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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0501
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45. Allstedt. Deutsch, kirchen ampt.

473

Die trübsal meines herzen seint vormanch-
feltiget, von meiner angst errette mich.
Sih an mein arbeit und demut und hab ge-
dult uber meine missethat.
Sih wie vil ist meiner feinde worden, die
mich mit grimmigem hasse meiden.
Bewar mein sele und erlöse mich, das ich
nicht werde zu schanden, dann ich hab mich auf
dich vorlassen.
Die einfeltigkeit und billigkeit werden mich
erhalten, dann ich hab auf dich gewartet.
O got erlöse dein auserwelten von all irem
jammer.
Ehre sei dem vater und dem sone und dem
heilgen geiste. (Hier folgen Noten zu nachstehen-
den Worten:)
Ir solt wissen das jetzt die stund ist, das wir
vom schlafe sollen aufstehn; dann jetzund ist uns
unser heil mehr, dann wir gegleubet haben; die
nacht ist vorgangen aber der tag ist herzukommen.
Amen. Last uns nun vom schlaf aufstehn. Evovae.
Psalm. Der du Israel weidest, merk auf, der du
leitest Joseph wie ein scheflein, lass dich sehn,
der du uber cherubin sitzest. (Hier hören die
Noten auf.) Vor Ephraim Benjamin und Manasse,
vorsuch dein sterk, kum und hilf uns.
O got beker uns und weis uns dein antlitz,
so wöllen wir gnüge haben.
O her got der schar, wie lange weret dein
zorn, uber dem gebet deines volkes.
Du hast uns mit dem brot des betrübniss ge-
speiset, du hast uns mit manchfeltigen zeren ge-
trenket.
Du machst, das sich unser nachtbauern mit
uns zenken, und unser feinde lestern uns mit
schentlichem spotte.
O got der scharen beker uns und zeich uns
dein antlitz, so wollen wir gnüge haben.
Du furtest einen feinen weinberg aus Egypten
und vorjagtest andere leute, das war eine pflan-
zung deiner auserwelten.
Du bewartest sie auf der strassen, das sie es
angesehn haben und hast ire worzeln bekreftiget,
das sie die erden hat erfullet.
Der schate des weingartens umbgibt die berge,
und seine reben seint wie die zeder beume gotes.
Sein gewechs erstreckt sich an das mer und
seine blüte an den wasserstrom.
Worumb hast du die want des garten umb-
gestossen, das ein jeder der vorubergeht ein stück
darvon reisset.
Ein wildes unzames eberschwein aus dem
walde gelaufen hat deinen weinberg vorwüstet,
und die thier des waldes haben alles abgefressen.
O got des armen haufens sich hernider vom
himel und besuch deinen weinberg.
Sich zu worzeln die dein rechte hant hat ge-
Sehling, Kirchenordnungen.

pflanzet, und uber den son, in dem du hast dein
wolgefallen. Vorjag die gotlosen mit feurigem
eifer und beschneid deinen weinberg.
Dann so du ein wort sprichst, entsetzen sie
sich alle vor deinem angesicht.
Dein rechte hant helf dem sterkisten von
wegen des menschensons, den du hast bestetiget.
Weil wir leben, wöllen wir dich nicht vor-
lassen, mach uns lebendig, auf das wir allein
deinen namen suchen.
O herr der scharen beker uns, und lehr uns
thun deinen willen, so wöllen wir gnüge haben.
Ehre sei dem vater und dem sone und dem
heilgen geiste. (Hier beginnen die Noten wieder.)
Antiphon. Last uns nun vom schlaf aufstehn
und unser augen erheben zu Christo; dann das
ware licht scheinet vom himel. Wir sollen.
Evovae. Psal. O got wir haben mit unsern oren
gehöret, unser veter haben uns vorkündiget das
werk, wilchs du gethan hast in iren tagen vor
alten jaren. (Hier endigen die Noten.)
Psalmus. Dein hant hat vortilget die got-
losen, du hast sie gepeiniget, vortriben, und do
hast du dein ausserwelten bestetiget.
Sie besassen das lant nicht mit dem schwerte,
und ire sterke hat das nicht zu wege bracht.
Sondern dein rechter arm und der schein
deins angesichts, durch wilche sie dir wol gefielen.
O got du bist mein künig, erhalt das heil
Jacob mit deinem gebiete.
Durch dich wöllen wir unser feinde umb-
stossen, und umb deines namens willen wöllen wir
unser widerpart mit fusen treten.
Ich wil mich auf mein geschuss nicht vor-
lassen , dann mein schwert kan mich auch nicht
erretten.
Du hast uns entlediget von unsern peinigern,
und hast beschemet die uns vorhasten.
Wir wöllen den ganzen tag uber uns im
herzen erfrauen und seinen namen ewiglich be-
kennen.
Doch hast du uns vorstossen und beschemet,
dann du wilt in unser kriges heer nit kommen.
Du lest uns vorm feinde flüchtig werden und
unser vorhasser haben unser güter geraubet.
Du hast uns gemacht wie die schlachtschaff
zur speise, du hast uns unter die gotlosen vor-
strauet.
Du hast dein volk umb nichts vorkauft, und
hast iren kauflohn nicht gemeret.
Du hast uns den gotlosen gleich gemachet;
drumb neigeten sie ire heubter gegen uns spötlich.
Solche schmach geht mir den ganzen tag zu
herzen, und die schande bedecket mein angesicht.
Ich muss die stim des gotlosen lesterers
hören und muss ansehn die rach des feindes, der
do wider mich wütet.

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