Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0588
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
560 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Eilenburg.
Für die Stadt Eilenburg, in welcher die Reformation schon 1520 Eingang fand und
1522 Gabriel Zwilling wirkte (vgl. Seifert, Reformation in Leipzig, S. 24; Seidemann,
Beiträge zur Reformationsgeschichte, S. 54) erging in der Visitation 1529 eine eigene Ordnung,
welche aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registration der Visitation u. s. w., Bl. 557a ff. erst-
malig abgedruckt wird. (Nr. 85.) Vgl. oben S. 46.
Über eine auf der zweiten Visitation 1534 ergangene Ordnung vgl. oben im Ernestinischen
Sachsen S. 53, woselbst aus Weimar Ji. Nr. 6 ein Abschnitt aus der Verordnung mitgetheilt ist.
85. Verordnung der Visitatoren. 1529.

[Aus Dresden, H.St.A.,
Unser lieben frauen kirch ufm berge
vor dem schloss.
Kirchendiener [ pfarrer,
[ custer.
Den gotsdienst sollen sie in beden kirchen
dieser mass vorwesen. Alle suntag und fest im
buchlein der visitatorn zu feiern ausgesatzt, soll
an stadt der metten, wie im selben buchlen ge-
sungen und gelesen werden, ufn tag, wo communi-
canten sein, soll der diacon ein mess halden,
darunter der pfarrer ein sermon thun vom suntag
oder fest, wie es am besten hievor geordent; nach-
mittag soll ein vesper mit dem hymno und lection
gesungen, darunter aber ein sermon uber den
andern suntag aus dem katechismo, sunst aus dem
alten testament oder der suntagsepistel gethan
und mit dem magnificat, versikeln und collecten
beschlossen werden, suffragia sanctorum aus-
genomen.
Zur wochen soll der stat diacon uf montag
dinstag, der pfarrer donerstags und freitags frue,
sonabends aber nachmittag der ander diacon oder
pfarrer ufm berge in der stadt predigen.

Loc. 10598, Bl. 557a.]
Und die sermon sollen sie thun aus einem
evangelisten ordine, oder aber der apostel episteln
und was sie sunst erkennen dem volk nutzlich
sein.
Sollen sich auch mit den gesengen fur und
nach den sermonen andern kirchen gemess halden,
zu vier gezeiten im jar den katechismum etlich
tag nach einander, und je die deutschen letanien
uf den suntag, mitwoch und freitag vleissig und
mit andacht halden.
Der diacon ufm berge soll auch in seiner
kirch durchs jar aus, die woche einen tag als
donerstags und zur vesper am suntag allweg den
katechismum predigen, welche leut andacht haben,
mehr predig zu horen, die mogen sich die andern
tag in der stadt erholen.
Generalia ut super bei andern steten.
Schul hat wie obsteht drei person; soll der
custer unterpedagogus fur die alphabetarios sein
und des tags zwu stund mit denselben zubrengen,
die andern in der junkfrau schul.

Eisenach.
Zur Geschichte der Reformation in dieser Stadt vergleiche Gustav Schmidt, Justus
Menius, der Reformator Thüringens. Gotha 1867, 1, 95 ff. [dortselbst S. 95 Anm. 1 die ältere
Litteratur].
Eine ausführliche Verordnung der Visitatoren regelte 1536 die Bestellung der Kirchen-
ämter, des gemeinen Kastens, des Hospitals und des Siechenhauses. Vgl. oben S. 54.
Dieselbe findet sich in Coburg, St.A., B. II. 20, Nr. 17, wird aber, weil überwiegend von nur
lokalem Interesse, nicht abgedruckt.
Für das Schulwesen zu Eisenach war die Schulordnung von 1551 von grosser Bedeutung;
ihr Verfasser war Andreas Boetius. Vgl. G. Schmidt, Osterprogramm des Eisenacher
Real-Gymnasiums. 1885; K. H. Funkhänel, Beiträge zur Geschichte der Schule. III.
Eisenach 1854. Diese Eisenacher Schul-Ordnung ging zum Theil in die Weimarer Schul-Ordnung
von 1562 über. Vgl. Weniger, in Mittheilungen der Gesellschaft für Erziehungs- und Schul-
Geschichte, 7, 175. Auf ihr beruht auch die „Ratio administrandi scholas triviales proposita in
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften