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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0570
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542 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
salve und andern in der kirchen gehalten werden solle“, zugeschickt worden sei; er finde diese
Ordnung völlig mangelhaft und gegen die Satzungen der Kirche und den Reichstagsbeschluss
von Worms verstossend; könne auch nicht annehmen, dass der Kurfürst mit der Ordnung ein-
verstanden sei und wünsche, dass die Änderung wieder beseitigt werde. Diesem Schreiben hat
der Bischof eine Copie der Ordnung beigefügt, welche in der Siona a. a. O. zum Abdruck ge-
bracht ist. Hier haben wir die erste Ordnung des Gottesdienstes von 1524 vor uns. Was vom
Kurfürsten in dem oben erwähnten Briefe gerügt wird, wie der reiche Gebrauch der lateinischen
Sprache, die zwei täglichen Messen (Frühmesse, Tagesmesse und Hoe Mess), findet sich hier vor.
Zur liturgischen Würdigung vgl. Kadner, a. a. O. Benutzt ist Luther’s formula missae von
1523. Wir drucken die Ordnung nach dem Abdruck in der Siona ab. (Nr. 72.)
In der ersten Visitation 1528 wurde für Coburg eine wichtige Regelung des gemeinen
Kastens durch die Visitatoren vorgenommen. (Coburg, Staatsarchiv, Loc. B. tit. II. 20 Nr. 8.)
Vgl. oben S. 47.
In der Visitation von 1545 (S. 59 oben) wurde eine ausführliche Ordnung des Kirchen-
dienstes erlassen. Dieselbe gelangt hier aus dem Staatsarchive zu Coburg, B. II. 20 Nr. 20
Bl. 88 bis 90a erstmalig zum Abdruck. (Nr. 73.)
Endlich sei eine Verordnung genannt, welche auf der Visitation von 1554/1555 verkündet
wurde. Dieselbe wird aus dem Gesammtarchive zu Weimar Ji. Nr. 23—26, Bl. 406—408a hier
erstmalig abgedruckt. (Nr. 74.)

72. Gottesdienst-Ordnung
Furschlag der ordnung in der kirchen
aufzurichten auf besserung begriffen.
Erstlich mit der fruemess, das derselben nit
mehr dan aine alle tag in der zeit wie vormals
gesungen oder gelesen werde, nemlich also
fruemess.
Das anfanglich der introitus von der zeit an ime
selbst, darnach das kyrieleyson, gloria in excelsis,
oratio oder collecten de tempore das ist von der
zeit. Nach der collecten soll sich der priester vor
dem altar umbwenden und gegen dem volk an
statt der epistel ein capitel des neuen testamentes
aus den episteln Pauli teuetsch lesen und das erst
capitel in Romern anheben und also volgend durch-
aus des neuen testaments.
Nach der epistel das gradual mit dem alleluia
und vers on den sequenzen, darnach kere sich
der priester umb zu dem volk und lese ein capitel
aus einem evangelisten teuetsch, also das man am
ersten capitel Mathei anhebe und also volgend
durchaus sollen sie gelesen werden alweg ain
capitel, und in anfang eines jeden capitels der
priester gebrauchen diese wort: Ir allerliebsten,
ir solt mit vleis und andacht hören das erst,
ander, drit etc. capitel, das der heilig apostel
sant Paul schreibt in den Romern, Corinthern etc.,
und soll nach diesen worten das capitel unter-
schiedlich mit deutlichen worten lesen; vor dem
evangelio: Ir allerliebsten, ir solt vernemen oder
vernembt das wort des heiligen evangelii, das uns

der Stadt Colmrg. 1524.
beschreibt der heilige evangelist Sant Matheus am
ersten, andern, dritten etc. capitel und also furtan.
Nach dem evangelio soll man halten wie gewon-
heit das credo oder simbolum, nach welchem aus-
gelassen das offertorium und canones minores,
hebe der priester an, dominus vobiscum, sursum
corda, gratias agamus, vere dignum etc. Do singt
der chor sanctus nach der zeit, der priester aber
procediert qui pridie.
Elevetur panis.
Simili modo postquam coenavit etc.
Elevetur Calix.
Sed finito Ossana in excelsis incipiatur ore-
mus : praeceptis salutaribus moniti, pater noster.
Darnach verneme der priester das volk, so
anderst der vorhanden, die des heiligen sacraments
begerten laut einer verzeichnis die ime
übergeben solt werden, also lautend: Mein
allerliebsten in gott etc.
Darnach sing der priester pax domini etc.
Und der chor agnus dei etc. unter welchem der
priester die leut bericht, so anderst communicanten
vorhanden, volgend das dominus mit der collekten,
die man nennet die complend und benedicamus
mitsampt der benediktion wie gewonlich.
Doch solt hiemit in diesem vor-
schlag was ein jeder in canone minori
und majori halten oder nit halten woll,
kein gesetz sein gewissen zu beschweren
gegeben sein.
 
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