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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0532
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504 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

und man sah an ihn die zungen zurteilet, als
weren sie feurig, und er satzt sich auf einen itz-
lichen unter ihn, und wurden alle voll des heiligen
geists und fingen an zu predigen mit andern
zungen, nach dem der geist ihn gab auszu-
sprechen.
(Beginn der Noten.) Alleluia. O heilger
geist kum und erfulle die herzen deiner getreuen
und zund an in ihn das feuer deiner liebe. Kum
du tröster heilger geist aus deins lichtes brun uns
leist, einen durchleuchtigen strael. Kum ein vater
der weisen, hilf uns auf dieser reisen, hie aus
diesen jammertal. O du allerhöchster trost, der
selen ein suesser gast, eine suesse erzenei. In der
arbeit unser rug, im sturm, wetter guter fug, im
elend dich zu uns neig. O allerseligstes licht, der
menschen herzen aufricht, die im rechten glauben
seint. On dein hilf und holde zwar, ist im
menschen ganz und gar, anders nicht dann schult
und pein. Wasche das do unrein ist, küle das
do erhitzt ist, heile das do vorwundt ist. Beug
zu recht was streit und strebt, bedeck das von
kelte webt, breng zum weg was vorirrt ist. Gib
den auserwelten dein, siebenmal gewertig sein,
deiner gaben miltiglich. Gib der tugent iren lohn,
der du selber bist gar schon, mach aus uns dein
himmelreich. (Hier hören die Noten auf.)

Dies evangelion hat beschriben der
heilige Joannes am 14.
Zu einer zeit sprach Jesus zu seinen jüngern:
Wer mich liebet, der wirt mein wort halten und
mein vater wirt in lieben und wir werden zu im
kommen und ein wonung bei im machen etc.
(Hier beginnen die Noten wieder.) O got
bestetige das in uns, wilchs du in uns hast ge-
wirket von deines tempels wegen, der do ist zu
Jerusalem alleluia. Warlich es ist wirdig und
recht billich und ist heilsam, das wir dir almech-
tiger ewiger got allzeit und allenthalben dank-
sagen durch Christum unseren herren. Der do
aufgestigen ist in himmel und sitzt zu der rechten
des vaters, und hat heut den heilgen geist, den er
vorheissen hatte, ergossen in die auserwelten
kinder. Dorumb ist die ganze welt voll freuden,
im ganzen umkreis der erden. Dozu singet alle
himlische schaer ein leisen deinem preise one ende
sagende. Heilger. heil. etc. Der heilge geist der
vom vater abgeht, alleluia, derselbige wirt mich er-
kleren, alleluia, alleluia. (Hier endigen die Noten.)
Gepet am ende des ampts.
O herr vorlei uns die gnad des heiligen geists,
auf das der thau deiner güte, unsern grund des
herzens in seiner besprengung fruchtbar mache
durch Jesum etc.



47. Ordnung und berechnunge des teutschen ampts zu Alstadt durch Tomam Müntzer, seelwarters im vorgangen
osteren aufgericht. 1523. Alstedt 1524.
Ordnung und rechenschaft des teutschen ampts zu Alstet durch die diener gottis neulich aufgericht. 1523.

Offenbarlich ampt zu treiben, ist einem knecht
gottis gegeben, nit unter dem hutlin zu spilen, sondern
zur aufrichtung und erbauung der ganzen gemein,
wilche gespeiset wirt durch den getreuen scheffner,
der do austeilet das mass des weizens in gelegner
zeit. Das selbige nit unter dem hinterlistigen
deckel vorbergen, sonder der ganzen christenheit
und dorzu der ganzen welt nichts vorstecken oder
heimlich halten; dann das pflegen die zu uben,
die den schlüssel der kunst gotis hinwegnemen,
wilchen man solt vortragen einem idern auserwelten
auf zu thun, wie durch Esaiam im 22. cap. der
ewige lebendige got geredt hat. Demnach so
nimpt man bei uns den eingang der geheim
gotis aus dem psalter, do der schlussel David auf
der schultern Christi ist, zu eröffnen alles, was
gesungen wirt. Auf das man je klerlich sehe,
one stückwerk, singet man den ganzen psalm ,
wie im anfang der christenheit durch die frommen
nachfolger der heiligen aposteln geschach. So man
zuvorn vorm altar gemeine beicht thut, und
darnach, wenn man den eingangdes ampts
gesungen hat, fuget man das kirieeleison dor-
zu, auf das die freunde gotis sein ewige barm-

herzickeit fassen, seinen namen aufs höchste zu-
preisen. Dornach das gloria in excelsis, in wilchem
wir danksagen, das wir durch gotis son zum ewigen
leben und höchsten gotis gutern gefodert seint,
und in den ersten unsern ursprung zu kommen.
Daruber wirt das volk nach solchem danksagen
getröstet mit dem sprach Boos, den er sagte zu
seinen medern, wie wir zum reifen weizen den
sonen gotis singen: Der herre sei mit euch.
Hirnach wunschet die ganze kirch dem knecht
gotis einen reinen geist (wie sanct Paulus seinen
schüler Timotheum leret sagende): Und mit
deinem geist, auf das die selbige dürftige
samlung nit einen gotlosen menschen habe zum
prediger. Dann wer den geist Christi nit hat,
der ist nit gotis kint; wie mag er dann umbs
werk gotis wissen, wilchs er nit erliden hat?
Weis ers nu nit, wie wil ers denn sagen? Dan
ein blinder pfleget mit solcher unwissenheit den
andern zu leiten. Derhalben bitten wir dornach
in allen gebeten uber die ganze samlung der
grossen christlichen kirchen wider die tief ein-
gerissen erbermliche gebrechen, wilche den hoch-
wirdigsten namen gotis vorhindern, zu erglasten
 
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