Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0557
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
62. Belzig. Generalia aller dorfer im amt Belzig. 1534.

529

das den pfarrern ire zinse, zehend und opfer und
anders unvermindert gereicht werde.
Desgleichen1) sollen die richter und hausveter
vleissig aufsehen haben, das mussiggang, uber-
schwenklich und stete fullerei, ebrecherei und ander
unzucht gestraft und nicht geliden werden.
Und so ein mensch vorstirbt, soll die leiche
nicht heimlich noch bei der nacht, sundern offent-
lich und am tag mit nachvolgung der nachtbar-
schaft mit christlichem gesang2) ehrlich begraben
werden.
Es soll derwegen der kirchhof3) mit vleis
befridet werden, domit4) die thier den corper nicht
widerumb ausgraben.
Es sollen auch alle eingepfarte sembtlich die
pfarr und custer heuser in beulichem wesen er-
halden, angesehen das es gemeine heuser und
nicht erbe sein.
Die pfarrer sollen das vihe um die zech zu-
hueten vorschont werden, wo aber ein gemein hirt
gehalden, sollen sie gleich andern mit Ionen5).

domit die pfarrer sich derhalben mit den leuten nicht
ergern dorfen.“
1) Steht im Original am Schlusse. Die Reate sind
anders geordnet und noch Gotteslästerung hinzugefügt.
2) Loc. 10 600: „und christlichen deutschen ge-
sengen“.
3) Loc. 10 600: „ides orts“.
4) Loc. 10 600: „domit das vie nicht doraufgehe
und allenthalben ehrlich zugehe“.
5) Loc. 10 600: „sollen die pfarherr gleich anderen
zu schuten und zu Ionen vorpflicht, und domit die
pfarrer nicht ergernis geben, sundern ires berufs fleissig
auswarten mogen, sollen sie sich zu kauf schlahen,
62. Generalia aller dor
[Aus Dresden, H.St.A., Loc. 10 600, Bl. 185b ff.,
Die pfarrer sollen sich mit predigen und
christlichen handlungen, wie inen in der ersten
visitation bevolen, nochmaln vleissig und unstref-
lich erzeigen, und in alleweg nicht vorgessen die
kranken, so das gotlich wort zu besuchen unvor-
mogend sein, in irer schwacheit zu visitiren und
sie mit dem gotlichen wort im glauben trosten,
sterken und zur gedult vornanen.
Wiewol in der ersten visitation allen kirch-
spilen uferlegt, das sie alle pfargebeude solten er-
bauen, bessern und in beulichem wesen erhalden
aus bedenken und vormark churfurstlichs bevels
itzs vorordent und bevolen, das alle kirchspil
semptlich die pfar gebeude an behausungen, stellen,
scheunen, befridung zur nodturft sollen erbauen,
bessern und in ein bestendig wesen prengen, wen
solchs einmal geschehen und den pfarrern der-
massen uberantwort und zugestelt ist, alsdan sollen
sie die pfarrer solch gebeude mit flickwerk an
dachung, wenden, ofen, fenster, thoren und der-
gleichen hinfurt selbs in beulichem wesen erhalten.
Sehling, Kirchenordnungen.

Und sollen sich die pfarrer zu kaufschlahen
und bier zuschenken enthalden, was inen aber
von getraidich erwechst oder sunst sie zur pfarr
gehorig einkomens haben, mogen sie zu mark
furen und vorkaufen lassen1).
Ambt der custer.
Ein itzlicher custer soll vorpflicht sein, in
der wochen ein mal die jugent in itzlichem dorf
furzunemen und zu sich zuerfordern und sie das
vater unser, glauben, und zehen gebot, auch die
deutschen geseng zu lernen2) und dem pfarrer in
der kirchen helfen und gehorsam leisten.
Soll derwegen den custern das jenige, so inen
ein zeither von den bauern abgebrochen, volkom-
lich widerumb an vorminderung geraicht werden.
Ein itzlicher pfarrer soll das buchlein der
visitator haben und sich darnach halden3).
Umb betrug willen der bauern sollen die
pfarrer in empfahung des zehenden die wal haben4).

bier zu schenken u. s. w. enthalten, was inen aber von
getraidich“ u. s. w.
1) Beim Amt der Pfarrer hat Loc. 10 600 noch:
„Ein itzlicher pfarer auch sol haben das büchlein
undericht der visitatoren und sich darnach halten. Wo
auch geringe ehesachen sich zutragen wurden, dorein
sollen sich die pfarrer nicht einlassen, sondern raths
zu Wittenberg erholen, oder an den superattendenten
gelangen lassen.“ [In der Registratur offenbar als für
alle Pfarrer gegeben fortgelassen.]
2) Loc. 10 600: „darzu dann die eltern ire kinder
halten sollen“.
3) S. vorstehende Anm. 1.
4) Fehlt in Loc. 10 600.
fer im amt Belzig. 1534.
und St.A. Magdeburg, A. 59, A. 1492, Bl. 257.]
Geschehe es aber, das durch feuers not oder sunst
die hauptgepeude niderfielen, so sollen die kirch-
spil dieselben wider erbauen und aufrichten, und
das flickwerk wie berurt als dan durch die pfarren
geschehen.
Wiewol in der ersten visitation den pfarrern
bevolen, das sie umb bedrugs willen in enpfahung
des zehends die wal haben solten, so beklagen
sich doch dieselb, das solchem kein volgeschehe
und der zehen wie sich gepuert nicht gereich
werde. Ist derwegen den bauern nochmaln mit
ernst undesagt und bevolen, das keiner vom zehend
felde etwas einfuren sol, er habe es dan zuvorn
dem pfarrer angezeigt, alsdann sol der pfarrer
macht haben an einem mandel seins gefallens zu
zehen anfahen und also nach einander bis auf
sein gepurend mandel zelen, und also fuer und
fuer domit sich also kein teil ungleicheit zu-
beklagen habe.
[Magdeburg, St.A., Loc. 59, A. 1492, Bl. 250,
welches bezgl. des Vorstehenden fast wörtlich
67
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften