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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0621
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107. Leipzig. Kirchenordnung, einem erbarn rath zu Leipzig zugestelt. 1539.

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107. Kirchenordnung, einem erbarn rath zu Leipzig zugestelt. 1539.
[Aus Leipzig, Rathsarchiv VII. B. 2, Bl. 38—47.]

Ordenung der kirchendienst und pre-
digt, auch der andern diensten, so zur
seelsorg geburen zu Leipzig.
Auf alle festa und sontage.
Soll in beiden kirchen die communion ge-
halten werden, zu S. Thomas und zu S. Niclas,
so oft communicanten vorhanden.
Und auf den abend zuvor von zwei uhr bis
umb vier deren, so communiciren wollen, gewartet
werden.
Und sollen an idem ort solcher verhörung,
tröstens, underrichtens und der absolution warten,
fürnemlich die caplan und die beichtveter, so mit
der fruepredigt des folgenden tages nicht be-
laden sein.
Auch so etliche beschwerte und bekümmerte
gewissen one das wollten die pfarrer oder prediger
selbst um rat und trost ansuchen, darinnen sie
die gemeinen caplan nicht entscheiden konnten,
sollen die sie dieselbigen horen, unterrichten und
trosten, die conscientias expliciren und absolviren.
Die communion.
Sollen an idem ort die ministri sich abwech-
seln, nicht auf einen allein das messhalten gelegt
werden, sondern zuweilen die prediger desselbigen
auch warten.
Domit aber alle die mess in allen pfarren,
kirchen und clostern, fur und in der stadt eigent-
lich und vleissig gehalten, und niemands on seiner
seelen verseumet werde, soll diese ordnung ge-
halten werden.
Mit dem beichthoren, so man folgenden
sontag oder feste communion halten sol.
Zu S. Thomas.
Sollen zum peichthoren und der absolution
gebraucht werden
1. Caplan
2. Caplan
3. Er Caspar Beher
4. Er Jost
Er Antonius prediger auf S. Petersberge, so
lange diese drei vorhanden,
Zu S. Niklas.
1. Der prediger
2. Der caplan
3. Ander caplan (dazu am Rande von der-
selben Hand der Zusatz:) Und ob etlich priester
vorhanden, so beneficiati und dazu tuglich, die
Sehling, Kirchenordnungen.

sollen nach gelegenheit auch zum beichthoren und
zu der communion zu helfen bestelt werden.
Zu Sant Georgen bei den nonnen
(ursprünglich stand noch dabei „und zu Sant Jo-
hannes“, das ist durchstrichen und am Rande be-
merkt worden: „welches doch in die bestellung
dieser stadt in ansehung etlicher ursach nicht
gehort“).
1. Der caplan zu S. Georgen
2. Der caplan zu S. Johannes.
Wo sie aber nicht communicanten haben, und
in den pfarren in der stadt viel leute zu verhoren
werden, sollen sie zu S. Niklas helfen oder zu
Sant Thomas, wie es am notigsten ist.
Zu Sanct Jacob und zu S. Georgen spital.
1. Der pfarrer zu S. Jacob
2. Desselben caplan zu S. Georgen
und sollen auch, so die draussen nicht viel com-
municanten hatten und in der stadt viel leut zu
vorhorn weren, in der stadt zu S. Thomas und
zu S. Niclas helfen.
Wer die communion an idem ort
halten soll.
Communion zu S. Thomas sollen der pre-
diger, caplan und diacon alternatim halten, doch
also, das der, so di predigt, derselben entnommen
sei, desselben tages do er unter dem ampt predigt,
und ob etliche andere prister dazu zu gebrauchen
weren, sollen zuweilen auch die communio helfen
halten.
Es soll auch allewege einer von den caplanen,
der eine vernemliche stimme hat, ministriren,
epistel und evangelion lesen oder das sacrament,
wie angehoben, dispensieren helfen.
Desgleichen soll es auch zu S. Niclas mit der
communion gehalten werden.
Zu S. Jacob und S. Jorgen, desgleichen zu
S. Georgen jungfrau-closter und zu S. Johann
sollen die ministri, so an dieselbige orte verordnet,
der communion warten.
Die predigt an feiertagen, festen und
sontagen.
Sollen an idem ort zu S. Thomas durch den
superintendenten oder den prediger, zu Sant Niclas
durch den prediger und in den kirchen vor der
stadt, durch vorordente caplan, an idem ort für
mittag fleissig geschehen.

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