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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0700
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672 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

ment, respons. oder himno., magnificat, collect und
benedicamus gehalten werden.
Doch das auf die mitwoch und freitag, wen
man predigt, deutsche lieder vor das gemeine
vollig mit gesungen werden.
Das salve zu singen sol ganz apgeschafft sein.
Abents und morgens sol mit der mittel
glocken, wie allenthalben breuchlich, pro pace ge-
schlagen werden.
Weil auch Senftenberg und die nechst umb-
liegende pfarherrn der superattendenz Hain dahin
sie gehorig, weit entlegen, auch der superatten-
dens der wendischen sprache nicht erfahren, als
sol ein pfarherr doselbst des superattendenten zum
Hain coadjutor sein, und uf dieselbigen nechste
wendischen pfarhern, als nemlich Finsterwalde,
Bockwitz, Muckenberg, Bethen, Necksdorf, Lauta,
und Kletitz etc. ufsehen haben, damit sie es in
ihren kirchen mit predigen, gesengen und sacra-
mentreichungen in der wendischen sprache, gottes
wort gemessig, christlich, recht, rein ordentlich
und der kirchen zu Senftenberg gleichformig halten.
Und nachdem solch ampt der inspection uber
die umbliegende, windische pfarren dem pfarhern
zu Senftenberg uferleget und vertrauet wird, und
die lehen uber diese pfarren unserm gnedigsten
herren den churfursten zu Sachsen etc. zustehen,
so sol der rath und kirchspil zu Senftenberg, wen
sie einen pfarren ufnelimen wollen, denselbigen
allezeit vom amptman oder hoferethen an stat
uns. gestr. herrn bestetigen lassen, auch ohne vor-
wissen des consistorii und superattendenten keinen
entsetzen, sondern, wen ihnen got tüchtige und
gelerte pfarhern und prediger gibt, dieselbigen
mit geburlicher reverenz also halten, das sie ge-
ruglich bei ihnen bleiben mugen.
Als auch die visitatores zwischen der stadt
Senftenberg und den wendischen eingepfarten der
wendischen communion halber irrungen und ge-
brechen befunden, als das die wendischen auch
gerne in ihrer sprache, ihnen des herren nacht-
mal, umb mehrer verstands und andacht willen
gehalten haben, und aber die zu Senftenberg ihre
vorige communion in teutscher sprache nicht ap-
gehen lassen wolten, haben die vorordente visi-
tatores sie dohin also vorglichen und diese volgende
ordenunge gemacht, nemlich das die von Senften-
berg sollen alles halten wie vorhin, ohne das sie
uber den andern sontag, und uf den nechsten
feiertag der hohen-festen nach der predigt, (aus-
genomen die hohen festa und johrmarkte) den
wenden sollen in wendischer sprache des herren
nachtmahl in der pfarkirchen zu halten vergonnen,
also das das vater unser, verba consecrationis und
was man unter der reichung des sacraments pflegt
zu singen, sampt der complenda und segen Aaronis
sol wendisch gesungen werden.

Den Wenden sol auch in einem besundern
hause (welchs sie neben der neuen schulen mit
hulfe derer von Senftenberg erbauen sollen) zu-
gelassen werden, das sie alle sontage vor und nach
ihrer wendischen predigt die psalmen und got-
seligen lieder singen und das ihnen die epistel
und evangelion in wendischer sprache vorgelesen
werde. Also das sie in ihrem gottshause ihre
eigen gesenge und predigt haben, bis uf die com-
munion, welche ihnen nach ihrer predigt in der
pfarkirchen, wie oben vormeldet, in ihrer sprach
uber den andern sontag gehalten werden sol.
Es soll auch der pfarherr zu Senftenberg mit
seinem diacon verordenen, das dieselben, sonder-
lich in sommer zeiten, uf gewisse tage und stunden,
welche sie zuvor uf der canzel dem volk ver-
kundigen sollen, oft uf die windische dorfer gehen,
und die jugent, welche an sontagen nicht in die
kirchen kommen konnen, einfeltig die stucke des
catechismi lehren, doch das dobei nicht ein ge-
mein zechen gehalten werde, sondern der diacon
und das volig noch ende der kirchenlehre jeder
seines weges zu hause gehen.
Die copulation der neuen eheleute sol nicht
spet uf den abent, oder wen die hochzeit geste
trunken sein, sondern zu geburlicher zeit, nuchtern
und ehrlich gehalten werden.
Es ist auch bei der taufe die unordenunge
befunden, das die diacon noch der taufe mit zur
zeche und collation gehen, und die leute also be-
schweren, das sol ganz abgeschafft sein, und sollen
sich an ihre geordenten besoldungen und billichen
accidentiis begnugen lassen.
Das lehen corporis Christi hat noch seinen
possessorem am leben; wen das verlediget wird,
sol es mit allem einkommen und nutzungen lauts
der alten visitation dem rath und gemeinen kasten
heimfallen.
Letzlich weil die visitatores befunden, das
ein erbar rath 16 fl. 1 pf. zubussen mus, darzu
auch keinen Organisten noch custodem zu besolden
haben, desgleichen nichts vorhanden, davon die
pfar, schul, und diacon heuser mochten gebauet
und erhalten etc., auch fur die eingepfarten
wendische dorfer wie von nothen ein lehnpferd
gehalten werden, und aber noch zwei, lehen ubrig,
welcher eins S. Crucis genant, so ufm schlos ge-
west, herr Fabian Haustein seliger, von uns.
gstr. hn. erblich erlanget und ausgebeten, und
das ander S. Andree genant, welchs in der pfar-
kirchen gewest, ins ampt gezogen, und das haus
davon vorkauft worden, welche lehen doch beide
in der alten visitation zur kirchen oder gemeinem
kasten geschlagen, wie doselbst ihr einkommen
und zugehorungen auch zu befinden, als haben
die visitatores dem rath befohlen, das sie umb
solche beide lehen bei uns. gstr. hn. supplicirend
 
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