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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0489
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42. Instruktion zur Visitation Herzog Heinrich’s zu Sachsen. Vom 26. Mai 1537.

461

furkommen ungeferlich das fur halten thun. Nach-
dem got der almechtige sein gotliches hailwertiges
wort in diesen letzten ferlichen tagen der welt
reichlich und gnediglich widerumb hett erscheinen
lassen und sonderlich auch uns und die unsern
neulich domit aus uberschwenklicher guete und
barmherzickait gnediglich vorsehen, darumb wir
auch sambt allen den unsern schuldig weren in
in ewickait zu loben, preisen und danksagung zu-
thun und uns umb solche unaussprechliche gnade
dankbar zu erzaigen; als hetten wir sovil be-
funden, do das hailig evangelion uns und den
unsern bleiben solt, das einer christlichen refor-
mation ordenung und visitation von noten sein wolt,
domit nicht von wegen unser sunde und undank-
barkeit der almechtige sein heiliges wort widerumb
von uns neme, dorumb were unser gnedige vor-
manung und beger, das die unsern dasselb zu
herzen nemen und diesen allerwichtigsten und
grosten handel in keinen scherz stellen wolten;
und dieweil wir euch abgefertiget und vorordent
mit bevel, hie und aus andern unsern gebieten
und embtern zu visitiren, das sie sich uf euer
furhaltung und handlung gutwillig, gefolgig und
dermassen wolten erzaigen und befinden lassen,
domit in dem wie inen furgehalten kein mangel
gespurt werde, und, das sie uns doran zu deme,
das es inen selbs zu heil und allem guten ge-
raichen werde, zu gefallen thun, wie ir dann solches
wol mit merern und bequemern worten und mai-
nung werdet furzuwenden wissen.
Darnach solt ir euch erkunden, wie die pfarrer,
prediger, caplan und schulmaister jedes orts der
predig, lare und selsorgen halben geschickt, auch
wie ir wandel und wesen stehet, wie ir dann
solches wol fuglich zu thun werdet wissen, und
nachdeme unsers achtens an etzlichen ortern noch
pfarrer seind, die in der papisterei also herkomen
und vorleuft, das sie gottes wort dem volk fur-
zutragen, auch die gotliche sacrament demselbigen
nach zuraichen oder die communion zuhalten ganz
ungeschickt sind, welche so sie bei iren pfarren
lenger solten gelassen werden, zu beschwerung
der gewissen geraicht und doch auch unbillich
were, das die arme leute unvorsehen vorstossen
und hulflos gelassen sollten werden, zuvoran so sie
nun des alters, das sie sich mit ander arbeit oder
geburlicher hantirung nicht erneren kennen, so
wollet auf die wege handeln, das inen von der
pfarren, nach derselbigen vormuge, entweder auf
ein mal etwas zu abfertigung geraicht oder ein
jerliche pension zu derselbigen pfarrer lebetagen
vormacht und ausgesetzt, auch schriftliche be-
kentnus doruber volnzogen werden.
Vormochten es aber die pfarren oder die leut
dorein gehorig je nicht, so soll mit solchen un-
geschickten pfarren uf ein zimlichs fur ein ab-

fertigung zunemen gehandelt und uns von euch
zuerkennen gegeben werden. Als wollen wir uns
unsers gemuets gegen euch solches ungeschickten
pfarrers halben ferner vornemen lassen, oder
unsern ambtleuten desselben orts bevelen. Und
wann wir euch mit demselbigen auf solche oder
andere mittel voreiniget, so wollet euch furderlich
umb geschickte und gelerte personen erkunden
und dieselbige ander vorigen stadt, doch mit unserm
zuthun und vorwissen vorordenen. Weren es aber
pfarrer, die gottes wort predigten, und wurde auf
vleissige erforschung, welche ir in alle wege thun
sollet befunden, das sie etwo in einem irthumb
im glauben, es were des hochwirdigen sacraments
des leibs und bluts Christi, der tauf halben oder
sonst fur wendten, predigten oder hielten, den sol
gesagt werden, sich furderlich aus unser obirekait
und gebieten zuwenden mit der vorwarnung, wo
sie doruber betreten wurden, das sie mit ernst ge-
straft solten werden.
Wurde aber ir unschicklickait so beschwerlich
und gros befunden, das berurte pfarrer oder pre-
diger zu einer scheu billich zuvor zustrafen, so ist
uns nicht entgegen, sondern wollen euch hiemit
gewalt gegeben haben, solche straf nach eurem
gutdunken zuvorfugen. Wurde auch ir lare recht-
schaffen, aber doch ires wandels halben unschick-
lickait befunden, so solt ir sie nach gestalt des
gebrechens auch zu entsetzen und an ir stad
andere zu vorordenen haben. Het es aber die
gestalt, das etwo ein geringer mangel were, dorumb
einer des orts, do er ietzt, nicht lenger sein wolte
oder ane das, aus deine, das das volk ein gemaine
abgunst zu den pfarrern oder predigern hette,
besser sein sollte, denselben an ein andern ort zu
transponiren, das solt ir nach gelegenhait und
euerm selbs bedenken, auch also zuverschaffen
haben. Aber allenthalben sol den pfarrern, pre-
digern und caplanen gesagt und ernstlich angezaigt
werden, das sich keiner unterstehe, anders zuleren
und predigen oder der sacrament und ceremonien
halben zuhandeln den nach vormuge gotliches
worts, auch der christlichen confession und apologia
zu Augsburg auf dem kaiserlichen reichstage im
dreissigisten jare gestalt, auch der christlichen
unterricht durch etliche des hochgebornen fursten
weilandt herren Johannsen herzogen zu Sachsen
churfursten etc. unsers freuntlichen lieben vedtern,
schwagers und gevattern gelerten unter diesem
titel gedruckt ausgangen, als nemlich unterricht
der visitatorn an die pfarrer im churfurstenthumb
zu Sachsen. Und do etwa einer were, der dar in
beschwerung hette oder vermainte, es solt in einem
oder mer stucken anders, dann wie berurt an-
genommen und berurte gottes wort und gedruckte
bucher vormugen, zu leren und zuhalten sein, der
soll sich derselbigen seinen widderigen mainung
 
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