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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0493
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43. Visitationsartikel des Dr. Jacob Schenk, von 1537.

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durch euch mit vleis vormanet werden, das sie menig-
lich zuvor dem armut guten schutz halten und
uber die mishandlung und ubelthaten, welche bis
anher mit ernst gestraft sind worden, als mord,
todtschlege etc. auch die sachen strafen, die unter
den christen nicht zugedulden und afterrede,
ergernus und auflegung bei den widersachern ge-
beren, wie bis anher solten und doch nicht anders
denn aigennutziglich gestraft sind worden, als do
sind leichtfertig schweren und gottes namen un-
nutzlich annemen. Item fullerei, sauferei, spielen
und mussiggang, item so in wein oder bier und
trinkheusern von den sachen den glauben be-
rurend schimpflich oder sunst leichtfertig ge-
handelt und gezankt wirdet; item so schandlieder
auf den gassen oder in heusern zu ergernus der
jugent gesungen werden und was derselbigen un-
geburlichen und unsittigen sachen mer sind ■ item
ruchtige und zuvoran offentliche ebrecherei, hurerei,
jungfrau schwechen, item ungehorsam der kinder
gegen den eltern und sonderlich so sich dieselbigen
unterstenden, ire eltern mit worten oder hand-
anlegung zubeschweren.
Item do sich die kinder hinter der eltern
wissen oder willen vorlobten oder vorehelichten,
und was dergleichen sachen mer sind, die ir inen
wol werdet zu erzelen wissen. Und in sonderheit
sollet ir als unsere visitatores bevelen, den vor-
berurten mussiggang in ambten, stedten, flecken
und dorfern nicht zugedulden, sundern das die-
selbigen und sonderlich die nicht darnach beerbet,
vormanet werden zu arbeiten oder sich aus dem
ambt, stadt, flecken oder dorf zuthun und hieruber
sol an unsern ambtleuten und bevelhabern und
andern obrickaiten ides orts vestiglich gehalten
werden. Es sol auch die straf nach gelegenhait
als mit einlegen zu gehorsam, gefengnus oder sunst
zur besserung und nicht eigennutziglich fur-
genommen werden. Do auch alte vorlebte closter-
personen weren in unsern gebieten, der sol man
also gewar nemen, das sie erhalten werden mit
geburlicher unterhaltung; die auch noch [zur] ver-
kundigung gottes worts oder in andere weg in der
kirchen zu handreichung der sacrament, zu be-
suchung der kranken, mit haltung der christlichen
mess etc. zugebrauchen, die sol man auch treulich
furdern und also mit den ordens leuten handeln,

das sie sich keiner unbillichen beschwerung zu-
beclagen, sundern desto ehr sich zum evangelion
und christlichen cerimonien begeben. Und be-
schliesslich und entlich was ir als unsere vor-
ordente visitatores mer mangels spuren, befinden
oder an euch gelangen wirdet, dor innen sich von
got und oberkait wegen geburen will einsehung
zuthun, des wollen wir euch hiermit macht und
gewalt gegeben haben, nach euern bedenken un-
vorzuglich furzunemen und zuvordienen.
In gnediger zuvorsicht, ir werdet euch in
allen sachen, die ir auf diesen unsern bevel und
abfertigung furnemen, handeln und an euch ge-
langen oder furfallen werden, euch als die, denen
wir in solchen groswichtigen und dapfern werk
und handel gnediglich vortrauen, mit vleissiger
erforschung, erkundung der gelegenhait und umb-
stende, dormit hier innen auf bericht und lieder-
liche zustellung glaubens, dieweil menniglich das
seine in diesen zeiten sucht, kein zurruttung oder
unrichtikait furfalle, zuhalten und zuerzaigen wissen.
Und begeren in sonderhait, das ir alle euer hand-
lung aufs kurzt in vorzeichnus bringen und uns
dieselbigen nach vorendung und vollziehung der
visitation zufertigen mit notturftigem bericht etc.
domit wir ob euern vorordenungen und handlungen
dester bas zuhalten, und so jemands dor innen
beschwerung furwenden wolt, uns gegen dem-
selbigen mit geburlicher abweisung und antwurt
haben zuvornemen lassen; und sonderlich wo
jemandes von den unsern dor innen beschwert
sein wolt, oder sich widersetzig machen oder er-
zaigen wurde, sambt des handels gestalt wollet
auch aufzaichenen lassen, domit wir uns gegen
demselbigen ferner haben zuerzaigen. Wie auch
die lere und predigt sol gefurt werden, werdet ir
hieneben sonderliche vorzaichnus befinden. Dorauf
wollet die pfarrer prediger und andere kirchen-
diener mit vleis weisen.
In dem allen geschiet uns von euch zu gne-
digem gefallen. Zu urkunt mit unsern hierunter
aufgedruckten secret wissentlich besigelt und ge-
geben zu Freiberg sonnabents in der heiligen
pfingstwochen nach Christi unsers lieben herren
geburt tausend funfhundert und im sieben und
dreissigsten jare.

43. Visitationsartikel des Dr. Jacob Schenk, von 1537.
[Nach Weimar Ji. Nr. 65.]

Artikel so der heiligen geschrift und der
confessio und apologi zu Augspurg geschehen ge-
mess, wie es solle hinfur von den pfarrern, pre-
digern und seelsorgern gehalten werden.
.Sehling, Kirchenordnungen.

M. DXXXV. II.
Dise artikel hat doctor Jakob Schenk gestellt.
Der grund folgender artikel stehet Esaye am
xxx, Mattei am xv. Marci VII., an welchen örtern
59
 
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