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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0431
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 403

gien, verordnungen und verschaffungen aller derer
hendel, so in dem consistorio vorfallen werden,
jemands mündlich oder schriftlich, heimlich oder
offentlich, etwas offenbaren wölle, als mir gott
helf, durch Jesum Christum seinen sohn, unserem
herren.
IIII. Des notarii und substituten oder copisten eid.
Ich gerede und gelobe, das ich meinem ampt
mit ganzen treuen und fleis wölle abwarten, dem
herrn directori und assessorn gewertig und ge-
horsam sein, mit schreiben, lesen und andern,
auch die acten und hendel fleissig registrieren,
und die briefe und urkund, so in dem consistorio
eingebracht worden, wol bewaren, und dieselbigen
und was in sachen jeder zeit beratschlaget und
gehandelt niemands eröffnen, noch einige copei
ohne erlaubnis und erkentnis des consistorii den
parteien, oder jemands anders davon geben, dar-
umb kein geschenk nemen, sondern mich meiner
besoldung und tax benügen lassen, alles getreu-
lich und ungefehrlich, als mir gott helf, durch
Jesum Christum seinen sohn, unseren herren.
V. Eid der warheit.
Ich schwere, das ich auf das alles, so mir
fürgehalten, und ich befraget werde, die reine,
lautere, einfeltige, und ganze warheit sagen, be-
richten, und bekennen, und die keiner ursachen
halben verhalten wölle, ohne alles gefehrde und
argliste, als mir gott helfe durch Christum Jesum,
seinen lieben sohne, unseren herren.
VI. Der procuratorn, so bei jedem consistorio
verordnet, handgelübde und eid.
Ich gerede und gelobe an eides stad, das ich
die befohlene sachen nach meinem besten ver-
stande den parteien zu guten mit fleis fürbringen
und handeln, und darinnen wissentlich keinerlei
falsch und unrecht gebrauchen, noch gefehrlich
aufschub und dilation zu verlengerung der sachen
suchen, und das die parteien zuthun oder zu-
suchen nicht unterweisen, auch heimligkeit der
vertraueten sachen niemands offenbaren, das con-
sistorium und die consistoriales ehren, vor dem
consistorio erbarkeit gebrauchen, der lesterung
und schmehung mich enthalten, darzu die parteien
uber die gebür nicht ubernemen noch beschweren,
und wo derwegen irrungen und zwispalt entstünden,
des consistorii messigung und entscheids mich
begnügen, und es darbei bleiben lassen wil, ohne
gefehrde.
VII. Was sachen in das consistorium gehörig.
Darmit guter und gebürlicher unterschied
zwischen den weltlichen und kirchen gerichten
gehalten, und dieselbigen nicht miteinander ver-

mischet werden, sollen nicht allerlei, sondern
allein die sachen und mit solcher mass in das
consistorium angenommen, gehandelt, verrichtet
werden, wie hernach folget.
Erstlich alle ehesachen, wie sie namen haben,
welche durch die superintendenten und jedes orts
oberkeit auf die ihnen zugestellete ordnung nicht
können vorrichtet und verglichen werden.
Alle ergerliche sünde und laster an den lerern
und zuhörern wider die erste und andere tafel
der gebot gottes, allein soviel die gradus admoni-
tionum, und nicht die weltliche strafe belanget,
wie solche in den synodis verordnet worden.
Alle sachen, die pfarrer, kirchen und schul-
diener, vocation, ampt, dienst, leben, wandel,
translation, dimission, suspension, handlung und
verbrechung belangend, auf mass, wie bei den
synodis verzeichnet.
Alle sachen, so der kirchen, schulen, hospi-
taln, und gemeiner kasten güter, lehen, einkommen,
nutzung, gebeud, und besserung, darzu der kirchen-
diener besoldung betreffen.
Der küster oder anderer meuterei, oder un-
ordentliche, ungebürliche sachen wider die pfarrer
und kirchendiener.
Und in summa, was in dem kirchen regiment
gute anordnung und verbesserung erfordert, sol
alles auf die gegebene mass in den consistoriis
verrichtet werden.
VIII. Vom process der consistorien, und nach
welchen rechten in vorfallenden rechtssachen er-
kant und gesprochen werden sol.
Nachdem bisdahero in unsern consistorien
breuchlich gewesen, das zum theil mündlich, zum
theil auch nach gestalt der sachen wichtigkeit
und weitleuftigkeit schriftlich, jedoch alles sum-
marie, ohne Zulassung unnötiger dilatorien, excep-
tionen procedirt ist worden.
Sollen unsere consistorialen solchen process
nochmals halten, und fleiss haben, das den sachen
schleunig abgeholfen, und sonderlich mit allem
treuen verhüten, das die parteien mit weitleuftig-
keit und langwirigen processen nicht beschweret
werden.
Sonderlich aber keine ehesachen mutwillig
aufziehen lassen, sondern zu verhütung beschwer-
nis der gewissen, und anderer daraus erfolgenden
ungebürlichen sachen jederzeit den proces be-
fördern und endlichen gehörenden bescheid
widerfaren lassen.
Die sentenz und urtheil aber sollen nach der
heiligen schrift, auch den gemeinen und in unsern
landen gebreuchlichen und ublichen rechten ge-
fasset und gesprochen werden.
Und dieweil in ehe und andern dergleichen
sachen etliche vorneme theologen, Lutherus und
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