Nassau
Katechismus und die kurpfälzische Kirchenordnung von 1563 zu übernehmen.144 Dieser Ordnung löste die
Nassauer Agende von 1575 (Nr. 15) ab und beseitigte den lutherischen Charakter des Nassau-Dillenburger
Kirchenwesens.
Die Durchsetzung der Zweiten Reformation wurde jedoch nicht in allen Landesteilen klaglos hingenom-
men, Widerstand regte sich vor allem in Siegen, Herborn und Diez.145 Vor diesem Hintergrund erließ
Johann VI. am 23. Juli 1581 ein Mandat (Nr. 16), in dem er sämtliche geistlichen und weltlichen Amts-
träger in Stadt und Amt Siegen beauftragte, Altäre, Bildwerke und Orgeln aus den Kirchen zu entfernen,
sämtliche noch vorhandenen altgläubigen Zeremonien zu unterbinden und die Altarmensen und Kelche
durch einfache Abendmahlstische und Becher zu ersetzen. Obwohl nach Erlass dieses Mandats tatsächlich
einige Mobilien aus den Kirchen entfernt wurden, war im Juli 1582 immer noch ein Großteil der Bildwerke
am Ort.146
17. Kirchenordnung 23. Januar 1582 (Text S. 160)
18. Ordnung für die Spezialkonsistorien [Januar 1582] (Text S. 165)
19. Abschied der Dillenburger Generalsynode 6. Mai 1582 (Text S. 167)
Mit der reformierten Praxis des Abendmahls, Entfernung der Bildwerke aus den Kirchen, Einführung des
Heidelberger Katechismus und Übernahme der kurpfälzischen Kirchenordnung wurden 1581 zahlreiche
praktische Veränderungen auf dem Weg zur reformierten Umgestaltung des Kirchenwesens in Angriff
genommen. Für die Durchsetzung des Bekenntniswechsels plante Johann VI. schließlich die Erarbeitung
einer alle Maßnahmen zusammenfassenden Kirchenordnung. Auf der 1582 nach Dillenburg einberufenen
Synode wurde hierüber beraten. An dieser Synode, die vom 16. bis 27. Januar tagte, nahm neben dem
Grafen, seinem Rat Otto von Grünrade und seinen führenden Theologen, darunter Wilhelm Zepper147 sowie
der in Diensten Ludwigs I. von Sayn-Wittgenstein148 stehende Caspar Olevian149 teil, zu dem Johann VI.
bereits im Jahr zuvor Kontakt aufgenommen hatte.150
144 Dieser Beschluss geht aus einem von Geldenhauer ver-
fassten „Memorial von geystlichen sachenn de anno
1581“ hervor, HHStaatsA Wiesbaden Abt. 171, K 442,
fol. 1r-33r. Vgl. Münch, Zucht und Ordnung, S. 84, 86;
Menk, Politik, S. 125, 132; Schmidt, Glaube, S. 210;
Achenbach, Geschichte der Stadt Siegen, S. 8. Zu den
Motiven für die Einführung des Heidelberger Katechis-
mus siehe Ohrndorf, Einführung, S. 94-100; Pix-
berg, Calvinismus, S. 29f.
145 Wolf, Einführung, S. 182-193; Ohrndorf, Einfüh-
rung, S. 105-108; Thiemann, Unter dem Wort, S. 176
Nr. 111.
146 Ohrndorf, Einführung, S. 106f.; Schmidt, Glaube,
S. 209f. und Anm. 56; Weber, Schelme, S. 38.
147 Wilhelm Zepper (1550-1607) hatte seit 1565 in Marburg
und Wittenberg studiert. 1568 war er Lehrer in Herborn,
1573 Kaplan in Dillenburg, 1582 dort erster Pfarrer und
Hofprediger und 1599 Professor an der Hohen Schule in
Herborn, wo er bis zu seinem Tod blieb. Seit 1594 war er
außerdem Inspektor der Ämter Beilstein und Herborn,
Cuno, Zepper, S. 177-185, 193-203, 209-226; ders.,
Blätter, S. 107-110; Sarx, Zepper, in: BBKL 31 (2010),
Sp. 1537-1541; Grün, Theologische Fakultät, S. 77-80;
Ohrndorf, Einführung, S. 95 Anm. 72; Weerda, Zep-
per, S. 162-189.
148 Zu Ludwig I. zu Sayn-Wittgenstein (1532-1605) siehe
Burkardt, Sayn-Wittgenstein, Ludwig der Ältere, in:
BBKL 19 (2001), Sp. 1190-1196; Cuno, Blätter,
S. 60-65; Menk, Politik, S. 125 Anm. 21.
149 Caspar Olevian (1536-1587) hatte 1556 in Paris und
Genf studiert, er war seit 1560 Pfarrer in Heidelberg, seit
1562 auch Mitglied des Kirchenrats. 1577 wurde er Hof-
prediger Ludwigs I. von Sayn-Wittgenstein, 1584 Pfar-
rer in Herborn sowie erster Rektor der dort im gleichen
Jahr gegründeten Hohen Schule. In Herborn blieb Ole-
vian bis zu seinem Tod, Menk, Olevian, S. 139-204;
Grün, Theologische Fakultät, S. 61-64; Schlosser,
Olevian, S. 67-73; Ohrndorf, Einführung, S. 95
Anm. 71; Steubing, Lebensnachrichten, S. 77-98.
150 Münch, Zucht und Ordnung, S. 87f.; Schmidt,
Glaube, S. 211; Jacobson, Geschichte, S. 661f.; Neu-
ser, Einführung, S. 49; Ohrndorf, Einführung, S. 98.
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Katechismus und die kurpfälzische Kirchenordnung von 1563 zu übernehmen.144 Dieser Ordnung löste die
Nassauer Agende von 1575 (Nr. 15) ab und beseitigte den lutherischen Charakter des Nassau-Dillenburger
Kirchenwesens.
Die Durchsetzung der Zweiten Reformation wurde jedoch nicht in allen Landesteilen klaglos hingenom-
men, Widerstand regte sich vor allem in Siegen, Herborn und Diez.145 Vor diesem Hintergrund erließ
Johann VI. am 23. Juli 1581 ein Mandat (Nr. 16), in dem er sämtliche geistlichen und weltlichen Amts-
träger in Stadt und Amt Siegen beauftragte, Altäre, Bildwerke und Orgeln aus den Kirchen zu entfernen,
sämtliche noch vorhandenen altgläubigen Zeremonien zu unterbinden und die Altarmensen und Kelche
durch einfache Abendmahlstische und Becher zu ersetzen. Obwohl nach Erlass dieses Mandats tatsächlich
einige Mobilien aus den Kirchen entfernt wurden, war im Juli 1582 immer noch ein Großteil der Bildwerke
am Ort.146
17. Kirchenordnung 23. Januar 1582 (Text S. 160)
18. Ordnung für die Spezialkonsistorien [Januar 1582] (Text S. 165)
19. Abschied der Dillenburger Generalsynode 6. Mai 1582 (Text S. 167)
Mit der reformierten Praxis des Abendmahls, Entfernung der Bildwerke aus den Kirchen, Einführung des
Heidelberger Katechismus und Übernahme der kurpfälzischen Kirchenordnung wurden 1581 zahlreiche
praktische Veränderungen auf dem Weg zur reformierten Umgestaltung des Kirchenwesens in Angriff
genommen. Für die Durchsetzung des Bekenntniswechsels plante Johann VI. schließlich die Erarbeitung
einer alle Maßnahmen zusammenfassenden Kirchenordnung. Auf der 1582 nach Dillenburg einberufenen
Synode wurde hierüber beraten. An dieser Synode, die vom 16. bis 27. Januar tagte, nahm neben dem
Grafen, seinem Rat Otto von Grünrade und seinen führenden Theologen, darunter Wilhelm Zepper147 sowie
der in Diensten Ludwigs I. von Sayn-Wittgenstein148 stehende Caspar Olevian149 teil, zu dem Johann VI.
bereits im Jahr zuvor Kontakt aufgenommen hatte.150
144 Dieser Beschluss geht aus einem von Geldenhauer ver-
fassten „Memorial von geystlichen sachenn de anno
1581“ hervor, HHStaatsA Wiesbaden Abt. 171, K 442,
fol. 1r-33r. Vgl. Münch, Zucht und Ordnung, S. 84, 86;
Menk, Politik, S. 125, 132; Schmidt, Glaube, S. 210;
Achenbach, Geschichte der Stadt Siegen, S. 8. Zu den
Motiven für die Einführung des Heidelberger Katechis-
mus siehe Ohrndorf, Einführung, S. 94-100; Pix-
berg, Calvinismus, S. 29f.
145 Wolf, Einführung, S. 182-193; Ohrndorf, Einfüh-
rung, S. 105-108; Thiemann, Unter dem Wort, S. 176
Nr. 111.
146 Ohrndorf, Einführung, S. 106f.; Schmidt, Glaube,
S. 209f. und Anm. 56; Weber, Schelme, S. 38.
147 Wilhelm Zepper (1550-1607) hatte seit 1565 in Marburg
und Wittenberg studiert. 1568 war er Lehrer in Herborn,
1573 Kaplan in Dillenburg, 1582 dort erster Pfarrer und
Hofprediger und 1599 Professor an der Hohen Schule in
Herborn, wo er bis zu seinem Tod blieb. Seit 1594 war er
außerdem Inspektor der Ämter Beilstein und Herborn,
Cuno, Zepper, S. 177-185, 193-203, 209-226; ders.,
Blätter, S. 107-110; Sarx, Zepper, in: BBKL 31 (2010),
Sp. 1537-1541; Grün, Theologische Fakultät, S. 77-80;
Ohrndorf, Einführung, S. 95 Anm. 72; Weerda, Zep-
per, S. 162-189.
148 Zu Ludwig I. zu Sayn-Wittgenstein (1532-1605) siehe
Burkardt, Sayn-Wittgenstein, Ludwig der Ältere, in:
BBKL 19 (2001), Sp. 1190-1196; Cuno, Blätter,
S. 60-65; Menk, Politik, S. 125 Anm. 21.
149 Caspar Olevian (1536-1587) hatte 1556 in Paris und
Genf studiert, er war seit 1560 Pfarrer in Heidelberg, seit
1562 auch Mitglied des Kirchenrats. 1577 wurde er Hof-
prediger Ludwigs I. von Sayn-Wittgenstein, 1584 Pfar-
rer in Herborn sowie erster Rektor der dort im gleichen
Jahr gegründeten Hohen Schule. In Herborn blieb Ole-
vian bis zu seinem Tod, Menk, Olevian, S. 139-204;
Grün, Theologische Fakultät, S. 61-64; Schlosser,
Olevian, S. 67-73; Ohrndorf, Einführung, S. 95
Anm. 71; Steubing, Lebensnachrichten, S. 77-98.
150 Münch, Zucht und Ordnung, S. 87f.; Schmidt,
Glaube, S. 211; Jacobson, Geschichte, S. 661f.; Neu-
ser, Einführung, S. 49; Ohrndorf, Einführung, S. 98.
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