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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0526
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498 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

1. Cor. 14 und Eph. am funften: Wan die leute
zusamen komen, selten sie sich ergetzen mit lob-
gesengen und psalmen, auf das alle, die hinein
gehen zu ihn, mügen gebessert werden.
Es wirt sich nicht lenger leiden, das man den
lateinischen werten wil eine kraft zu schreiben,
wie die zaubrer thun und das arme volk vil un-
gelarter lassen aus der kirchen gehen dan hinein,
so je got gesagt hat, Esaje am 14. und Jeremie
am 31., Joannis am 6., das alle auserwelte von
got gelert werden sollen. Und Paulus sagt: die
leute sollen durch lobgesenge erbauet werden.
Darumb hab ich zur besserung nach der deutschen
art und musterung, idoch in unvorrucklicher ge-
heim des heiligen geists vordolmatscht die psalmen,
mehr nach dem sinne dan nach den worten. Es
ist ein unfletige sache, menlein kegen menlein zu
malen, nach deme wir zum geist noch zur zeit
vil musterns bedörfen, bis das wir entgröbet
werden von unser angenommen weise.
Es werden funf ampt das ganze jar uber zu-
singen, in wilchem die ganze biblie wirt an stat
der lection gesungen. Zum ersten von der zu-
kunft Christi, welche angeht im weinmond ader
auf aller heilgen tag, wen man die propheten an-
legt. Zum andern von der geburt Christi bis
auf die opferung im tempel. Zum dritten von
dem leiden Christi bis auf ostern. Zum vierden
von der auferstehung Christi bis auf pfingsten.
Zum funften von dem heiligen geiste bis auf aller
heilgen tag. Also wirt Christus durch den heiligen
geist in uns durch sein gezeugnis erkleret, wie er
vorkundigt ist durch die propheten, geborn, ge-
storben und erstanden ist, wilcher mit seinem
vater und dem selbigen heiligen geist regirt ewig
und uns zu seinen schulern mache. Amen.
Allen auserwelten gottis freunden wünsch ich
Thomas Münzer ein knecht gottis gnad und frid
mit der reinen rechtschaffnen forcht gotis. Es
seint neulich etliche ampt und lobgesenge im
deutschen durch mein an regen ausgangen, wilche
durch die bepstischen pfaffen und mönche lange
zeit zum nachteil des christen glaubens in latein
gehandelt seind, das mir etliche gelerten aus
hessigem neide aufs höchst vorargen, und zu vor-
hindern fleiss vor gewant haben, ja daraus er-
messen und mich beschuldigen, als wolt ich die
alten beptischen geberden messen, metten, und
vesper widerumb aufrichten und bestetigen helfen,
wilchs doch mein meinung noch gemueth nie ge-
wesen, sonder viel mehr zur errettung der armen
elenden blinden gewissen der menschen auf ein
kleine zeit vor tragen, was etwan im latein durch
betrikliche falsche pfaffen mönche und nonnen in
kirchen und clöstern gesungen und gelesen sei,
und dem armen haufen der leien zum untergang
des glaubens evangelion und wort gottis wider die

klare helle lere des heilgen aposteln Pauli
1. Corin. 14. vorhalten sei. Der halben ist mein
ernstliche wol mainung noch diesen heutigen tag,
der armen zurfallenden christenheit also zu helfen
mit deutschen ampten, es sei messen, metten oder
vesper , das ein itlicher gutherziger mensch sehn
hören und vornemen mag. wie die vorzweifelten
beptischen bösewicht die heilige biblien der armen
christenheit zu grossem nachteil gestolen und iren
rechten vorstand vorhalten haben, und doch gleich
wol armer leute güter darüber böslich vorschlungen
haben, wie Christus von inen saget Matthei. 23.
und sant Paul. 2. Tim. 3. ja auch der heilge
apostel Petrus von irer falschen hantierung saget..
2. Pet.: 2. sampt allen lieben propheten. Weil
aber nu der arme gemeine man seinen glauben
auf eitel larven gestellet hat, ja auf abgöttische
geberde in den kirchen mit singen und lesen, und
der beptischen gramanzen, ist billich und zimlich
wie dann die evangelischen prediger selbs be-
kennen das man der schwachen schonen soll,
1. Corin 3., so wil sich kein vorschonen besser
oder füglicher finden lassen, dann die selbige lob-
gesenge im deutschen zu handeln, auf das die
armen schwachen gewissen nit schwinde herab ge-
rissen werden oder mit losen unbewerten liedlen
gesetiget, sonder mit voranderung des lateins ins
deutsch mit psalmen und gesengen zum wort gottis
und rechtem vorstant der biblien sampt der mei-
nung der guten veter, wilche solche gesenge etwan
zu erbauung des glaubens als zur ankunft an-
gericht haben, kommen mögen, ja auch darumb,
das durch solch gesenge und psalmen die gewissen
von larven der kirchen ab gerissen, und zum wort
gottis in der biblien vorfasset gezogen werden,
und nit so grob und unvorstendig wie ein hacke
bloch bleiben. Das ich aber allein funf ampte
hab lassen ausgehn, soll mir niemant verargen.
Dann ich einem itzlichen solchs zu vorkürzen oder
vorlengen selbs noch seiner gelegenheit wil heim
gestellt haben. Des gleichen mit den gesengen
es sei et in terra oder patrem, zu zeiten vordriss-
lich seint von wegen des vielen gedöens, mag ein
jeder nemen oder nachlassen, wie es sich fugen
wil, und nit das ich do mit wil dem bepstischen
greuel erhalten öder wider aufrichten. Es mag
ein itzlicher zu legen oder ab nemen was von
menschen gesatzt ist, aber nit was gott gesatzt
und befolen hat, also mag er auch hie mit den
gesengen und nothen thun. Er mag von einem
fest so lange singen als er wil, als vom pfingst
fest bis auf das advent, vom advent an bis auf
weinachten, von weinachten bis auf purificationis
Marie, von purificationis Marie an vom leiden
Christi bis auf ostern, von ostern an bis auf
pfingsten, wie es einen itzlichen gut dunkt, allein
das die psalmen den armen leien wol vorgesungen
und gelesen werden. Dann darin wird gar kler-
 
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