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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0590
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562 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
87. Verordnung der Visitatoren für den Superintendenten zu Eisfeld. 1554.

[Aus Weimar,
Die fürstliche sechsische verordente
visitatores bevelen dem hern super-
attendenten zu Eisfeld nachvolgende
puncten in seiner bevolen superatten-
denz zuvorrichten und anzuschaffen.
1. Das er fleissig uf die pfar seiner bevolenen
superattendenz ufsehen habe, das sie ihren cate-
chismum selbst treiben, wie ihne die hern visi-
tatores in examine bevolen.
2. Das die abgottische bilder aus den kirchen
weg gethan, und die altaria dermassen zugericht
werden, dormit die kirchendiener al sein kirchen-
ampt gegen dem volk vorrichten moge.
3. Das der wucher sonderlich des gots kastens
nicht gestatet, noch sunsten wucher uf nutzung

Ji. Nr. 2710.]
der ligende grunde von den pfarhern getriben
oder gebilliget mogen werden.
4. Das er den pfarhern nicht gestatte, die
predigt allein aus dem buche zu lesen.
5. Item mit reichung der sacrament, do nur
ein einzele person administriert, das sie die wort
der einsetzung baides thails nicht bald auf einander
spreche sondern bald auf die consecration des
brots die communicanten mit dem leib Christi be-
richten, und darnach erst den calicem consecrirn
und raichen sollen. Desgleichen die vermanung
vom sacrament vor der consecration thuen, das
also die consecration und raichung des sacraments
bald auf einander volge.
6. Das er vorschaffung thue, dar mit die
ceremonien wie sie von den hern visitatoren ver-
ordent [fehlt etwa: gehalten werden].

88. Ordenung der kirchen ceremonien vor die pfarher auf den dorfern. 1554.

[Aus Weimar,
Sontags vor mittag. Erstlich sol man ein
deutschen psalmen oder geistlich lied singen, wie
in d. Martini Luthers gesangbuchlein stehen. Dar-
nach die epistel desselben fests oder feiertags lesen,
dorauf sol das lied erhalt uns her bei deinem wort
sampt der collecten pro pace volgen, darnach
das gewonliche und auf dieselbe tage geordente
evangelion gelesen und darauf das deutsch patrem
gesungen werden. Nach dem sol die predig und
auslegung des evangelii gehen und zum beschluss
die funf hauptstuck des catechismi one auslegung
dem volk vorstendiglich vorgebetet werden. Nach
der predigt sol man deutsch grates nunc omnes
oder sunst ein kurz geistlich lied, dorauf das
vater unser singen. Den sol volgen die cohortation
oder vormanung an die communicanten und dorauf
die wdrt des abentmals uber das brot, als den sol
man den communicanten den leib Christi erstlich
rechen mit den gewonlichen worten der leib etc.
Wan solches geschehen, sol man erst die wort des
abentmals uber den kelch sprechen oder singen
und volgent den communicanten das blut Christi
geben mit den worten: Das blut unsers hern Jesu
Christi fur deine sund vorgossen sterke und be-
ware dich zum ewigen leben. Do aber zwen
ministri seint und der communicanten gar vil,
mogen die wort uber baide thail des sacraments
bald auf einander gesprochen und darnach den
communicanten ausgethailt werden. Unter der
communion sol man singen das lid Joannis Hussen:
Jesus Christus unser heiland, oder got sei gelobet
oder Christe du lamb gottes etc. Nach der com-
munion sol die danksagung und der segen Mosis
gesprochen werden.

Ji. Nr. 2710.]
Sontags nach mittag sol man das vater unser
oder die zehen gebot oder Nun freuet euch etc.
oder sunsten geistliche lieder singen, so in d. Lutheri
gesangbuchlin stehen. Darnach sol der prediger
auf die canzel treten und ein predig thuen, also
das er zuerst die hauptstuck des catechismi wider-
umb one auslegung erzele, darnach ein stuck noch
der ordnung auslege und sonderlich auf den klein
catechismum Lutheri dringe, domit die unvor-
stendigen ir gebet vorstehen lernen, und dozu kan
er den grosen catechismum Lutheri zu hilf nemen
und mit exempeln und spruchen der schrift seine
ler ausstreichen. Letzlich sol er mit dem ge-
meinen gebet beschlissen und herab von der
canzel unter die jugent treten, dieselbe verhoren,
auf das sie baide die stuck und auslegung des
catechismi grundlich fassen und vorstehen lernen.
Nach dem sol er ein psalm oder das magnificat und
nunc dimittis deutsch singen und mit der deutschen
collecten beschliessen. Weil aber etliche pfarher
auch filial des sontags zuvorsorgen haben, und
aber nur einmal doselbst predigen konnen, do mit
nun das einfeltige volk auf den selben tag, do es
sonsten feiret und mer beisamen ist, auch den
catechismum horen und lernen moge, sol der pfar-
her dieselbe sontags predig im filial also anstellen,
das er ein halbe stund das evangelion lese und
auslege und die andere halbe stunde auf den
catechismum dergestalt wende, das er auch die
hauptstuck des catechismi von wort zu wort ohne
auslegung dem volk fursage, darnach ein gebot
oder artikel des glaubens, wie es die ordnung
bringt, auslegen und letzlich auch die jugent in-
sonderheit unterweise und widerumb hore, ob
 
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