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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0579
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78. Domitzsch. Ordnung der Visitatoren für Domitzsch. 1529.

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epistolam ad Ephesios und canonicas divi Petri,
item benedictiones et maledictiones in deuterono-
mio et levitico beschrieben und dergleichen, so
inen deucht den scheflein Christi nutzlich und
seliglich zu sein.
Er wil auch itzo nach michaelis mit vor-
leihunge götlicher gnaden die zwo heilige historien
ex genesi, als de diluvio Noach et subversione
Sodomitarum, darmit das volklein zur busse und
gottis furcht gereizet werde, zu expliciren vor sich
nehmen.
Nach der freitages predigt singt man ein
responsorium oder einen deutschen gesang de
passione Christi per vices mutando, und wird nach-
mals mit einer collecta und benedictione be-
schlossen.
Er zeiget auch an nach altem gebrauch in
allen predigten, in exordio oder in conclusione,
in welchem stucke des catechismi die predigt be-
griffen sei.
Es werden auch nach inhalt der agenden, der
grüne dornstag und gute freitag, gehalten feier-

lich, vor mittage, und andere halbe feiertage wie
droben vormeldet.
Keine andere und frembde cantica, psalmen
oder lieder werden in dieser kirchen gesungen,
dan nur die, so im sangebuchel doctoris Lutheri
seliger gedechtnus vorfasset sind.
Mit teufen der catecuminorum und copula
coniugii dergleichen in visitacione infirmorum et
sepultura mortuorum wird gehalten, wie in der
agenda vorgeschrieben.
Zu Zschuschendorf im filial wird faste also
gehalten wie in der pfarrkirchen, das man das
verordente evangelium vor mittage und an den
hernach komenden dornstagen, wan der junker
oder die fraue zur stelle die epistel des vorgangenen
sontages expliciret.
Also hats nun dieser pfarr zu Dohna in die
26. jar gehalten. Der almechtige gott wolle ihm
nach seinem gnedigen willen, was ihm gefellig
ferner seinen geist, beistand, sterke, und gnade
vorleihen, amen.

Domitzsch.
Die Stadt Domitzsch im Kreise Torgau erhielt ihre erste Ordnung auf der Visitation von
1529. Diese wird hier gedruckt aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Bl. 303—304. Vgl. oben
S. 44. (Nr. 78.)

78. Ordnung der Visitatoren für Domitzsch. 1529.

Pfarrers ambt.
Alle suntag und fest im jar soll der pfarrer
zu Domitsch vor mittag das evangelium dominicale
nach inhalt und anleitung der postillen, nach
mittag ein ort des catechismi als der zehen gebot,
glaub und vater unser predigen.
Die wochen durch, nachdem bisanher alle tag
gepredigt, soll er vorthin uf montag und dinstag
die episteln Pauli zu den Galatern in der kirchen
lesen, und aus derselbigen dem volk die furnemsten
artikel der christlichen lere ufs einfeldigst und
vorstentlichst furtragen.
Mitwoch, domit er auch weil zu studiren
habe, soll frei sein, doch das er etlich psalmen
des tags frue singen lasse.
Die obangezeigten sechs dorfer sollen der-
mass bestellet und vorsorget werden: Brosswitz
und Malitzsch, welche uf ein halb viertel wegs
gelegen, sollen alle suntag und andere zeit der
predig zu Domitzsch gewarten.
Die dorfer Bolwitz und Trebligar soll einer
aus den caplanen besuchen und alle suntag aldo
das evangelion dominicale predigen. Dergleichen
soll der ander diacon die zwei dorfer Breudnitz

und Wirbelitz besuchen und in jedem dorf ein
predigt aus dem evangelio thun.
Auch sollen die zwen diacon ein gelegnen
tag in der wochen erwelen als mitwoch oder
donerstag und uf dieselben uf angezeigte dorfer
geen, den catechismum dem volk zu predigen und
einzubilden. Es sei dann, das ernt saat zeit und
ander bauer arbeit und ackerbau daran hin-
derung gebe.
In diesem allen sollen sich bede pfarrer und
caplan des buchleins der visitator an vorenderung
halten und richten.
Und wenn communicanten vorhanden, soll
der pfarrer in der stadt, desgleichen die caplan
ufn dorfern alle suntag ein messe halten, und
alle andere cerimonien nach anleitung des buch-
leins intitulirt underricht der visitatoren nicht uber-
gehen.
Die diacon oder caplan sollen durch den
compter, pfarrer und rath zu Domitzsch angenomen
und entsetzt werden. Und so derselben einer an-
genomen, sol er zuvor durch den pfarrer zu Torgau
examinirt und fur tuglich erkant sein.
Der itzige caplan so Breudnitz und Werbelitz
 
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