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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0544
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516 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

bevleissigen, das hochwirdig sacrament des waren
leibs und bluts Christi Jesu unsers lieben herrn
under zweierlei gestalt zunemen.
Zum zehenden, so sollen sie sich hinfurder
bei schwerer straf und ungnaden unzuchtiger und
verdechtiger personen enthalden, oder aber sich
in den eestand begeben.
Zum eilften, das auch die tumhern mit ernst
bei des stifts unterdessen under dem schloss und
Naschausen darob sein sollen, das sie dem kirchner
seine pfennige on allen abbruch geben.
Zum zwelften, wen jemants von turmhern
vicarien oder andern personen des stifts das hoch-
wirdig sacrament entfaen will, so soll ers in der
pfarrkirchen mit vorgehender beicht thun.
Zum dreizehenden, sie sollen auch ire unter-

52. Verordnung uber die gemeinen artikel der
[Aus Weimar Sächs.-Ernest.
Ferner so sollen auch hinfurder gleich wie
zu Wittemberg alle fest Christi feierlich den
ganzen tag uber gehalten werden als annuncia-
cionis, purificationis, visitacionis und Joannis Bap-
tiste, desgleichen die erste drei tage in weihen-
nachten, die drei ostertage und drei pfingstage
gefeiert werden.
Zum andern auch soll man hinfürder die leich
ehrlich mit christenlichen deudschen gesengen zu
begrebnis, gleich wie zu Wittemberg bestatt,
sonderlich underwegen mit dem gesang mitten in
dem leben, und weil man zuschart das lied wir
gleüben all an einen gott singen.
Zum dritten, so soll man auch hinfur die
unterscheid halden, das man an gemeinen werk-
tagen mit einer grossen glocken und am sontags
und andern festen mit mer glocken zum heiligen
ampt der predigt zu unterscheid der zeit leüte.
Zum vierden, so soll man alle wochen die
litanei dienstag und donerstags nach der predigt
deutsch halden.
Zum fünften, so soll man hinfurder niemants
mehr, er habe den zuvor sein beicht gethan zum
hochwirdigen sacrament des waren leibs und blüts
Christi zulassen.
Zum sechsten, wen man hinfurder ein knaben
soll ins studium gen Wittemberg schicken, so soll
er zuvor durch den schulmeister verhort und dem
pfarrer und erbarn rat furgestellt und angezeigt
werden, domit dem gemein nütz zu gut noch der
schicklickeit und nicht noch günst gehandelt werde.
Zum sibenden, das doch auch das pirtragen
under den gottlichen ampten am sontag und feier-
tagen, desgleichen das verkaufen des gebranten
weins so viel ummer moglich abgestallt werde.
Zum achten, das auch eebruch, huererei,

tanen unter dem schloss mit ernst dohin halden
und weisen, dem armen kirchner sein verdienten
lohn jerlich unwegerlich zureichen, und denselben
mit und neben den jerlichen zinsen einmanen
bringen und nemen, und folgend dem kirchner
treulich uberantworten. In ansehung, das er ein
gemeiner diener ist und sein leib und leben bevor
in sterbenden leuften wagen muss.
Zum vierzehenden, so mogen die stift personen
aufm schlos obbemelte ceremonien auch under
wegen lassen, sonderlich wo es die gelegenheit
nit haben will, sondern die christlichen gesenge
treulich und ehrlich mit helfen halden und gottes
wort aufm schlos und in der pfarr dester vleissiger
zuhoren.

adt Aldenburg dem rat doselbst zugestelt. 1533.
esammtarchiv Reg. Ji. Nr. 6.]
mussiggang und desgleichen mit ernst gestraft
werden.
Zum neünden, das man hinfurder die so zum
heiligen sacrament in etlichen jaren nicht gangen
zu gevatterschaft nicht sollen zugelassen werden
(sic!).
Zum zehenden, das ein erbar rat wolle so viel
moglich daran sein, das das gemein folk zum
ampt der heiligen messen vleissiger gehe, dan bis
her bescheen. Ire kinder auch dor zu zu halden,
damit die sacrament schwermerei dester bas mit
gottes hülfe moge verhuet werden.
Zum eilften, das man hinfürder den andern
zur scheu, wo jemants das hochwirdig sacrament
etlich jar nicht entpfangen , auch desselben an
seinem todbett nicht begert noch neme, der-
selbigen kein mit den seelsorgen, schulen, kirchner
oder sonst mit christlichen gesengen zu grab,
sonder in aller still soll bringen.
Zum zwelften, das hinfurder die zwen diacon
sollen ein sontag und fest umb das ander mess
singen und halten, zuweilen soll auch an etlichen
festen der prediger oder pfarrer mess halden, und
welcher vor mittag wurd predigen, der soll der
messen desselbigen tags gefreit sein.
Zum dreizehen, so soll der prediger zur not
auch mit beicht horen und besüchung der kranken
auch sonst mit handreichung der sacrament helfen,
sonderlich wo er derbalb ersucht wurde.
Zum vierzehenden so sollen teglich beide
diacon und caplan die kranken besuchen und mit
gottes wort trosten.
Zum funfzehenden, nach dem auch der schuler
teglich mehr werden und dem schulmeister be-
schwerlich furfallen will selbander die schüle zu-
verwalden, derbalben soll man die dritt person
 
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