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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0563
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67. Ordnung für die Stadt Bruck. 27. Januar 1530.

535

Der kirchendienst ist dermass vorordent: Alle
suntag und feierliche fest soll der pfarrer, wo er
comunicanten hat, frue ein mess halten nach der
ordnung, wie hier vor angegeben, und darunter
des suntags evangelium handelen, so das er darinnen
den glauben, die liebe und das creuz lere. Hat
er aber kein comunicanten, so sollen die deutschen
letanien durch die schüler gesungen und nach der
predigt mit einem deutschen lied und einer collekten
beschlossen werden.
Nachmittag sollen an stadt der vesper drei
psalmen latinisch gesungen, und darnach die knaben
nach dem hymno zwu oder drei lection aus dem
neuen und alten testament gelesen, darauf der
katechismus gepredigt und zu lezt mit dem magni-
ficat und einer collecten beschlossen werden.
In der wochen soll ufs wenigst drei tag, nem-
lich welche der pfarrer erwelet, ein lection der
evangelisten eins als Matthei und Marci gethan
und dafür und nach etlich psalmen deusche lieder
und je ufs wenigst der tag einen die deutsche
letanien gesungen werden.
Sunst zu viermaln des jars soll der pfarrer
vor den hohen festen vierzehen tag weniger oder
mer den langen katechismus alle tag predigen und
darunter es mit singen halten wie vor angezeigt.
Uber vor angezeigt mass zu predigen
und leren.
Sol sich der pfarrer sich mit der weiss und
ordnung der ler und predigten, anderen ceremonien
und fest halten vormüge des buchleins intitulirt
underricht der visitatoren, neulich durch den druck
ausgangen, und domit allenthalben einigkeit der
ceremonien bleibe, die cerimonien nach anzeige
desselben buchlins nicht ubergehen noch vor-
enderen.
Auf abgetretene von der einigkeit des waren
christlichen glaubens .... [wörtlich übereinstim-
mend mit der entsprechenden Verordnung für
Grimma, bis zu den Worten: des heiligen evangelii
furfallen, mag gebessert werden].
Und in alleweg nimer vorgessen, das volk
treulich und mit ernst zuvormanen, das sie ire
kinder zur schulen schicken und halten wollen,
nicht allein deutzsch sunder auch ire latein wol zu
lernen mit vormeldung, was nicht allein gemeiner
christenheit sundern auch gemeinem nutz zu steten
und landen aus vorseumlickeit der jugent und
mangel gelerter leut grosses schadens erwachse.
Und den elderen derwegen gegen gott beschwerung
und last zuvorrechen und antwortung auf ire sele
und gewissen falle. Wiederumb aber zu was
grossen ehren und nutz sie ihre kinder und sich
selbst dodurch bringen mogen, mit erzelung
etlicher exempel, dieweil furnemlich alle gute ord-

nung und regiment geistlich und weltlich bestehen
und flissen aus guter zucht der jugent.
Und soll sich der pfarrer ungeburlicher
handelung mit bierschenken und anderen der-
gleichen unsuberen narungen enthalten, domit soll
im für sein haus nodturft zubrauen unbenommen
sein.
Letzlich für hemelich ehgelübde, so hinter
wissen und willen der elderen gescheen, stete, und
fleissige vorwarnung thun.
Schuele.
Zu guter zucht der jugent soll zu Bruck die
schule mit einem gelerten und züchtigen schul-
meister bestelt und erhalten werden.
Desselben bevel soll sein, sich der schuler mit
vleissiger sorg anzunemen, irer underweisung und
erudirens nach der jugent geschicklickeit die
underscheid und ordenung zuhalten, die in ob-
gedachten buchlin underricht der visitatoren unter
dem capitel von schulen beschriben.
Darumb sollen pfarrer und rat darauf sehen,
das der schulmeister solch buchlin hab und sich
darnach richte.
Ane des sollen sie die jugent zu jedem ser-
mon mit zuchten füren, die geordnete gesenge der
kirchen bei der messen auch vor und nach itzlicher
predige zu singen, dobei er alweg sein, die schuler
zu und abfure.
In sonderheit soll er vorflissen sein, die schuler
im katechismo zu underrichten, und das sie den
elteren die gewonliche segen zu itzlicher malzeit
für dem tische, im abend einen seuberlichen
sentenz oder spruch aus der heiligen schrift oder
sunst einen guten lerer lateiniss und deutz auf-
sagen.
Der schulmeister soll auch die junge meidlein,
was im der zugeschickt und unter 11 jaren sind
mit lesen und schreiben auch im catechismo und
guten sprüchen der schrift underrichten.
Einkomen der pfarre.
Einkomen des schulmeisters.
Gemein kasten.
Desgleichen soll zu Bruck alweg ein gemeiner
kasten für kranke auch alte arme leute sein und
daraus die kirch pfarr und schulen gebeude mit
hülf des rats und gemein erhalden werden.
Donein orden und schlahen wir alle der
kirchen guter sampt dem einkomen aller vorfallen
lehen und stiftung, und was sich sunst der ding
zukunftig mechten erfinden, die von stiftung oder
testament in gots seiner lieben heiligen ehre und
zu milden sachen gewidembt, gegeben, vorordent
 
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