548 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
Dorf Pollerstorf im Amt Wittenberg.
Für das Dorf Pollerstorf im Amte Wittenberg wurde bei der ersten Visitation 1528
eine Verordnung erlassen, welche als Generalia für viele Kirchspiele gleichmässig publizirt
wurde. Dieselbe wird hier nach Winter, Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-
antiquarischer Forschungen des thüring.-sächs. Vereins IX, Heft 3 und 4, S. 82 — 83, ab-
gedruckt. (Nr. 132.) Hierbei sind zugleich die Verbesserungen und Korrekturen aus der Zeit
der zweiten Visitation von 1533 im Texte kenntlich gemacht.
132. Protokoll über die Kirchenvisitationen von 1528 und 1533 für Dorf Pollerstorf.
Generalia dieser u. aller andern pfarren.
In der ersten visitacion ist allen kirchspieln
in steten und dorfern bevolen, die pfarrgebeude, die
mangelhaftig’ und baufellig wern, ufzurichten und
zu baulichen wesen zu erhalten, weils aber dem-
selbs kein volge gescheen (2. Rec. dem aber der-
massen an vilen und den meisten enden nicht volge
geschehen noch gehorsam geleistet), ist kraft chur-
fürstlicher instruction in dieser andern visitacion
den kirchspiln bevoln, dass sie alle pfarrgebeude
und befredung auferbauen, zur nodturft bessern und
in ein bestendig wesen ufs forderlichs brengen
sollen. Wenn solchs gescheen und den pfarrern
dermassen zugestelt und überantwurt ist, alsdann
sollen sie die pfarrer solchs mit dachung, wenden,
ofen, fenstern und andern flickwerk im baulichen
wesen selbs erhalden. (2. Rec. Die hauptgebeude
aber, wo die durch brand oder altershalben vor-
fielen, die sollen die kirchspiel wiederumb thun.) |
Weil die leut das hochwürdig sacrament des
leibs und bluts Christi in den dorfern verachten und
der meiste teil (2. Rec. etlich) in 6, 7 und 8 jaren
dasselb nicht empfangen, so sollen die pfarrer
vom brauch und nutz desselbn vleissige under-
weisung thun.
Darumb unvorhort der beicht, der zehen ge-
bot, glaubens und vater unsers (2. Rec. und der
wort vom sacrament) soll nimand das sacrament
des leibs und bluts Christi gereicht werden. (2. Rec.
Zusatz: Und wenn ein mensch wie obbemelt krank
ist, soll es durch den pfarrer besucht, getrost und
gesterkt werden.)
Ein jeglich mensch, welchs zum sacrament
geet oder 12 jar alt worden ist, soll alle qua-
tember dem pfarrer nauen pf. zu geben vorpflicht
sein, welch gelt ein jeglicher hauswirt fur sich,
seine kinder und gesinde geben und einbrengen soll,
es wer denn, das es bei etlichen pfarrern anders
ausgedenkt und geordent were.
Solch gelt soll ein jeglicher richter von den
nachtbarn nemen, und dem pfarrer geben, und mit
vleiss daran sein das den pfarrern an den ir
vorordent einkommen zu rechter zeit uberantwortet
und gegeben werde.
Desgleichen sollen die richter, auch ein jeg-
licher hauswirt vleissig zusehen, dass gotteslästerung,
überschwenklich und stete füllerei, hurerei, unzucht
und müssiggang nicht geliden werde.
Und so ein mensch verstirbt, soll der leich-
nam nicht heimlich noch zu nachts, wie an etlichen
orten befunden, sundern offentlich und am tag mit
nachvolgung der nachbarschaft und mit christlichen
deuzschen gesängen (2. Rec. mit christlichen deut-
schen gesengen, auch mit vorwissen des pfarrers)
ehrlich begraben werden.
Derwegens sollen die kerchspil ire kerchhove
mit vleis befriden, uf das die thier nicht darauf
gehen.
Die pfarrer sollen auch des vihes umb die
zech zu halten verschont sein. Wo aber ein ge-
main hirte gehalten wird, sollen sie gleich andern
mit schüten oder Ionen, es wer dann aus be-
wegenden ursachen bei etlichen dorfern anders
geordent und vorzeichent.
So sollen auch die pfarrer (2. Rec. als christ-
liche seelsorger) sich zu hauf (corrigirt: kauf)
schlahen, bierschenks und ander unzimlicher hanti-
rung enthalden, und christlichen (2. Rec. christlichen
unergerlichen) wandel fürn, auch stets ires berufs
mit vleiss aufwarten, was inen aber von getreidicht
und anderm erwechst oder sunst der pflege gehorig
ist, das mogen sie zu markt füren und vorkaufen
lassen. Auch soll ein jeglich pfarrer das
büchlein underricht der visitatoren
haben, dasselb oft und mit vleiss lesen, und sich
darnach richten. So sollen die bauern iren
zehenden den pfarrern mit vleis und ane betrug,
wie christlich und land gewöhnlich, auch anders
(2. Rec. desgleichen pacht u. zins umb Martini un-
vorzüglich) mit vleiss geben.
Ambt der cüster.
Ein jeglich cüster soll verpflicht sein in der
wochen (2. Rec. ufs wenigst) ein mal die jugent
Dorf Pollerstorf im Amt Wittenberg.
Für das Dorf Pollerstorf im Amte Wittenberg wurde bei der ersten Visitation 1528
eine Verordnung erlassen, welche als Generalia für viele Kirchspiele gleichmässig publizirt
wurde. Dieselbe wird hier nach Winter, Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-
antiquarischer Forschungen des thüring.-sächs. Vereins IX, Heft 3 und 4, S. 82 — 83, ab-
gedruckt. (Nr. 132.) Hierbei sind zugleich die Verbesserungen und Korrekturen aus der Zeit
der zweiten Visitation von 1533 im Texte kenntlich gemacht.
132. Protokoll über die Kirchenvisitationen von 1528 und 1533 für Dorf Pollerstorf.
Generalia dieser u. aller andern pfarren.
In der ersten visitacion ist allen kirchspieln
in steten und dorfern bevolen, die pfarrgebeude, die
mangelhaftig’ und baufellig wern, ufzurichten und
zu baulichen wesen zu erhalten, weils aber dem-
selbs kein volge gescheen (2. Rec. dem aber der-
massen an vilen und den meisten enden nicht volge
geschehen noch gehorsam geleistet), ist kraft chur-
fürstlicher instruction in dieser andern visitacion
den kirchspiln bevoln, dass sie alle pfarrgebeude
und befredung auferbauen, zur nodturft bessern und
in ein bestendig wesen ufs forderlichs brengen
sollen. Wenn solchs gescheen und den pfarrern
dermassen zugestelt und überantwurt ist, alsdann
sollen sie die pfarrer solchs mit dachung, wenden,
ofen, fenstern und andern flickwerk im baulichen
wesen selbs erhalden. (2. Rec. Die hauptgebeude
aber, wo die durch brand oder altershalben vor-
fielen, die sollen die kirchspiel wiederumb thun.) |
Weil die leut das hochwürdig sacrament des
leibs und bluts Christi in den dorfern verachten und
der meiste teil (2. Rec. etlich) in 6, 7 und 8 jaren
dasselb nicht empfangen, so sollen die pfarrer
vom brauch und nutz desselbn vleissige under-
weisung thun.
Darumb unvorhort der beicht, der zehen ge-
bot, glaubens und vater unsers (2. Rec. und der
wort vom sacrament) soll nimand das sacrament
des leibs und bluts Christi gereicht werden. (2. Rec.
Zusatz: Und wenn ein mensch wie obbemelt krank
ist, soll es durch den pfarrer besucht, getrost und
gesterkt werden.)
Ein jeglich mensch, welchs zum sacrament
geet oder 12 jar alt worden ist, soll alle qua-
tember dem pfarrer nauen pf. zu geben vorpflicht
sein, welch gelt ein jeglicher hauswirt fur sich,
seine kinder und gesinde geben und einbrengen soll,
es wer denn, das es bei etlichen pfarrern anders
ausgedenkt und geordent were.
Solch gelt soll ein jeglicher richter von den
nachtbarn nemen, und dem pfarrer geben, und mit
vleiss daran sein das den pfarrern an den ir
vorordent einkommen zu rechter zeit uberantwortet
und gegeben werde.
Desgleichen sollen die richter, auch ein jeg-
licher hauswirt vleissig zusehen, dass gotteslästerung,
überschwenklich und stete füllerei, hurerei, unzucht
und müssiggang nicht geliden werde.
Und so ein mensch verstirbt, soll der leich-
nam nicht heimlich noch zu nachts, wie an etlichen
orten befunden, sundern offentlich und am tag mit
nachvolgung der nachbarschaft und mit christlichen
deuzschen gesängen (2. Rec. mit christlichen deut-
schen gesengen, auch mit vorwissen des pfarrers)
ehrlich begraben werden.
Derwegens sollen die kerchspil ire kerchhove
mit vleis befriden, uf das die thier nicht darauf
gehen.
Die pfarrer sollen auch des vihes umb die
zech zu halten verschont sein. Wo aber ein ge-
main hirte gehalten wird, sollen sie gleich andern
mit schüten oder Ionen, es wer dann aus be-
wegenden ursachen bei etlichen dorfern anders
geordent und vorzeichent.
So sollen auch die pfarrer (2. Rec. als christ-
liche seelsorger) sich zu hauf (corrigirt: kauf)
schlahen, bierschenks und ander unzimlicher hanti-
rung enthalden, und christlichen (2. Rec. christlichen
unergerlichen) wandel fürn, auch stets ires berufs
mit vleiss aufwarten, was inen aber von getreidicht
und anderm erwechst oder sunst der pflege gehorig
ist, das mogen sie zu markt füren und vorkaufen
lassen. Auch soll ein jeglich pfarrer das
büchlein underricht der visitatoren
haben, dasselb oft und mit vleiss lesen, und sich
darnach richten. So sollen die bauern iren
zehenden den pfarrern mit vleis und ane betrug,
wie christlich und land gewöhnlich, auch anders
(2. Rec. desgleichen pacht u. zins umb Martini un-
vorzüglich) mit vleiss geben.
Ambt der cüster.
Ein jeglich cüster soll verpflicht sein in der
wochen (2. Rec. ufs wenigst) ein mal die jugent