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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0606
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578 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

Für das Dorf Altherzberg erliessen die Visitatoren ebenfalls 1529 eine Ordnung. Die-
selbe wird hier aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Bl. 56 ff. abgedruckt; die späteren Randnoten
Melanchthon’s dazu in Anmerkungen. (Nr. 98.)

97. Ordnung der Visitatoren für die Stadt Herzberg. 1529.
[Aus Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Bl. 98 ff.]

Die pfarre ist fürstlich lehen, dohinein gehoren
alle einwoner innerhalb und ausserhalb der mauren
zu sambt den dorfern Grevendorf, Frauenhorst,
Gnochwitz, Madel. Unter welchen dorfern zwei
eigne kirchen haben, doran die andern bede das
wort gots und die heiligen sacrament zu empfahen
gebrauchen 1).
Die selesorg ist mit nachfolgenden emptern
bestalt:
Pfarrer
Prediger
Caplan
Schulmeister
Coadjuvant
Custer.
Ire ampt soll sein ides festes, wie die in der
visitatorn büchlein und unterricht ausgesetzt,
morgens etzliche psalmen, an stat der metten mit
den schulen zu singen, und darnach ein stuck ader
zwei aus dem catecismo fur das gesinde und jung-
volk zu handeln, dermass und also, das inen der
ganz catecismus nach den worten anfangs vor-
gesagt, und folgent ein artikel, zwen drei ader
mehr aufs einfeldigst ercleren, und solle das ampt
mit einem deutschen lied beschlossen werden.
Auf den tage solle der pfarer ader prediger
das ampt dermass, wo er communicanten hat,
halten und das evangelion nach dem suntag pre-
digen, solchen sermon auf den glauben und
desselbe fruchte, wie es dan die histori oder text
gibt schicklich handeln, und zur lere richten,
unter der mess und comunion die geordenten
leisen und andere deutsche geseng mit den
schulen singen,
Caplan.
Solle alle suntag in der dorfer einem, da ein
kirchen ist, predigen, doch mit den dorfern umb-

1) Hiezu in Loc. 10598 von Melanchthon’s Hand
Randbemerkung:
Grevendorf und Frauenhorst haben einen custos,
der soll mit dem caplan von Herzberg uf die dorfer
gehen, auch soll er ein sontag umb den andern uf
beeden dorfern nachmittag die kinder leren und be-
horen den catechismum. Dafür giebt ihm Grevendorf
6 scheffel korn und iglicher 2 brot, der eins 4 d. wert,
Frauenhorst 20 groschen und jeder 1 brot, der eins
4 d. wert.

wechseln, in welchen er predigt, dahin sollen die
andern zugehen verpunden sein, die sacrament
solle er bei inen in der kirchen reichen, zu winter
zeit in der wuchen alleweg einen tag den cate-
cismum handeln obberurter weise.
Nach mittag sollen ein vesper etwan mit
dreien psalmen und dem magnificat gesungen,
und darunter ein sermon aus sanct Paul, ader
eins andern apostels, doch nicht den hohen episteln
gethan wern.
In der wuchen, die marktage ausgenomen,
solle aber durch jer einen idestages ein lection
der evangelisten etwan die halbe stund lang ader
wenig daruber nach ir eigen schicklikeit gethan,
und dafur und nach mit den schulen zu zeitn,
ein teutsche letanei oder etliche psalmen, zu sampt
einer, zwei ader drei lection aus dem alten oder neuen
testament, welch der jugent halb, damit die der
schrift gewone, gemeint wird, gelesen und dan
etliche deutsche lieder vor und nach dem sermon
gesungen werden, doch solle der catecismus, ufs
wenigst uf zwo gezeiten des jars fur den beden
hohen festen, als ostern und nativitatem domini,
alle tag, virzehen tage ader drei wuchen nach-
einandern gehandelt und die burger ihre kinder
und gesinde darzu zu schicken, und treiben, ver-
manen wern.
Das begrebnus solle ehrlich gehalten, die
leich durch den caplan, schulmeister und die schuler
beleitet und dabei deutsch gesungen wertn.
Die heilige sacrament der tauf und altar,
wie die zugeprauch und reine pleiben mögen,
sollen mit ernstem vleiss dem volk woll eingebildet
und dasselb fur missprauch und unglauben der-
selben verwarnet wertn.
Uber angezeigte furgenomen mass zu predign
und leren solle der pfarrer sich mit der weis
und ordenung der lere, vermöge des buchleins
intitulirt unterricht der visitatorn etc., neulich
im druck ausgangen und damit allenthalben
einickeit der ceremonien bleibe, die ceremonien
desselben buchleins nicht ubergehen noch ver-
endern.
Auf abgetretene von der einigkeit des waren
christlichen glaubens und reinickeit des worts, und
also die so in irthumb und secten sich begeben,
in versamlung ader andern ortern vom glauben
und sacramentn ubel reten, vleissig inquiriren,
 
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