692 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.
Die Ordnung aus der Visitation von 1555 (vgl. oben S. 106. Mageburger Staatsarchiv
A. 59, A. 1087) findet hier keine Aufnahme. Auf der Visitation 1598/1599 wurde den Visitatoren
eine. Schul-Ordnung überreicht. Vgl. Dresden, H.St.A., Loc. 1977, General-Visitation des Leipz.,
voigtl. und düring. kreises, 1598/1599, Bl. 310.
15S. Ordenung der visitacion zu Weissenfels. Vom 10. August 1540.
[Aus Magdeburg, St.A., A. 59, A. 1022, Bl. 122—124a.]
Auf sonderlichen gnedigen bephel des durch-
lauchten hochgebornen fursten und hern hern
Heinrich herzogen zu Sachsen, landgraven in
Dhuringen marggraven zu Meissen unsers g. h.
haben seiner f. g. vorordente visitatores, wir Wolf-
gangus Fus Wolfgangus Stein magistri und super-
attendenten zu Kemnitz und Weissenfels, Georg
Goltacker zu Weberstadt, Friderich vom Hopf-
garten zu Haineck und Friederich vom Hain zu
alden gutern auf freitag nach Laurenti des 40. jars
zu Weissenfels, wie es alda mit predigen gotlichs
worts, reichung der sakrament und besoldung der
kirchen und schuldiener zu ewigen zeiten sol ge-
halden werden volgender gestalt geordent, und
bephelen himit einem erbarn rat zu Weissenfels,
dieser unser ordenuug stracks nachzugehen, und
disem altwege volge thun.
Erstlich sol die hailsame lehr des gnaden-
reichen evangelions allenthalben inhalts der con-
fession, so chur und fursten auch andere stende
röm. keis. majt. zu Auspurk uberantwort und aus-
gehen lassen, rein, lauter, gepredigt, und die h.
sacrament nach christlicher einsatzung und ordnung,
auch alle andere gottisdinste und ceremonien dem
selbigen gemes halden und brauchen. Aber alle
andere widerwertige lehr und ceremonien sollen
hinfurder alhier zu Weissenfels wie auch im ganzen
s. f. g. landen und furstenthums vermieden werden.
Wo aber etliche sich falscher unchristlicher lehr
zu halden und zu predigen understunden oder
heimlich in winkeln, in und fur der stadt sich
anmasseten, sol man dieselbigen davon abzustehen
vermanen, und wo sie solchs nicht thun wurden
ernstlich strafen.
Zum andern sol den dienern der kirchen und
schulen erstlich bepholen sein, das sie ires ampts
mit predigen, sakrament reichen, kranke besuchen,
und anders, so beide in der kirchen und schul
von nothen, treulich warten und vleissig ausrichten.
Auch sich alles ergerliches und unerberliches
wandels enthalten und sonderlich den catechismum
beide in der kirchen und schulen lehrn und han-
deln, sie examiniern und fragen, damit die
jugent und alles volk zu der ehr gottis und zur
wolfart land und leut erzogen werden.
Zum dritten sollen die prister und andere, so
bisher unter dem vorfluchten bapsttume in dem
vermeintl. geistlichem stande unzuchtig gelebt,
darvon absteen und sich in den heiligen gotlichen
ehestand begeben. So aber jemand solchs uber-
schritt, sol er durch die ordentliche oberkeit ernst-
lich darumb gestraft werden an leib und gut.
Zum vierden sol man drei sontag nacheinander
die so sich verehelichen wollen, offentlich auf-
bieten, auch niemand zur ehe zu lassen, so die
freundschaft unter dem viertem grad ist, und sollen
die winkelgelübde, so ane vorwissen der eltern
und vormunder geschehen, nichts gelden sondern
ganz aufgehoben sein. Wo aber sich irrige ehe-
sachen wurden zutragen, soll der superattendent
in beisein des ampts oder raths dieselbige mit
vleis horen, und so muglich vertragen. So aber
das nit sein kan, sie an die vorordenten in ehe-
sachen zu Leipzig weisen.
Zum funften wen imand gestorben und man
dasselbt begraben wil, sol der kirchner ein guten
puls leuten, upf das sich die leute samlen, auch
bedenken die stunde und zeit ires sterbens und
den todten leichnam erlich helfen begraben. Von
diesen leuten sol man dem kirchner nachmals
was man ihm bisher gegeben reichen, von einem
alten 16 dt., von einem jungen 8 dt., auch sol
der kirchner alle morgen pro pace leuten, upf das
sich das volk erinnere umb einen gemeinen friede
zu bitten.
Zum sechsten, den dienern der kirchen und
schulen, so zum begrebnus gefordert, sol man idem
von einem alten 1 groschen geben, von einem
kinde aber 1 groschen.
Zum siebenden alle quartal sol von einer
iden personen, die 12 jar erlanget hat, sie habe
das hochwirdige sacrament empfangen oder nicht,
1 neuen dt. zum opfergelt gegeben werden. Solch
gabe sol ein rat einmanen von allen burgern,
hausgesinde und hausgenossen, und in die ein-
mane dauer ein erbar rat die kirchen und schul-
diener wie geordenet sol besolden.
Zum achten ein erbar rat zu Weissenfels soll
alle diener der kirchen und schulen mit gnugsamen
behausungen versehen und dieselbigen in beulich
wesen notturpftiglich erhalten. Darzu sollen dem
rat, alle capeln in und fur der stadt sampt den
zinsen vermuge der ersten ordenung volgen.
Zum beschlus, auf' das ein christlich und erbar
leben so viel muglich mocht erhalten werden, sol
dem gemeinem man mit ernst aus befel u. g. h.
Die Ordnung aus der Visitation von 1555 (vgl. oben S. 106. Mageburger Staatsarchiv
A. 59, A. 1087) findet hier keine Aufnahme. Auf der Visitation 1598/1599 wurde den Visitatoren
eine. Schul-Ordnung überreicht. Vgl. Dresden, H.St.A., Loc. 1977, General-Visitation des Leipz.,
voigtl. und düring. kreises, 1598/1599, Bl. 310.
15S. Ordenung der visitacion zu Weissenfels. Vom 10. August 1540.
[Aus Magdeburg, St.A., A. 59, A. 1022, Bl. 122—124a.]
Auf sonderlichen gnedigen bephel des durch-
lauchten hochgebornen fursten und hern hern
Heinrich herzogen zu Sachsen, landgraven in
Dhuringen marggraven zu Meissen unsers g. h.
haben seiner f. g. vorordente visitatores, wir Wolf-
gangus Fus Wolfgangus Stein magistri und super-
attendenten zu Kemnitz und Weissenfels, Georg
Goltacker zu Weberstadt, Friderich vom Hopf-
garten zu Haineck und Friederich vom Hain zu
alden gutern auf freitag nach Laurenti des 40. jars
zu Weissenfels, wie es alda mit predigen gotlichs
worts, reichung der sakrament und besoldung der
kirchen und schuldiener zu ewigen zeiten sol ge-
halden werden volgender gestalt geordent, und
bephelen himit einem erbarn rat zu Weissenfels,
dieser unser ordenuug stracks nachzugehen, und
disem altwege volge thun.
Erstlich sol die hailsame lehr des gnaden-
reichen evangelions allenthalben inhalts der con-
fession, so chur und fursten auch andere stende
röm. keis. majt. zu Auspurk uberantwort und aus-
gehen lassen, rein, lauter, gepredigt, und die h.
sacrament nach christlicher einsatzung und ordnung,
auch alle andere gottisdinste und ceremonien dem
selbigen gemes halden und brauchen. Aber alle
andere widerwertige lehr und ceremonien sollen
hinfurder alhier zu Weissenfels wie auch im ganzen
s. f. g. landen und furstenthums vermieden werden.
Wo aber etliche sich falscher unchristlicher lehr
zu halden und zu predigen understunden oder
heimlich in winkeln, in und fur der stadt sich
anmasseten, sol man dieselbigen davon abzustehen
vermanen, und wo sie solchs nicht thun wurden
ernstlich strafen.
Zum andern sol den dienern der kirchen und
schulen erstlich bepholen sein, das sie ires ampts
mit predigen, sakrament reichen, kranke besuchen,
und anders, so beide in der kirchen und schul
von nothen, treulich warten und vleissig ausrichten.
Auch sich alles ergerliches und unerberliches
wandels enthalten und sonderlich den catechismum
beide in der kirchen und schulen lehrn und han-
deln, sie examiniern und fragen, damit die
jugent und alles volk zu der ehr gottis und zur
wolfart land und leut erzogen werden.
Zum dritten sollen die prister und andere, so
bisher unter dem vorfluchten bapsttume in dem
vermeintl. geistlichem stande unzuchtig gelebt,
darvon absteen und sich in den heiligen gotlichen
ehestand begeben. So aber jemand solchs uber-
schritt, sol er durch die ordentliche oberkeit ernst-
lich darumb gestraft werden an leib und gut.
Zum vierden sol man drei sontag nacheinander
die so sich verehelichen wollen, offentlich auf-
bieten, auch niemand zur ehe zu lassen, so die
freundschaft unter dem viertem grad ist, und sollen
die winkelgelübde, so ane vorwissen der eltern
und vormunder geschehen, nichts gelden sondern
ganz aufgehoben sein. Wo aber sich irrige ehe-
sachen wurden zutragen, soll der superattendent
in beisein des ampts oder raths dieselbige mit
vleis horen, und so muglich vertragen. So aber
das nit sein kan, sie an die vorordenten in ehe-
sachen zu Leipzig weisen.
Zum funften wen imand gestorben und man
dasselbt begraben wil, sol der kirchner ein guten
puls leuten, upf das sich die leute samlen, auch
bedenken die stunde und zeit ires sterbens und
den todten leichnam erlich helfen begraben. Von
diesen leuten sol man dem kirchner nachmals
was man ihm bisher gegeben reichen, von einem
alten 16 dt., von einem jungen 8 dt., auch sol
der kirchner alle morgen pro pace leuten, upf das
sich das volk erinnere umb einen gemeinen friede
zu bitten.
Zum sechsten, den dienern der kirchen und
schulen, so zum begrebnus gefordert, sol man idem
von einem alten 1 groschen geben, von einem
kinde aber 1 groschen.
Zum siebenden alle quartal sol von einer
iden personen, die 12 jar erlanget hat, sie habe
das hochwirdige sacrament empfangen oder nicht,
1 neuen dt. zum opfergelt gegeben werden. Solch
gabe sol ein rat einmanen von allen burgern,
hausgesinde und hausgenossen, und in die ein-
mane dauer ein erbar rat die kirchen und schul-
diener wie geordenet sol besolden.
Zum achten ein erbar rat zu Weissenfels soll
alle diener der kirchen und schulen mit gnugsamen
behausungen versehen und dieselbigen in beulich
wesen notturpftiglich erhalten. Darzu sollen dem
rat, alle capeln in und fur der stadt sampt den
zinsen vermuge der ersten ordenung volgen.
Zum beschlus, auf' das ein christlich und erbar
leben so viel muglich mocht erhalten werden, sol
dem gemeinem man mit ernst aus befel u. g. h.