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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0691
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143. Schmiedeberg. Verordnung der Visitatoren für Schmiedeberg. 1528.

663

der zehen gebot, vater unser und glaubens etliche
tage in der wochen vleissig getrieben, und wie man
zu Christo und von dem zum vater kome, wohl
gelert werde, in den und andern, darinne die
summa christlichen wesens stehet, sollen sie sich
halten mit predigen und leren, wie sie des aus dem
buchlein unterricht der visitatorn in der chur zu
Sachsen neulich im druck ausgangen eine, sichere
und gute anleitung finden, doch mogen sie der übung
halben ihre predigt oder sermon selbst acht nehmen
ires leibs und gesunds vormogens, dann wir wollen
sie über dasselbe oder auch zu der unmuglichkeit
nicht vorbunden haben, und damit, so viel muglich,
einickeit gehalden, sollen die ceremonien vormog
des ausgegangenen im druck unterrichts in der
kirchen und sunst gehalten werden.
Ueber die gemein und offentliche predigten
sollen pfarrer und caplan vorflissen sein die schwachen
am leib und im glauben zu besuchen, und die durch
das wort gottes zum glauben, der hoffnung und
gedult vormanen, die laster ane vormerkung der
personen offentlich strafen, und sich in allen andern
mit ihrem leben und der lehre zu guten exempel
erzeigen, auch auf die schul und notturft der armen
treulich aufmerken, damit aller gebreche nach ge-
legenheit gebessert und ihre lehr zu guten christ-
lichen früchten gedeit.
Des schulmeisters und seines coadjuvanten ambt
soll sein, die jugent vleissig zu leren, am aller-
meisten die grammatica stets zu treiben, und nach
der schüler geschicklichkeit die jugent an die
lateinische sprache zu gewehnen, zu dem auch
dieselb in der musica durch vleissig übung zu
unterrichten, sambt den schulern die geordenten
ceremonien in der kirchen helfen singen und halten,
selbst neben den schülern in dem sermon sein, und
die deutschen gesenge, so vor und nach denselben
zu singen angericht, singen, damit das volk die-
selbe auch fasse und daran gewenet werde. Neben
dem soll der schulmeister die huet der kirchen,
das ist die küsterei und geleut vorwesen u. be-
stellen , dem pfarrer u. caplan in den dingen so
die schul u. kirchen belangend gehorchen u. ge-
volgig sein. Auch dem rate in dem dienste der
stadtschreiberei treu u. geburlichen gehorsam leisten.
Obberürter personen underhaltung.
Der pfarrer soll haben und geniessen der güter
und einkomen, so von alters am hause, hof, hufen,
holzung, wiesen, und andern ligenden gründen,
welcher sein vorfaren und ehr bis hieher zur pfarren
gebraucht, mit allen jerlichen gulten, zinsen und
einkomen, vormug seines registers darzu gehorig,
welchs in der summa aufbringt 58 gulden 16 gr.
8 pf. ane abbruch und vorminderung, und soll dem
caplan, schulmeister oder locaten davon nichts zu
thun vorbunden sein.

Jetziger caplan er Bartholomeus soll
seiner vorsorgung aus dem gemeinen kasten ge-
wertig sein, und zu belonung jerlich haben 30 gulden
halb uf Michaelis und halb uf Walpurgis dergestalt
und also, dass im itzt vergangen Michaelis vordients
lohns gegeben werden 15 gulden, die ander
15 Walpurgis im 29., und also fort allwege uf die-
selbe beide termin ein helft seines lohns berürter
30 gulden. Und dieweil er sich in armut an
seinem dienste bisher uf gar geringer belonung
still und sittsamlich, auch sunst mit guten wandel
geburlich und vleissig gehalten, haben ihm die visi-
tatores das heuslein, das er itzt bewohnet, und er
Niclas Hening seliger nechst vor ihm besessen,
vor ihm, sein weib und kind vorerbet und geeigent,
ewiglich zu behalten, damit zu thun und lassen,
doch dasselb zu vorschossen. Wann aber er todes
abginge oder nicht mehr caplan sein würde, soll
des zukünftigen caplans und der nachkomenden
wonung sein das haus, das dieser zeit er
Albrecht Schmit inne wonet, das soll also
allwege zur caplanei bestalt und vorordent sein,
und sollen der caplan, so nach er Bartholomeus an-
treten, und die so volgend angenomen werden, zu
ihrer belonung haben jerlich 35 gulden, halb uf
Michaelis und halb uf Walpurgis.
Des schulmeisters belonung soll auch aus dem
gemeinen kasten vorricht werden und sein jerlich
18 gulden, und wie oben geteilt empfangen werden,
darzu soll ihm der rat von wegen der stadt-
schreiberei jerlich zulegen 4 gulden, und ein itzlicher
bürger, und ander der ihm sein kind befihlt und in
die schule schickt, alle quatember von einem knaben
ein groschen geben; die stuben, darinnen die
schuler pflegen zu sitzen, zu wermen soll gehalten
werden wie es sunst herkomen.
Der coadjuvanten in der schul belonung soll
sein 15 gulden, und alle quatember von einem
jeden schüler 6 pfenning.
Weiter soll zu Schmidberg ein gemein hospital
sein vor arme gebrechliche leut und dieselben armen
leut mit dem bettelgelde, das in der kirchen ge-
felt, auch über das nach erheischung der notturft
itzlicher zeit und der personen gelegenheit jerlich
mit zehen, zweinzig oder dreissig gulden, wie es
dan des kasten vormogen gibt, erhalten. Auch
diejenigen, die so gebrechlich sein, dass sie zur
kirchen nicht gehen können, zu zeiten vom pfarrer
und caplan besucht, im glauben und der gedult under-
richt und gesterkt werden. Dasselb dergleichen die
kirch, pfarr und caplanei sollen mit dachung und
andern notturftigen wesenlichen gebeu vom ge-
meinen kasten erhalten werden. Und so die be-
nannten personen als pfarrer, caplan, schulmeister
und sein helfer von wegen itziges standes und vor-
mugens nicht haben statlicher oder besser vorsorgt
werden mugen, so sollen sie doch und ihre nach-
 
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