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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0467
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40. Des durchlauchtigsten, hochgebornen fürsten u. herrn, herrn Augusten, herzogen zu Sachsen, Ordnung. 1580. 439

das sie uber einander verderben und trostlos
sterben müssen, welcher cörper auch etliche tage
in den heusern unbegraben liegen, einer in der
stuben, der ander vor der thür, der dritte im
garten gefunden werden, umb welcher unmensch-
lichen, unerbarn hertigkeit willen gott noch zum
grössern zorn und straf bewegt werden mögen, ist
derhalb unser befehlich, das in solchem ein gebür-
lich einsehen und christliche verenderung in den
dörfern so wol als in den stedten geschehe, da-
mit nicht so abscheulich wider den glauben und
liebe gehandelt, sondern die mit solcher plage
leiblich von gott heimgesucht, ihre gebürende
hülf haben, und die verstorbenen, als die glieder
Christi, zur erden bestetiget werden mögen,
welches in den dörfern nach ausweisung der ord-
nung, so in stedten gebreuchlich, angestellet, und
durch jedes orts erbherrn und obrigkeit die ver-
sehung gethan werden möchte, das in sterbens
leuften, wo nicht in jederm dorf besonders, doch
in etlichen dörfern mit gesampter hülf ein ge-
meiner todtengreber gehalten, dessen sich in
sterbens leuften zutrösten, damit nicht, wie bis
daher mit grossem ergernis geschehen, der ehe-
man sein weib, das weib den man, die eltern ihre
kinder selbst begraben, oder aber der ver-
storbenen cörper ganz und gar unbegraben liegen
müssen.
Nach dem sich auch an etlichen orten begeben,
das die todten cörper durch die unvernünftigen
thier, da die kirchhöfe nicht zum besten verwaret,
weil sie nicht tief in die erden gelegt, ausgegraben
worden, sol jedes orts obrigkeit diese verordnung
thun, das die greber für die alten und erwachsene
leute aufs wenigste eines mannes tief, desgleichen
auch der kinder also gegraben, auf das dergleichen
nicht mehr zubesorgen.
Es sol auch der unnütze kosten mit ausgeben
der vielen trauerbinden, und anderm, so bis daher
bei den begrebnissen an etlichen orten gebreuch-
lich gewesen, und die leute damit nicht wenig
beschweret worden, genzlich abgeschafft und mit
ernst darüber gehalten werden.
Als auch in den dörfern zwischen den pfarrern
und den eingepfarten sich mehrmals zwietracht
zugetragen, wann aus den eingepfarten dörfern
leichen gebracht, wie ferne der pfarrer denselben
entgegen gehen sol, weil besonders zu winters
zeiten, auch sonsten wenn ungewitter, man in den
dörfern nicht wol fortkommen kan, sollen die
pfarrer nicht schüldig sein uber den dritten hof
sie zu beleiten, es were dann gut wetter, das sie
auskommen können, und solches gutwillig thun
werden, darin sie sich denn der gebür nach wol
werden wissen zuverhalten.

XVI. Vom leben und wandel der pfarrern und
kirchendienern.
Damit hinfüro, so viel immer müglich, sched-
liche ergernis allenthalben verhütet, christliche
zucht und erbarkeit durch gottes gnade und segen
gepflanzet und erhalten werden möge, so wollen
wir, das die pfarrer und kirchendiener nicht allein
in der lehr rein und richtig, in ihrem ampt treu
und fleissig, sondern auch in ihrem leben und
wandel sich in worten, werken, geberden, klei-
dungen und allem andern erbarlich, gegen men-
niglich freundlich, züchtig, bescheiden und demütig
und in summa allenthalben und in allem christ-
lich und also verhalten, das sie menniglich, son-
derlich aber ihren pfarrkindern kein anstoss noch
ergernis geben, sondern dermassen mit gutem
exempel vorgehen, das die pfarrkinder und sonsten
menniglich, denselbigen mit lust und frucht selig-
lichen und ohne ergernis folgen mögen.
Derwegen sie sich aller menschlichen üppig-
keit und daraus folgenden verdachts vor allen
dingen hüten, und da sie noch frei, in den heiligen
ehestand begeben, und sich in demselben in christ-
lichem frieden und einigkeit, der ganzen gemein
zum löblichen vorbild verhalten, ihres ampts und
studierens fleissig abwarten, saufens, spielens, un-
versönlichen hass, zank, haders, unzucht, spazieren
gehens und ausreisens, auch anderer leichtfertig-
I keit, wie auch der tabernen und schenkheuser,
enthalten, auch selbst in der pfarrbehausung nicht
viel quass noch oftmals gasterei halten und also
menniglich zu fleissiger anhörung gottes worts
und ofter empfahung des hochwürdigen sacrament
des leibs und bluts Christi reizen.
Daneben sollen sie unter einander sittig und
friedlich leben mit ihren collegis, sich nicht in
frembde hengel mengen, die nicht ihres berufs
sein, nicht gezenk und parteien unter den leuten
anrichten, die diaconi ihre pastores und sie beide
ihre superintendenten in gebürenden ehren halten,
ihnen gehorsam sein in allen billichen sachen, sie
nicht bei der gemein verkleinern, nicht wider sie
practicieren oder rotten anrichten, die gewaltigen
oder den pöbel nicht wider sie verbittern oder
verhetzen, der hoffnung, sie endlichen müde zu-
machen, oder gar auszubeissen.
Darmit auch zwischen dem gemeinen man
und den kirchendienern unterscheid gehalten, und
einer vor dem andern in seinem stand auch
eusserlich erkant werde, so sollen sich die kirchen-
diener hinfüro aller leichtfertigen, kurzen, zu-
erhackten, zerschnittenen kleidungen und ver-
bremungen, so mit sammet und dergleichen geschicht,
enthalten.
Sie sollen auch ihre weib und kind zur gottes
furcht, aller erbarkeit und zucht, sonderlich aber
zur warhaftigen, christlichen demut ziehen, und
 
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