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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0677
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133. Prettin. Verordnung der Visitatoren für die Stadt Prettin vom 18. Februar 1529.

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in jeglichen dorf fürzunemen, zu sich in ein haus
oder kerchen zu erfordern, die 10 gebot, glauben,
vater unser, und deutschen gesang zu lernen,
darzu sollen die eldern ire kinder gen lassen.
Auch soll der cüster dem pfarrer in der kerchen
allenthalben helfen und gehorsam sein. (2. Rec.
und sich auch gegen iren pfarrern, in der kirchen
und irem dienst, was inen zu thun gebürt, gehor-
samlich halten und erzeigen.)
Derwegen soll den cüstern all das jenige,
das sie vor alders gehabt und inen ein zeither ist
von den bauern abgebrochen, nu und hinfür vol-
komlich und ane vorminderung gereicht werden.
So sollen auch die cüster heuser durch die

kerchspil stets erbauet und in baulichen wesen
erhalden werden.
Superattendens:
Pfarrer zu Wittemberg ; aldo soll, wies geist-
licher gebiehren fürefallen, rath gesucht werden.
Es sollen auch alle dorfschaften iren pfarrern
ihre hufen, wiesen und holz anweisen (2. Rec. ver-
malen) und vorreinen uf jubilate scherstkünftig.
Uber das ist den pfarrern mit vleiss bevoln, dass
sie die alden und kranken, so die kerchen und
predigten zu besuchen unvormogend sein, besuchen
sollen und dieselbigen mit dem gotlichen wort im
glauben und der gedult sterken und trösten.

Prettin.
Für die Stadt Prettin erging in der Visitation von 1529 am 18. Februar (vgl. oben S. 41)
eine Ordnung. Dieselbe findet sich in Dresden, H.St.A., Loc. 10598, Registration der visitation
etlicher sechsischer und meissnischer stedte u. s. w., 1529, Bl. 11b; auch in Dresden, Loc.
10600, Eingeschickte Visitations-Ordnungen, Bl. 84b—89a; ferner in Weimar Ji. Nr. 294.
Dieselbe gelangt zum Abdrucke. (Nr. 133.)
Die bei der zweiten Visitation 1534 erlassene Ordnung (in Dresden, H.St.A., Loc. 10600,
Eingeschickte Visitations-Ordnungen, Bl. 79 ff.) bietet keinen Anlass zum Abdrucke.

133. Verordnung der Visitatoren für die Stadt Prettin vom 18. Februar 1529.
[Aus Dresden, H.St.A., Loc. 10600, Eingeschickte Visitations-Ordnungen, Bl. 84 b ff., verglichen mit Dresden,
H.St.A., Loc. 10598, Registration, Bl. 11b ff.]

Die pfarr zu Prettin, hat neben den ein-
wonern der stadt drei dorfer mit dem pfarrecht
zu vorsorgen, nemlich
Lichtenberg das dorf
Labrun
Hondorf.
Und ist der gottesdinst desgleichen die schuel
dieser zeit mit funf personen bestelt erfunden
worden, nemlich einem pfarrer, prediger, caplan,
schulmeister und einem coadjuvanten in der schule.
Derselbigen vorgenomene ordnung und weise
zu predigen ist gewesen alle sontags und
feste drei sermon nemlich zu funf horen frue
ein lection aus den geschichten der aposteln,
unter der messen des sontags evangelion, nach-
mittags einen ort aus dem catechismo, darnach
in der wochen ides tages ein lection eins evan-
gelisten oder der episteln Sant Pauls. Der messe
und andere ceremonien haben sie gehalten aller
mass wie die hivor aus Wittenberg und den visi-
tatoren durch den druck angegeben und geordent.
Und so die personen alle guter geschicklickeit zu
leren, desgleichen auch an irem wandel und leben
vom rath und geschickten aus der gemein gut
zeugnis mitbracht, haben wir jekliche bei irem
Sehling, Kirchenordnungen.

ampt und fürgehabter weise das wort gottes und
die heiligen sacrament zu dispensiren gelassen,
doch also weil wir geacht, das es zu festen an
zweien sermonen genug, das sie frue das heilig
evangelion nach der postillen ordnung und nach-
mittage den catechismum vleissig und doch ufs
einfeltigst, in der wochen aber, alledieweil irer
drei beieinander sein, dem volk ein lection eins
evangelisten, oder der aposteln episteln, nicht aus
den schwersten sondern eine wellicher das volk am
besten vehig, thun sollen, nichts dester weniger
aber doch sol in einer das arme volk in dorfern,
wo ein kirchen ist, in der wochen aber je in vir-
zehen tagen ein mal einen ort des catechismi zu
handeln, besuchen und dorauf vorflissen sein,
damit jung und alt in den zehen geboten, dem
glauben und vater unser wol underricht. Darumb
sollen in einer zu ietzlichem sermon dem volk die-
selbe stucken in den catecismum gehorig alle fur
sprechen und darnach einen artikel, zwen, drei
oder vier, wie vil dan die zeit gibt, auslegen,
damit jung und alt zu dem heiligen sacrament be-
reitet zu werden, die nicht allein nach den worten
fassen und nach reden, sonder auch der einen
verstand haben mag.

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