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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (1. Band = 1. Abtheilung, 1. Hälfte): Die Ordnungen Luthers, die Ernestinischen und Albertinischen Gebiete — Leipzig: O.R. Reisland, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.26586#0739
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164. Zahna. Verordnung der Visitatoren für Zahna. 1528.

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Bei Winter S. 128 ff. findet sich auch die Verordnung der zweiten Visitation von 1533
abgedruckt, und obwohl dieselbe fast nur Einkommensfrage regelt, soll dieselbe als ein Beispiel
für die Regelung des kirchlichen Finanzwesens hier nach Winter abgedruckt werden, zugleich
mit späteren Zusätzen, die Winter in den fortlaufenden Text eingefügt hat. (Nr. 165.)
Über eine auf der Visitation von 1574/1575 überreichte Schul-Ordnung vgl. Magdeburg,
St.A. A. 50, XI. 67, Bl. 45 und oben S. 121.

164. Verordnung der Visitatoren für Zahna. Vom 16. November 1528.
[Aus dem Universitäts-Archiv abgedruckt von Winter, in Neue Mittheilungen des thüring.-sächs. Alterthums-
vereins 9, Heft 3 u. 4, S. 121 ff., verglichen mit Dresden, H.St.A., Loc. 10 598, Registration, Bl. 275 ff.]

Anno domini 1528 montags nach Martini
haben aus bevel des herrn Johansen, herzogen zu
Sachsen etc. wir seiner churfürstlichen gnaden vor-
ordente visitatores der kreis Sachsen und ortlandes
Meissen, mit namen Martinus Luther prediger,
Just Jonas probst, bede der heiligen schrift
doctores, Hans Metsch haubtmann, Bene-
dictus Pauli der recht licentiat, alle zu Wittem-
berg, und Johann von Taubenheim aus bei-
stand göttlicher gnade die gemeine seelsorge,
zucht der jugend und der diener gottlichs worts,
auch ander armen vorsorgung in der stadt Zane
nachvolgender mass bestalt und vorordent.
Die erste visitation.
Zane.
Diese pfarr ist unsers gnedigsten herrn des
churfürsten zu Sachsen lehen, hat ein filial Wal-
tersdorf ein viertel wegs davon mit einer eigen
kirchen von 6 bauern, und sind im stetlein 4 schock
communicanten ungeverlich, ist bisher one gewissen
caplan vorsorget, nu aber haben wir einen caplan
und dem seine wonung und besoldung vorordent,
wie hernach volgen wirdet. Kirchendiener: pfar-
her, prediger oder caplan, schulmeister.
Gottesdienst.
Sontags und alle christliche festtage früe soll
der pfarher das evangelion von der zeit oder fest
predigen, oder wo er comunicanten hat, ein mess
halten, dobei sollen die angerichten gesenge und
ander ceremonien nach unserm gedruckten unter-
richt gehalten werden, nach mittags die suntags
epistel, dinstags einen evangelisten ordine, sun-
abends den catechismum und denselben uf die
4 quatember mit etlichen christlichen gesengen
vor und nach dem sermon allezeit beschliessen.
Im hospital und zu Waltersdorf soll es mit pre-
digen, wie ein zeither beschehen, gehalten werden 1).

Ueber angezeigt fürgenommen mass zu pre-
digen und leren sol der pfarherr sich mit der weis
und ordnung der leren und predigen auch andern
ceremonien und festen halden, vormug des buch-
leins intitulirt underricht der visitatorn durch den
druck ausgangen, und damit allenthalben einikeit
der ceremonien bleibe die ceremonien nach an-
zeig desselben büchleins nicht übergehen noch
vorändern. Auf abgetretene von der einikeit des
wahren christlichen glaubens und reinikeit des
worts, und also die, so in irthumb und secten
sich begeben, in versammlung oder andern ortern
vom glauben und sacramenten übel reden, vleissig
inquirirn, zur einikeit wieder weisen und, so sich
an eine oder zwu vermanung nicht keren, dem
rat anzeigen. Von dem soll ihnen zeit zu vor-
kaufen und sich von dannen zu wenden bestimbt
werden.
Für gnädige erhaltung des gottlichen reinen
worts, auch frid und einikeit, zuforderst unsern
landsfürsten uf der canzel vleissig bitten. Zur
beicht und dem h. sacrament des bluts und leibs
Christi das volk ofte vermanen, damit allweg des
suntags ein mess mog gehalden werden.
Auf die schul und alle gebrechlichkeit gut
achtung haben, und die zur besserung vorfügen,
auch die kranken im hospital und andere sambt
dem caplan oder prediger besuchen, im glauben
und der gedult, und die jenigen, so vor schwach-
heit ihres leibs in die kirchen nicht komen können,
mit guten underricht gottlichs worts underrichten
und sterken.
Weiter auch das volk nach jeglichem sermon
treulich und mit ernst vormanen, das sie einander
hülfliche hende reichen, und den gemeinen kasten
bei ihren leben und mit testamenten wollen for-
dern und erhalden, damit weiter aus demselben
dem armut geholfen, auch ander not, der kirchen
gottsdienst, und wie die sunst an bestallung der

Folgende bis zum Abschnitt „Schule“. Dafür findet
sich der Vermerk „Generalia ut supra bei anderen
städten“.

1) In Dresden, H.St.A., Loc. 10 598, fehlt das
 
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