Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0736
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
708 Die Kirchenordnungen. Die Städte und Ortschaften der ernestinischen und albertinischen Länder.

und daraus die kirchen- und schuldiener, des-
gleichen die gebeude, wie bemachen vermeldt
wirt [fehlt etwa: erhalten werden].
Dahin schlahen wir und ordnen alle der
kirchen gueter sambt dem einkommen aller ver-
fallen lehen, commenden, stiftung, auch der
hospital und was sich der lehen oder commenden
durch der besitzer absterben verledigen oder auch
sich sonst der dinge zukunftig mochte erfinden,
die von stiftungen oder testamenten in gottes,
seiner lieben heiligen ehre und zu milden sachen
gewidembt gegeben, verordent und gemeint sein,
auch allen forrat an silber, ornaten, barschaft am
gelde und schulden der kirchen und bruder-
schaften und in summa, was geistlicher gueter
sonst mehr genant werden.
Auch haben wir verordente visitatores craft
churfurstlichen entpfangenen befelchs die steinern
capell ufm pfarrkirchhofe gegen mittag dem ge-
meinen kasten genzlich geeigent und zugeschlagen,
weil die vorsteher derselben ganz nicht entraten
konnen, brief, register, etlichen vorrat, gerete und
anders darinnen zuverwaren. Darin sie auch zu-

Dreissig gulden dem vierden dorfcaplan, daran
sollen die bauern jerlich zehen alde schock zu steuer
geben, wie hernach berurt wirdet.
Dreissig gulden dem schulmeister; jede quatember
von itzlichem knaben drei groschen. Davon hebelt
der schulmeister zwen groschen und den collabora-
toribus einen.
Drei groschen von einem funus zum wenigsten
mit den schulen zu conduciren.
Funfundzweinzig gulden den zweien coadjuvaten
in der schule, zwelf gulden dem vierden coadjuvanten
der schulen.
Dreissig gulden dem custer.
Ander ausgab des gemeinen kastens volget im
ende dieser registration.
Darzu sollen die pfarrkirch mit aller nodturft, die
hospital und caplan heuser aus dem gemeinen kasten
erhalden, erbauet und in wesentlichen gebenden be-
halden werden.
Aber das pfarrhaus zusambt zugehorenden heu-
sern, als stellen und Scheunen, wo solch heuser an
haubtgebeuden zur nodturft zugericht und dem pfarrer
eingeantwurt, soll mit flickwerk an dachung und sunst
vom pfarrer selbst in wesen erhalden werden. Wenn
aber ein ansehenlicher schade oder vall daran geschehe,
der soll vom rath und der gemein wider aufgericht
und gebessert werden.
So soll der rath die schulen auch erbauen und
erhalden.
Auch haben wir vorordente visitatores kraft chur-
furstlichen empfangen bevels die steinern capell ufn
kirchof gegen mittag dem gemeinen kasten geeigent
und zugeslagen, weil die vorsteher derselben ganz nicht
entraten konnen, brief, register, etlichen forat, gerethe
und anders darin zu behalden, darin sie zusamen
komen, rechenschaft halden und wochenlich das gemein
almus daraus den armen reichen mussen. Darumb
soll der kasten solch capell hinfur wie denn itzt bereit
etlich nodturftig gebeude darin zur nodturft zugericht,
mit dachung und anderem im wesen erhalden.

sammen kommen, rechenschaft halten und wochen-
lich das gemein almus den armen daraus reichen
mussen. Darumb soll der kasten solch capell
hinfur, wie dann jetzt allbereit etlich notlich ge-
bende darinnen zur notturft zugericht, mit dachung
und anderm im wesen erhalten.
Vorsteher des gemeinen kastens und
ir ambt.
Solchem kasten sollen zu vorstehern oder
diakon jedes jars vom rath und pfarrer geordent
und vereidet werden sechs frome, gotsfurchtige,
wolbesessen burger, zwen des raths und vier von
der gemein.
Mit denselben vorstehern, so also verordent,
soll uber den zugestalten vorrat und stuck, klein
und gross, aller gueter, zins, einkommen, barschaft
und schulden, ein ordentlich inventarium gestalt,
das soll gedrifacht, dem pfarrer, rath und vor-
stehern, jedem eins, verpetschirt zugestalt werden,
sich mit der rechnung darnach zu richten haben.
Welch rechnung jedes jars ein mal vor dem rath
in gegenwart des pfarrers geschehen soll mit der
bescheidenheit, das jede person zwei jar daran
bleib, der gestalt und also, wenn drei des ambts
entladen, dass die andern drei, einer vom rath und
zwen von der gemein bleiben und den zukunftigen
anleitung und bericht zu thun wissen. Den sechs
personen sollen dan die inventarii und rechen-
bücher zusambt den schlusseln uf ir sonderlich
eide befolen und uberantwort werden.
Derselben ambt soll sein, sich derjenigen,
die des kastens hulf begern, lebens, wandels und
unvermogens zuvorstehen oder je vleissig zu er-
kunden, damit der kirchen gueter nicht mussig-
gengern und willig armen, sondern den jenigen
ausgeteilt werden, die recht arm sein. Den soll
von dem bettelgelt, so in der kirchen gefelt und
an schulden eingemant wirdet, jede wochen zu
irem enthalt ein groschen oder zwen nach des
kastens vermugen gegeben, sonst aber denjenigen,
die sich gern mit einem handwerk nereten und
doch darzu kein anlag haben, ungeferlich zu einem,
zwei, drei bis vier schock, doch dass es uber vier
schock one vorwissen des pfarrers und raths
niemant geliehen und dasselb uf tag zeit zu be-
zalen gesatzt werde.
Die schuld und ander einkomen treulich ein-
manen, und doch in dem der unvermogenden,
damit sie uber vorige ir not nicht beschwerlich
ubereilt, acht nehmen.
Auf ergernus und untugent heimlich und
offentlich achtung geben und die zu weiter strafe
dem pfarrer oder predigern angeben.
Die hospital versorgen, dieselben, die kirch
und andere heuser in beulichem wesen erhalten.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften