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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0599
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93. Grimma. Ordnung der Visitatoren für die Stadt Grimma. 1529.

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ein Exemplar des von Georg von Anhalt, Coadjutors zu Merseburg, an die Superintendenten
und Pfarherrn im Stift Merseburg erlassenen „Einfältigen unterricht von verbotenen personen
und graden und wess sie sich in ehesachen halten sollen“ (vgl. unter Merseburg) vorgeheftet ist.

Grimma.
Hilfsmittel: Grossmann, Visitationsakte der Diöcese Grimma. Leipzig 1873.
Die kurfürstlichen Visitatoren visitirten die Stadt Grimma 1529 Dienstags nach S.Veit,
d. i. am 22. Juni, und hinterliessen eine Kirchenordnung für die Stadt Grimma, welche Gross-
mann, a. a. O. S. 89—97 aus dem Hauptstaatsarchive zu Dresden (Dresden, H.St.A., Loc. 10598,
Kegistration der Visitation, Bl. 463 ff.) mittheilt. Darnach hier. (Nr. 93.)
Von einem auf der zweiten Visitation 1534 erlassenen Abschiede ist oben im Ernestinischen
Sachsen S. 52 ff. das Nähere aus Weimar Ji. Nr. 6 mitgetheilt.
Über eine lateinische Schul-Ordnung, welche auf der Visitation von 1574 übergeben
wurde, vgl. oben S. 121. Zur Geschichte der Schule in Grimma vgl. namentlich Meyer, in
Mittheilungen der Gesellschaft für Erziehungs- und Schul-Geschichte 7, 209 ff. (Schellenberg,
De visitationibus seu inspectionibus anniversariis scholae illustris. Grimmae 1574—1575, mit
den amtlichen Berichten der Visitatoren.)
Über das Augustinerkloster zu Grimma vgl. den bei Grossmann abgedruckten Be-
richt der Visitatoren vom August 1529 ff. Codex diplom. Saxoniae. II, 15. Nr. 241 ff.
Für die zum Amt Grimma gehörigen Dörfer (s. S. 46) wurde auf der Visitation 1529
eine allgemeine Verordnung erlassen. Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Bl. 490b— 491b. Die bei
Grossmann, a. a. O. S. 101 ff. gedruckte Verordnung ist im Wesentlichen übereinstimmend.
(Nr. 94.)

93. Ordnung der Visitatoren für die Stadt Grimma. Vom 22. Juni 1529.
[Aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registration der Visitation, Bl. 463 ff.]

Anno domini funfzehen hundert und darnach
im neund und zwanzigsten jar dinstags nach Viti
haben aus befehl des durchlauchtigsten hoch-
gebornen fursten und hern hern Johansen herzogen
zu Sachsen, des heiligen romischen reichs erz-
marschal, churfursten, landgraven in Dhoringen
und marggraven zu Meissen wir seiner churfurst-
lichen gnaden vorordente visitatores mit namen
Just Jonas der heiligen schrift doctor probst zu
Wittemberg, Sebastian von Kotteritzsch, ambtmann
zu Bitterfeit, Asmus von Haubitz, Benedictus
Pauli, der recht licenciat etc. und Wolfgangus
Fues magister pfarrer zu Leisnick uf gottliche
gnade die gemeine seelsorge, zucht der jugent
und der diener gots im wort, auch ander armen
versorgung in der stadt Grimme nachfolgender
mas bestalt und vorordent.
Stadt Grimme.
Ist allein, hat zwue pfarrkirchen ad beatam
virginem et sanctum Nicolaum, sunst gehort kein
dorf darein, und wirdet alternatim darin gepredigt,
dieselben eingepfarten mit einem pfarrer vorsorget
hat ungeferlichen dreihundert besessener leute.
Und ist der gotsdienst zusambt der kinder

in der schulen zucht etwas schwach auf drei per-
sonen gestanden, als nemlich einem pfarrer, diacon,
und dem schulmeister allein, zu dem, das dieselben
mit ungewisser geringer besoldung vorsehen ge-
wesen, darumb haben wir den gotsdinst solcher mass
bestalt: das ein wesenlicher pfarrer in Grimm sei,
der die aufsehung oder super intendenz auf alle
die pfarher habe, die im ambt Grimme sein, do-
mit die lehre rein sei und bleib, auch der brauch
der heiligen sacrament recht gehalten werde. Also
sollen sein

Kirchendiener:

pfarrer
diacon
schulmeister
medius
cantor

Die sollen die gesenge in der kirchen halten,
sambt den festen und allen cerimonien, in massen
die im buchlein der visitatorn underricht im
druck angegeben, so das damit die abwechslung
zu voranderten suntagen in beiden pfarkirchen
gehalten, wie dann solchs fuer dieser zeit her-
bracht, und sollen nemlich der pfarher behalten
die suntagspredig, eine frue vom evangelio der
zeit, die ander nach mittag unter der vesper von
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