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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0732
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704 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

predigt singt man abermal ein deutsch lied mit
dem volk, darnach im chor te deum laudamus
lateinisch, auf einen sontag aber auf den andern
quicunque vult salvus esse, secundum pm.
tonum cum antiphona adesto deus, darnach
ein versikel, collecten, benedicamus domino.
Zur messe des heiligen tages soll der magister
die knaben verordnen, welche in den stuel mitten
in der kirchen kommen, mit den andern aber,
die in den stuel nicht kommen mogen, soll ein
schuldiener ordenlich in die thurmthur gehen und
in aller stille auf die borkirchen gegen mitter-
nacht steigen, aldo mit singen, was man darunten
singt, auch vleissig aufsehen, das die kinder Stil
sein, predig horen und nicht büberei treiben.
Vor allem in der messen soll man erstlich singen
das deutsch benedictus Sacharie mit seiner
kurzen antiphon, darnach einen introitum, zu
zeiten lateinisch, zu zeiten deutsch, welches soll
sein ein deutscher psalm. Darnach das rechte
kyrie dreimal, oder zu zeiten, besondern uf die
feste, ein anders neunmal, wie gewonlich. Auf
das schlechte kyrie singet man nicht gloria in
excelsis deo, sondern auf andere, wenn man
will, und sonderlich uf die feste. Darnach liset
der priester ein deutsch collect zum altar gewandt
und singt die epistel zum volk gewendet.
Auf Sant Johannis tag mag die epistel aus
Malachie 4 oder Esaie 40 genomen werden. Auf
visitationis Marie aus Esaie 11. Nach der epistel
singen die kinder ein gewonlich alleluia latei-
nisch, zu zeiten auch ein gradual, darnach ein
deutsch lied aus der heiligen schrift, welchs wol
allein umb der kurz willen mag gesungen werden.
Auf weinachten bis auf purificationis soll
man den sequenz grates nunc omnes, den
ersten vers drei mal und den letzten einmal
singen, auch darunter ordenlich mit einteilen die
verse vom gesang gelobet seistu Jesu
Christ, dass sie gleich zusamen auskommen.
Auf ostern und bis auf ascensionis domini
soll man nach dem alleluia singen victimä
paschali, und darunter Christ lag in todes
panden, vers umb vers, so kombts bedes gleich
aus.
Auf pfingsten den sequenz veni sancte
spiritus mit dem gesang nue bitten wil-
den heiligen geist, wie oben vermeldet. Auf
nativitatis Johannis den sequenz psallite regi
nostro etc. Denn den lausigen und monichischen
sequenz Sancti Johannis Christi prä-
conis etc. und dergleichen wollen wir nicht haben.
Den sequenz de Maria Magdalena laus tibi
Christe mag man wol ein mal oder zwei im
jar singen auf einen sontag, wen man will. Aber
den sequenz de sancta trinitate so oft man will.
Darnach singt der priester das evangelium

zum volk gewandt, darnach widerumb zum altar
credo in unum deum. Darauf singen die
schuler patrem lateinisch, alsdan mit dem volk
wir gleuben alle an einen gott. Oft aber
liebt der schulmeister bald auf das evangelium an
wir gleuben etc. um der kurz willen. Zu
zeiten mag auch die epistel, evangelia und col-
lecten wol lateinisch nach alter gewonheit un-
umbgewandt gelesen werden, sonderlich auf grosse
feste, so man will, das nicht unbequem ist, so wir
hie ein universitet haben und die gelerten dem
altar am negsten stehen und latein verstehen.
Nach dem glauben predigt man das evangelium.
Nach der predigt singet man da pacem
lateinisch und deutsch. Darauf liset der priester
vor dem altar ein deutsch versikel und collecten,
oder aber singet sonst ein deutsch lied vom feste
one collecten. Unter des bereitet der priester
prot und wein zur communion, in des gehen die
communicanten in den chor, die menner in die
seiten gegen mittag, die frauen gein mitternacht.
Auf den festen hebt man nun bald an do-
minus vobiscum, mit der prefation vom feste
oder auch sonst des sontags mit der prefation de
sancta trinitate, wenn man will, sonst mag die
prefation wol oft nachbleiben, dass wir alldar
dester vleissiger warnehmen des herrn abentmals,
dann darumb ists allein zuthun.
Die rechte mess zum abentmal Christi
für die communicanten wird also, wie
volget, gehalten.
Nach dem lied, welchs nach der predigt wirt
gesungen oder auch zu zeiten nach der prefation,
wie gesagt, betet der priester das vater unser
fur die ganze gemein und consecrirt fur die com-
municanten mit solchem gesang, wie hernach volget.
Vater unser, der du bist im himel, geheiliget
werde dein name. Zu kom dein reich. Dein
will gescheh als im himel, auch auf der erden.
Unser teglich prot gib uns heut, und vergib uns
unsere schulde, als wir vergeben unsern schuldigern.
Und fure uns nicht in versuchung, sondern erlose
uns von dem bösen. Ecclesia respondet: amen.
Presbyter hic accipit in manus panem.
Unser herr Jesus Christ in der nacht, da er
verraten ward, nam das brot, dankt und brachs, und
gabs seinen jungern, und sprach: Nembt hin und
esset, das ist mein leib, der fur euch gegeben
wirt, solchs thut zu meinem gedechtnus.
Hie hebt der priester das sacrament auf, wie
es noch bei uns gewonlich.
Hic accipit in manus calicem.
Desgleichen nam er auch den kelch nach
dem abentmal, dankt, gab in und sprach: trinket
 
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