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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0463
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, Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu

hochwürdigen sacraments des abendmals auch
andern christlichen kirchen versamlungen zugelassen
werde.
Und sollet hierauf ihr alle ermanet sein,
fleissig zu bitten, das der allmechtige, barmherzige
gott diesem N. und uns allen unsere sünd gne-
diglich durch Jesum Christum vergeben und mit
dem heiligen geist begaben wolle, dass wir bis in
unsern tod ein christlich, züchtig leben füren,
durch unsern herrn Jesum Christum, amen.
Darauf sol der pfarrer dem excommunicirten,
so vor angesicht der gemein niederkniet, die offent-
liche beicht und alsbald auch die absolution für-
sprechen, und den actum Ecclesiee mit dem ge-
wönlichen gesang beschliessen.
Dergleichen sol sich gegen derselben person
mit erlassung der weltlichen straf unser amptman,
erb oder gerichtsherr halten in massen, wie es
jeder zeit ihnen befohlen worden.
Da aber die excommunicirte person keine
besserung erzeigt, und also in tödliche krankheit
fiel, sol der pfarrer abermals allen fleis fürwenden,
das sie ihre sünde erkenne, und derselben von
wegen Jesu Christi ledig gesprochen zuwerden be-
gere, auch besserung ihres lebens verspreche. Da
nun durch gottes gnad solches erlangt, sol der
pfarrer sie absolvieren und auf ihr beger mit
dem heiligen abendmal Christi trösten und ver-
sehen.
Im fall aber, da die excommunicirte person
ohne besserung aus diesem leben abschiede, so sol
das pfarrvolk nicht bei derselben begrebnis sein,
sondern sie ohne gebürliche ceremonien durch
die bestelten todtengreber doch ausserhalb des
kirchhofs als ein abgeschnitten glied der heiligen
christlichen kirchen, vergraben lassen.
Es sollen auch die pfarrer mit allem fleis ihr
pfarrvolk zu seiner gelegenen zeit unterrichten,
das die ordentliche excommunication keines weges
zuverachten, sondern wie die communion und ge-
meinschaft der heiligen christlichen kirchen sei
eine gemeinschaft aller göttlichen, himmelischen
güter, also sei auch die ordentliche und recht-
messige excommunication eine begebung alles zeit-
lichen und ewigen heils. Jedoch da die misshand-
lung so lesterlich und ergerlich, das die straf
nicht wol ohne merklichen nachteil und ergernis
der kirchen verzogen, und obgemelter massen
nacheinander gehandelt werden möchte, so sol
ohne vorgehende ermanung der pfarrer des orts,
da die ergerliche person gesessen, solches seinem
verordneten special und derselb folgends dem
general superintendenten mit guten umbstenden
berichten, damit es, vermög unser superintendenz
ordnung förder ohne verzug an unsere consisto-
rialn gelanget und bescheid erholet werden möge.

Sachsen, Ordnung. 1580. 435
XII. Von der litania, und gemeinen bettagen in
der wochen.
Wiewol in der kirchen agenda ausdrücklich
verordnet, ungeachtet, das bei allen emptern in
der kirchen das volk zum gebet vermanet und
angehalten werden, das man auch zu sonderlichen
bestimpten zeiten das gemeine gebet der litanei
in den stedten alle mitwoch oder freitag in der
wochen, in den dörfern aber uber den andern son-
tag einmal zu gelegener stunde nach der predigt
halten, darzu auch das volk vermanet werden sol,
das sie bei solchem gemeinen gebete bis zu ende
bleiben, und semptlich für alle not der christen-
heit umb erhörung bitten sollen, befinden wir doch,
das solches in etzlichen kirchen ganz und gar
unterlassen, in etlichen aber also angestellet, das
alleine junge kinder in der wochen zusammen
kommen, und ohne vorgehende predigt in ab-
wesen der alten die litanei mit einander singen,
dargegen aber menniglich offenbar, das die not
der christlichen kirchen in diesen letzten zeiten
nicht abnimpt, sondern je lenger je grösser und
beschwerlicher wird, derwegen das gebet zum
höchsten von nöten, darzu uns auch der sohn
gottes ernstlich vermanet, auf das wir allem übel
entfliehen mögen, so uber die undankbare welt
gehen sol. Demnach wollen und befehlen wir hiemit
ernstlich, das vermöge angeregter agenda in jeder
stad auf den freitag alle wochen unnachlessig die
litanei, als das gemeine gebete für alle not der
ganzen christenheit, und vor derselben allwegen
eine christliche predigt gehalten, dadurch die zu-
hörer zur christlichen andacht und eifer zum ge-
bete erweckt werden, darzu denn die schulmeister
die schüler, welche im ersten chor vorsingen, also
abrichten sollen, das sie weder zu hoch noch zu
niedrig, sondern dieselbigen also singen, damit
das volk auch mit seiner stimme folgen möge, und
alle unordnung hierinnen verhütet werde.
Es sol auch der pfarrer oder prediger, so auf
solchen tag predigt, seine predigt also anstellen,
damit das volk nicht zu lange aufgehalten, sondern
ein jeder wiederumb zu seiner arbeit und beruf
kommen möge, wie dann die pfarrer und kirchen -
diener ihre pfarrkinder mit allem ernst und fleis
vermanen sollen, das sie sich nicht weniger bei
solcher predigt und gemeinem gebete, als an einem
sonn oder feiertage finden sollen, oder da die
gescheft so nötig, das sie nicht abkommen könten,
doch aufs wenigste aus jederm hause eine person,
oder etliche schicken, damit auch durch sie das
gemein gebete zu abwendung gottes zorn der
gebür nach christlich verrichtet werden möge.
XIII. Von der copulation und hochzeiten.
Dieweil sich mehrmals grosse unordnung zu-
tregt, wann auf ein uberschickten zettel oder eines
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