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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0692
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664 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

komen in der hofnung stehen, das ihnen die be-
lohnung mit der zeit, so sich das jerlich einkomen
des kastens etwas merklich vorbessern wurde,
auch soll erholet und gebessert werden. — Damit
nu an obberürter distribution mit der zeit nicht
mangel entstehe, so soll von der barschaft und
silber, so vorhanden und derwegen vorkauft werden
soll, ungeverlich uf Walpurgis nechstkomend, oder
in so bald so viel bares gelds zusamen kumbt,
400 gulden auf widerkeufliche oder erbliche zins
an sicher ort auf churfürstlich vergünstigung aus
gethan und angelegt, mitler zeit alle notturft von
dem, das vorhanden und eingemanet, vorricht und
bestalt werden. Der zukünftig pfarrer soll bei
der universitet zu Wittemberg, dieweil die pfarr
sunst von der universitet und zuvor vom capitel
vorliehen, erbeten, der caplan aber, desgleichen
coadjuvant durch den pfarrer und rat zugleich an-
genommen werden.
In den gemeinen kasten sollen alle und igliche
lehen und commenden, so dieser zeit von den leben-
digen priestern besessen, sambt ihren heusern u.
andern zugehorungen und einkomen nach der priester
absterben fallen und gebrauchen. Darzu alle jer
liche rente, zinse, gelte der pfarrkirchen, und in
summa alle güter fahrend und beweglich, die zu
gottes und seiner lieben heiligen ehre durch Stif-
tung, testament oder ander wege geordnet mit alle
dem jenigen, das davon ausgethan, verliehen oder
sunst vorschulde ausstehet, gezogen und durch die
vorsteher treulich verwaltet, angelegt und dispensirt
werden, zu bestellung gottesdiensts und der armen
unterhaltung, so das nicht allein die im hospital,
sunder auch ander hausarme leut, die da frum,
zu verrichtung ihrer nahrung davon hülf und trost
empfinden. Würden auch nach dieser oder künftig
zeit etliche stift, lehen oder güter denselbigen zu-
stendig erfunden, die den visitatorn itziger zeit
nicht weren angezeigt, die sollen auch in den ge-
meinen kasten durch die vorsteher gebracht, und
ob sich des jemand sperren oder wegern würde
soll die obrigkeit darumb ersucht werden.
Der vorsteher des gemeinen kastens sollen
allweg sechs sein, gottfürchtige fromme bürger,
zwen aus dem rat und vier aus der gemeine. Die-
selben sollen sich derjenigen, die des gemeinen
kastens hülf begeren, gelegenheit und wie es umb
sie gewandt vorsehen, oder je erkünden, damit
die güter der kirchen nicht müssigen, sundern
rechten armen, die nicht arbeiten konnen, oder
auch ir handwerk gern trieben, so sie ein anlag
darzu hetten, gegeben werden. Derwegen soll
sich ein rat nu hinfürder der kirchengüter gar
nicht unterwinden, sondern das jenig, was vorhin
zu unterhaltung der kirchen, lehen und commenden
vom rathaus zu geben geburt hat, numals jedes
jars zu den gewonlichen terminen (ausgenomen die

acht groschen zu steurn, so dem pfarrer hievor
von einem lehen gegeben, des wir den rat ent-
hoben), in den gemeinen kasten treulich bezalen
und vorrichten, auch neben dem gericht zu ein-
brengung des andern, so auf den bürgern stehet,
fürderliche hülf vorfügen. — Die vorsteher sollen
alle jar ihrer vorwaltung dem rat in gegenwerti-
keit des pfarrers und vier viertelsmeister he-
stendige rechnung thun, die zins und schulde vleissig
einmahnen, damit obberürte notturft wol bestalt,
daran nicht mangel entstehe, und auch soviel
statlicher und fürderlicher hülf mit leien und sunst
frommen und armen leuten geschehen müge. Doch
sollen sie keine summen als 20 gulden und darüber
ane wissen des amtmanns zu Wittemberg nicht
vorleihen.
Zwen kelch und drei messgewant die besten
sollen zum gebrauch der messen behalten, was
von alben ist zurschneiden in das hospital zur not-
turft der armen zu bettüchern gegeben, und die
übrigen alben und kasslen verkauft, und das kauf-
gelt in den gemeinen kasten gewand werden.
Der pfarrer und caplan sollen uf der canzel
das volk zu empfahung des h. sacraments leibs und
bluts Christi vormanen, damit er auf jeden suntag,
so communicanten sein, ein mess halten müge.
Desgleichen sollen die bede von der canzel
das volk treulich anhalten und ermanen, einander
hülfliche hende zu reichen, fridlich und einig zu
sein, und das sie den gemeinen kasten durch ihre
testament treulich wollen erhalten helfen, auf das
mit der zeit aus mangel und gebreche des einkomens
nicht abnemen, und davon das heilig evangelion
in nachrede, desgleichen die diener gottes und arme
leute nicht in not und armut gelassen werden.
Für heimliche ehegelübden soll alle suntag
von der canzel ernst und treue vorwarnung gethan,
desgleichen umb zeitlichen frid, gnedige erhaltung
des h. evangelii, desgleichen unsern landsfürsten,
damit die bei dem reinen glauben mit ihren unter-
thanen von gott gnediglich erhalten, gebeten werden,
auch gemeine offentliche sauferei, ehebrecherei
und dergleichen andere gotteslesterung und offent-
liche sünde durch den rat ernstlich gestraft, und
durch den pfarrn diejenigen, so von der einikeit
des glaubens sich in irthumb und secten begeben,
von dem glauben und sacramenten in collation oder
heimlich übel reden, inquirirt, und wan dieselben
einmal oder zwir vormanet und doch nicht wider-
keren, soll ihnen ein zeit zu vorkaufen u. sich
von dannen zu wenden benant werden. Endlich
das in alwege das ausgegangene büchlein der visi-
tatorn untericht genannt mit vleis gelesen und
demselbigen in allen stücken nachgegangen werde.
Auch haben wir obgenante visitatores der
pfarrn zu Schmidberg die leute in dem dorfe zu
Okelen angeweist, und die pfarr daselbst der
 
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