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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0735
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162. Wittenberg. Kirchen-Ordnung für die Stadt Wittenberg. 1533.

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In secunda classe sollen die knaben recitirn
ein stuck Donati dem tertio. Darnach sol inen
der tertius exponirn pedagogiam Mosellani und
des andern tags reposcirn.
Die elementarien darf man post primam nicht
widerumb verhoren.
Und sollen die knaben alle circiter secundam
aus der schul heim gelassen werden und zur vesper
wider komen, so bald man leut.
Nach der vesper bis post quartam
den elementariis vocabula rerum, item ein
sentenz geben.
Die andere zwo classes sollen conjungirt
werden und soll inen der schulmeister de civilitate
morum exponiren, oder , so dasselbig aus ist,
aliquas epistolas Ciceronis oder colloquia Erasmi
oder sententias collectas a Murmellio, und des
andern tags soll man constructiones und declina-
tiones daraus machen.
Der supremus soll zwen tag in der wochen,
als donnerstag und freitag, dise stund die prosodia
lernen neben gedachten sententiis Murmellii, und
so die knaben heim gehen wollen, sollen sie
sprechen orationem vespertinam latine und den
hymnum Jesu redemptor etc.
Mit dem singen in der kirchen an disen vier
tagen in der wochen soll es also gehalten werden
durch den schulmeister und seine drei gesellen,
dass jetzlicher einen in der kirchen versorge. Als
der schulmeister des montags, supremus des
dinstags, cantor des donnerstags, tertius des frei-
tags. Auf die andere tag sollen sie allein in der
kirchen sein, und der metten sollen des schul-
meisters gesellen frei sein. So sollen die kinder
nach der metten heimgelasseu werden bis zur
messen.
Mittwoch sollen die knaben nach mittentag:

frei sein, vor mittentag soll inen ein argument
furgeschrieben werden, das sie transferiren, und
sollen der knaben scripta durch den schulmeister
und supremum recognoscirt werden.
Secunda classis soll ein repetitio in Donato
halten, also dass sie vorn an von anfang ein stuck
aussen recitirn ein blat oder zwei nach gelegenheit.
Am freitag morgens vor der predigt sol der
catechismus gehort und getriben werden latine
und deutsch. Darzu soll man die knaben nach
einander, die grossem latine, die kleinern deutsch
beten horen, und so die zal zu gross, mag man
den haufen teilen, also dass ein hauf diese woche,
der ander die andere wochen verhort werde.
Nach der predigt und nach mittag sollen
lectiones, wie droben beschriben, gehalten werden.
Am sonabent des morgens soll der schulmeister
einen knaben des sontags evangelium exponirn

lassen, das beide classes zugleich horen und selbst
der schulmeister grammatice declariren. Darnach
soll man ubersingen.
Nachmittag sint die knaben frei bis zur ves-
per, und nach der vesper sollen die knaben den
Cisioianum recitirn.
Es sollen auch der schulmeister und seine
gesellen die knaben mit allen vleis anhalten, das
sie latein reden, und damit die kinder solchs
dester leichtlicher gewonen, sollen der schulmeister
und gesellen selbst auch latein reden.
Hospital.
Zwei hospital sind uber menschen gedenken
zu Wittenberg gewest, eins zum heiligen creuz,
das ander zum heiligen geist. Aber nachdem, als
das augustiner closter zu bauen und zu erhalten
furgenommen, ist die capelle zusambt den zu-
gehorenden heusern zum heiligen geist zum closter
eingenommen. Dagegen haben die monichen ein
ander haus erbauen sollen, das aber ist verblieben,
bis dass der rath ein spitalhaus vor dem elbthor
aufgericht. Darzu haben die augustiner aus be-
felch herzog Friedrichs anderthalbhundert
gulden geben. Nue sollen aber gleichwol hinfur
alleweg zwei hospital bleiben, das eine im par-
fusser closter, das ander vor dem elbthor. In
denen soll ordnung mit speisen und unterhaltung
der armen gehalten werden, wie dann die ein zeit
her, besage der vorsteher register und rechnung,
gehalten ist worden. Uber das ist noch das
dritte hospital zum heiligen creuz, wirdet auch
zur masse versorget nach vermuege der gueter, so
darzu gehorn, wie solche der vorsteher register
gibt und 1) hernach verzeichnet ist.
Und soll allewege ein arzt fur die arme leute
gehalten und mit zwelf gulden aus dem gemeinen
kasten besoldet werden.
Gemein kasten 2).
Es sol auch zu Wittemberg allwege ein
gemeiner kasten sein fur kranke, alte, arme leut,

1) Die Worte „und verzeichnet ist“ fehlen in M.
2) Vorher geht in M. folgender Abschnitt
„Unterhalt und besoldung der kirchendiener
jerlich aus dem gemeinen kasten.“
Zwei hundert gulden dem pfarrer und darzu
funfzig scheffel korns, welchs korn in der andern visi-
tacion durch die hern visitatores zugelegt uf nechst
kunftig Michaelis zu geben anzufahen.
Zwei hundert und zehn gulden den dreien caplanen
itzlichem jerlich siebenzig gulden und daruber itzlichem
jerlich funfundzwenzig scheffel korn auch in der andern
visitation zugelegt.

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