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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0708
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680 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

schulmeister am geschicksten erkant, zu irer
underhaltung, domit die im studio zu Wittemberg
drei jar gehalten, und jedes jar einer dreissig
gulden aus dem gemeinen kasten empfahen, ge-
geben und nach ausgange der dreier jar andere
zween erwelet und gein Wittemberg an ire stat
vorschafft werden.
Die cüster zu unser lieben frauen und
Sant Niklas sollen sich an voriger bestellung be-
nugen lassen, doch das der zu Sant Niklas, wo
die kirch verslossen, auch abgeht.
Hospital.
Was über berurte onera und ausgaben des
gemeinen kastens bleiben wirdet, domit sollen
die armen leute im hospital zusambt dem gebeude
desselben erhalten und hausarmen leuten geholfen
werden. Und obgleich mangels darob fürstehn
würde, so soll doch gleichwol obberurten personen,
welchen der kirchen einkomen für andern geburt,
nichts abgebrochen, sunder der mangel durch der-
jenigen, die in Torgau christen sein wollen, hülf
und milde darreichung erstackt werden, domit sie
dannoch auch ursach behalten, daran sie die frucht
christlicher lere und iren glauben beweisen.
Was die cerimonien der kirchen betrifft,
welch fest zu halten, und wie in der kirchen ge-
sungen werden soll, davon hie kein meldung be-
schicht, weisen wir uf das büchlein der visitator,
das bevelen wir neben dieser ordnung stets bei
dem pfarrer, auch auf dem rathaus und der schul
zu behalten.
Meidlein schule.
Ein meidlein schul soll hinforder in Torgau
bleiben und gehalten werden, des meister ordnen
wir zu seiner besoldung aus dem gemeinen kasten
jerlich zwelf gulden und von itlichem kinde die
quatember zwen groschen. Solcher der kinder
preceptor soll durch den rath und pfarrer an-
genomen werden.
Auch soll der pfarrer mit wissen eins raths
alle caplan anzunemen und zu entsetzen haben,
neben dem das er uf alle pfarrer, die uf eine
meil wegs oder anderthalb umb Torgau und in
das ambt gehörig, sitzen, vleissig achtung geben
und zusehen, wie sie leren und dem volk fürsein.
Uf das er die ungeschickten den lehnherrn, andern
an ire stat zu vorordnen, anzusagen wisse.
153. Sonderliche artikel dem rat zu
[Aus Weimar Sächs.-Ernestin.
Sontags judica im jar nach Christi unsers
lieben herrn und heilands geburt tausent funf-
hundert und im 34. hat man noch zwelf hor
das antragen gegen dem pfarrer, diacon, rat,

Die dorfschaft Werd, (=Werdau) welche hievor
alweg mit dem pfarrecht gein Torgau gehört und
doch nichts darumb gethan, haben gewilligt, domit
sie nicht von derselben pfarren abgeschnitten und
anderswohin geweist wurden, einem itzigen und
künftigen pfarrer jehrlich zehn scheffel korn tor-
gisch mass und darüber zehen furen zu thun und
zu geben. Weil aber die zwen diacon oder
caplan die meiste arbeit in bemelter dorfschaft
mit teufen, sacrament reichen und andern thun
müssen, hat gemelter pfarrer gewilligt, das die-
selben zehn scheffel korn geteilt und jedem caplan
jerlich fünf von den bauern sollen gereicht werden.
Die zehen fuhr aber will er für sich und seine
nachkomen behalten haben.
Dem rath allhie zu Torgau
Bevelen wir mit treuer ernster vormanung,
das er alle offentliche laster, die dem gotlichen
wort zu missbietung gescheen, mit ernst wolle
strafen, ob dieser ordnung vleissig halten, dem
pfarrer sein opfergelt durch ire diener als von
jedem menschen zwelf oder mehr jare alt, das
halbe jar als Michaelis und Walpurgis zwen neue
pfennig einbrengen und den vorstehern zu ein-
brengung der schulde gute hulf vorfügen soll.
[Nachdem auch das dorf Werd über der Elb
gelegen mit dem pfarrecht allweg gein Torgau
gehort und doch davon ganz nichts gethan, haben
sie gewilligt jerlich zehen scheffel korn, nemlich
itzlicher hüfner ein scheffel dem pfarrer doselbst
zu Torgau zu überreichen und darzu uf ansuchen
jerlich zwelf furen zu thun, welch gemelt zehn
scheffel korn der pfarrer beden caplanen, itzlichen
fünf scheffel jerlich zu empfahen und für sich zu
gebrauchen, nachgelassen und zugesagt.]
Auch sollen schosser und rath zu Torgau uf
ansuchen und anzeig des pfarrers in ebrecherei,
junkfrau schwechen, zwispeldigen ehe und andern
unzüchtigen sachen, der fast vil in der stadt
und dorfern befunden, sleunige und ernste
execution thun, desgleichen über anderer oban-
gezeigter ordnung vleissig halten.
Urkuntlich ist diese ordnung mit unser der
obgeschriebenen visitator petschaften wissentlich
besiegelt. Bescheen im jar und tag wie obvor-
meldet.
[Folgen 6 Oblatensiegel der Visitatoren, von
denen das vierte unkenntlich geworden.]
Torgau zugestellt. Vom 22. März 1534.
Gesammtarchiv Reg. Ji. Nr. 6.]
schul und kirchendienern gethan, und sind die
sachen des orts gott lob mit lehr und leben
des pfarrers, der caplan und anderer kirch
und schuldiener, richtig befunden und on alle
 
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