paten hören und vernemen können, und die paten
auch einmütiglich im herzen mit dem priester
 
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