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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0592
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564 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Gnandstein.
Über die auf der ersten Visitation 1539 für die Pfarrei Gnandstein erlassene Ordnung
haben wir oben S. 86, 87 ausführlich gehandelt. Abdruck bei Kapp, Kleine Nachlese u. s. w.
4, 649 ff.; Richter 1, 306. Wir drucken sie nach einer Abschrift aus dem Gnandstein’schen
Archive ab. Vgl. oben S. 87. (Nr. 89.)
Über den auf der zweiten gründlichen Visitation erlassenen Abschied ist oben S. 91
das Nähere zu lesen. Abdruck bei Kapp, a. a. O. 4, 655 ff.; Richter 1, 320. Wir drucken
nach dem Kapp’schen Exemplare ab, welches mit einer Abschrift aus dem Gnandstein’schen
Archive (vgl. oben S. 91) verglichen wurde. (Nr. 90.)

89. Visitationsartikel für den Pfarrer zum Gnandstein. 1539.
[Aus dem Gnandstein’schen Archive.]

[Dieselben enthalten zunächst „die vier artikel
den dorfpfarrherrn furgehalten“, oben Nr. 23,
und fahren dann fort:]
Das auch die pfarrer vor allen dingen und
in alleweg die predigt und lehre rein und lauter
unvermischt mit menschentande vermuge und nach
anzeige der visitation gedruckten unterricht und
nicht anders mit allem getreuen vleis furen.
Christliche messe.
Alle pfarrer sollen vleissig vor allen dingen
der lehre und lere ampts warten, ane welchs kein
seelwartung oder recht christlich gemein bestehen
kan, sie sollen auch mit hochsten vleis in der
biblien und heiligen schrift sich on unterlass uben,
damit sie das heilige wort gottes mit frucht handeln
mugen und teglich zunemen, wie S. Paulus zu
Timotheo schreibet, lass dein zunemen iderman
kund werden und das sie ob der reinen lere des
heiligen evangelii wider alle rotten feste halten.
Auch sollen die pfarrer auf die sonntage und
heilige tage, wann die communion oder christlich
messe sol gehalten werden, ane communicanten
nimermehr kein mess halten, wan man aber com-
municanten hat, so soll man die communion und
messe halden, in massen, wie folget.
Erstlich sol ein lateinisch oder deutsch gesang
pro introitu gesungen werden, durch den magister
und schuler wie gewonlich, darnach kyrieleison
dreimal, auf das soll der priester gloria in excelsis
singen, folget darauf et in terra pax hominibus.
Darnach wird gelesen die epistel aus S. Paul,
oder der ander apostel schrift einer deutsch, in
dem accent und tono wie zu Wittenberg, Torgau,
Dresen, oder Leipzig ublich.
Darnach ein rein sequenz oder geistlich lied,
darnach wird gelesen das evangelium deutsch im

tono und accent wie zu Wittenberg. Nach dem
evangelio singet das volk und die ganze kirche
die apostel symbolum deutsch wir gleuben all an
einen gott, als bald auf das symbolum oder den
glauben geschicht die predigt des heiligen evan-
gelii des sontags, wie die zeit tregt, nach der
predigt lieset der pfarrer oder diacon das vater
unser deutsch, und thut ein vermanung von heiligen
hochwirdigen sacrament, balde darauf singet der
priester laut die wort des herrn Christi verba
consecrationis in der nacht da er verraten ward,
etc. und bald darauf communicirt das volk und
zum beschlus singet der prister die collecten, und
benediction uber das volk aus dem buch numeri.
In dieser form der communion und christlichen
messe sollen die pfarrer bleiben und allezeit auf-
sehen haben, dass sie sich mit dem pfarrer zu
Dresden in dem und andern vorgleichen,
Auch die dorfpfarrer alhier ins ampt und in
die nehe gehorend dohin halden, das sie sich hier-
innen auch gleichformig mit ceremonien der messe
halden, dann die ungleicheit bringt viel ergernus
und scandala.
In andern aber ceremonien gottesdienst und
gesenge, als mit der psalmodia frue morgens, und
zu vesper, sollen sich die pfarrer halden allent-
halben nach der form, welch im buch der visitation
des churfurstenthumbs zu Sachsen vor fast anno etc.
XXXVIII. in druck ausgangen, und allezeit in
allen solchen dingen, sich mit den nechsten super-
attendenten alles in christlicher zucht und ordnung
zu halden vor gleichen, etc.
Das auch in allwege der clein und gross cate-
chismus sampt der litanei in der schuler und
schulmeiklein gegenwart mit vleis getrieben und
gefurt soll werden, in ansehung das der ganzen
christenheit sehr viel daran gelegen.

90. Gemeiner Bericht der Visitatoren des Landkreises Meissen an den Pfarrer und Dorfschaft zu
Gnandstein. Vom 28. April 1540.
[Nach Kapp, a. a. O. 4, 655 ff., verglichen mit einer Abschrift aus dem Gnandstein’schen Archive.]

Diesen bericht haben die letztem visitatores
herzog Heinrichs mittwochen nach cantate 1540
zu Penig gestellet.

Sintemal vormerkt ist worden, wie beschwer-
lich sich die leute haben vornemen lassen in etwas
sich zu begeben, den kirchen dinern ferner zu irer
 
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