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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0623
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108. Leipzig. Gemein gebet. Nach der predigt mit mund und herzen zu sprechen.

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ider solche seelsorg hie zu suchen haben, wue er
meint, do ers von den verordenten und bestetigten
dienern hierzu am besten zu bekommen vermeint,
und sol ein ider diener bereit sein, mit seinem
pfund dem herrn treulich zu dienen.
Das in furfallender not ein diener dem
andern vorhegen soll.
Wue auch einer oder mehr von den dienern
der kirchen oder schulen in schwacheit fielen oder
sunst durch notwendige ursachen gehindert wurden,
das sie ihre dienst nicht so volkomlich als ihnen
geordenet ausrichten konten, so sollen die andern,
bis es mit ihnen besser wirt, sie verhegen und
verwalten, ihre dinst ausrichten und bedenken,
das sie solchs inen auch wollen gethan haben.
Wue auch zuweilen als auf die fest oder
sunst an einem ort als sonderlich mit dem beicht
hören und kranken zu besuchen furfallen kan,
der arbeit zu viel wurde, sollen die anderen
pfarren oder kirchendiener dieser stadt demselben
helfen. Das aufbieten und zusammengeben der
breut und breutgam soll wie bisher allein in den
pfarkirchen nach der ordnung des kleinen cate-
chismi geschehen,
Aber wie diese dienst und was mehr, das

beide zur forderung der ehre gottes und der
seelen heil, auch zu erziehung der jugend von
noten sein will auszurichten, zu andern und zu
bessern, das soll alles durch den superattendenten
und die zween prediger, auch die so die stadt
hierzugeben wolt, bedacht, beratschlaget und aufs
bequemest bis auf nehest visitation bestellet und
geordent werden, alles gott zu lobe und ehr und
zu besserung seiner gemein, für die Christus der
herr sein blut gegeben hat.
Von den psalmis und horis.
Domit die schulknaben nicht zu hoch beladen,
sollen die ordnung der gedruckten visitation ge-
halten werden.
Von begrebnissen.
Es sollen auch die begrebniss christlich und
ehrlich gehalten werden, und allwegen der cantor
oder ein schulmeister mit etlichen knaben mit ge-
sengen, darzu aufs wenigst einer von den ministris
der pfarr oder orts, do der vorstorben gewonet,
oder auch mehr ministri und sonderlich, weil noch
etliche vicarii und horas-priester vorhanden, auch
etlich priester zu Sant Thomas sonst nichts thun
konnen, mitgehen.

108. Gemein gebet. Nach der predigt mit mund und herzen zu sprechen. Verneuert durch d. Johann Pfeffinger.
[Nach dem Originaldruck : 1567 Leipzig.]

Almechtiger got und vater unsers herrn Jesu
Christi, wir bekennen, das wir mit vielen sünden,
wissentlich und unwissentlich vorunreinet sind,
und ist uns herzlich leid, das wir wider deinen
gerechten willen gethan haben, und bitten, du
wollest unsere herzen zu dir bekeren, und uns
alle unsere sünde, umb deines lieben sohns Jesu
Christi willen vorgeben, und wollest in uns mit
deinem heiligen geist rechten glauben und rechten
gehorsam anzünden, und uns regieren. So ist
auch unser ernstlicher fürsatz, uns mit deiner hülf
zu bessern, und in deinem gehorsam zu leben.
Wir bitten auch, umb deins lieben sohns,
Jesu Christi willen, du wollest unter uns in
diesen landen für und für eine kirche samlen,
und christlich reine lehre erhalten, treue lehrer
und prediger geben, die mit rechter lehr und
gutem exempel, zu deinem lob und der leute selig-
keit dienen. Und bitten von herzen, du wollest
umb deines 1. sohns Jesu Christi willen, disen landen
fridlich christlich selig regiment geben, und röm.
keiserliche maj. und unsern herrschaften herzog
regenten churfursten und seiner c. f. g. zugethane
und verwante, mit dem heiligen geist regieren, das ir
leben und regierung, dir zu lobe, und inen und

den unterthanen zu frieden und seligkeit dienen
möge.
Wollest auch ire c. f. g. sampt derselbigen
zugethanen und angehörigen, in diesen beschwer-
lichen und sonstigen kriges hendeln, durch deine
grundlose barmherzigkeit, behüten, schützen und
bewaren. Die widerwertigen, unruigen und un-
gehorsamen, so göttlicher ordnung widerstreben,
die herrschaft vorachten, den frieden brechen, und
zu blutvergiessen, leut und land vorderbung ur-
sach geben, gnediglich bekeren, oder ihnen steuren
und wehren, und den befolnen rechtmessigen
kriege, mit seliger wolfart zu gutem, glücklichem,
friedlichem ende bringen, auf das vieler christen
unschuldiges blutvergiessen, vorwüstung dieser
landen, schulen und kirchen, abgewendet und vor-
hutet werden.
Und wollest auch dieser stadt obrigkeit und
unterthanen gnediglich regieren und bewahren,
und die früchte der erden (die du giebst, das in
diesem leiblichen leben die menschen erhalten
werden, um dich lernen erkennen und anrufen)
und das tegliche brot williglich geben und segnen.
Du weist auch die grosse schwachheit mensch-
licher natur, und wilt darumb deinen grossen zorn
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