Nassau-Dillenburg
Es sollen auch alle amptleuthe, burgermeister,
schultheissen etc. ein fleissig auffsehens haben, das
obgemeltermassen unnd anders nit geprediget oder
von andernn gehandelt werde, unnd wo sie eyn an-
ders horrten, erfeurren oder verstunden, daß sollen
sie der oberigkeit jedes mals bey irren pflichten mit
gutem grunde unnd in waß stucken sich die prediger
oder jemant anders, wie obstehet, vergriffen oder
verwirckt haben, anzeygen.
Unnd nachdem dißer zeit viel mengel und an-
fechtungen in der helligen cristenhait vor augen
seint, daß auch viel seelmordischer pfropheten unnd
rottengeister gewaltiglich inher reissen, die gantze
cristenhait zuverwerren unnd vom glauben abtren-
nig zumachen, derhalben, wan man in der kirchen
zusamenkompt, sollen die prediger eben so woel im
anfange der predigt als darnach das volck getrewlich
vermannen, zu Got dem almechtigen in der gemein
hertzlich zubitten umb alles anleigen der gantzen
cristenhait, zuvorderst aber umb gnade, daß sie daß
wort Gottes in seynnem rechten eygnen verstande
lauter unnd reyn, trewlich unnd cristlich fruchtbar-
lichen handelen mugen unnd umb eynnen I 18r | war-
ren cristlichen glauben, auch eynen stetten, ewigen
friedden unnd vor alle oberigkeit, daß Got der al-
mechtige sein gotliche gnade woll verleyhen, daemit
der cristlich glaube in den hertzen der menschen ge-
sterckt, der gotlich friede erhalten, auch daß den
widdersachern des glaubens, dem thurcken unnd
den auffrorischen mordtpfropheten, die zu verderb-
nuß der cristenhait in allewege grausamlichen han-
delen, widderstant beschee unnd das wir alle der-
maß leben mugen, auff das Gottes wille vollen-
bracht unnd alle geprechen der gantzen cristenhait
nach seynen gotlichen gnaden in besserunge gewent
werden.
Von der pristerschafft leben in gemeyn:
Der s[i]ebente articul
Unnd nachdem an viellen orthen mit schwerer er-
gernuß aller cristennmenschen lange zeit gesehen,
wie unzuchtig, ergerlich unnd onpriesterlich sich die
pristerschafft zum theyl gehaltenn haben, sol manß
bie der selen seligkeit vermeiden unnd bie ernstli-
cher straff abstellen, sich der lere Pauliζ halten,
I | 8v | dae er spricht: Enthaltent euch vor allen ge-
perden, die da ergerlich seint, unnd zon Romern30:
Wir sollen gutes vorwenden, nicht allein vor Gottes
augen, sonder auch vor allen menschen; darumb sol-
len sich alle pfarhernn unnd priester mit irren cro-
nen31, cleidungen unnd allem andern eyns erbarnn,
zuchtigen, reynnen, keuschenn, priesterlichen lebens
unnd wandelß halten, kein concubinien oder ver-
dechtliche weibespersonnen bey innen32, noch
aucho wesenlich oder tegelich zu- unnd vonn innen
geent, habenn, daemit sie nicht, so sie anderen pre-
digen, selbst strafflich gefunden werden, sonder daß
sich das gemein volck ob irrem erbarn, zuchtigen
wesen unnd wandel bessernn mug unnd allenthalben
ergernuß verhut werde.
Fernner sollen alle geistlichenn ungepurliche
spiell unnd leichtfertige geselschafften vermeyden
unnd sich derselben enteussern unnd aller wirtzheu-
ser enthalten, sich darinnen zum dranck unnd ge-
selschafften gentzlich nit finden laßen, ob sie aber,
wie sich woel begibt, so sie in der welt bie unns le-
benn mussen, eynnem guten freundt zu ehren gesel-
schafft leisten musten, deß sollen sey in irren eyg-
nenp heusern 19r | odder so sie zum erbarn nach-
baurn geruffen werden, macht haben, doch das alle
fullery unnd unzucht vermieten werde unnd nit an-
ders gelebt, dan pristerlicher wirde woel gezempt.
ζ Teßa. 5 [lThess 5,22], 30 Vgl. Röm 14,18.
31 Tonsuren.
o B: am. 32 Sich.
p Fehlt B.
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Es sollen auch alle amptleuthe, burgermeister,
schultheissen etc. ein fleissig auffsehens haben, das
obgemeltermassen unnd anders nit geprediget oder
von andernn gehandelt werde, unnd wo sie eyn an-
ders horrten, erfeurren oder verstunden, daß sollen
sie der oberigkeit jedes mals bey irren pflichten mit
gutem grunde unnd in waß stucken sich die prediger
oder jemant anders, wie obstehet, vergriffen oder
verwirckt haben, anzeygen.
Unnd nachdem dißer zeit viel mengel und an-
fechtungen in der helligen cristenhait vor augen
seint, daß auch viel seelmordischer pfropheten unnd
rottengeister gewaltiglich inher reissen, die gantze
cristenhait zuverwerren unnd vom glauben abtren-
nig zumachen, derhalben, wan man in der kirchen
zusamenkompt, sollen die prediger eben so woel im
anfange der predigt als darnach das volck getrewlich
vermannen, zu Got dem almechtigen in der gemein
hertzlich zubitten umb alles anleigen der gantzen
cristenhait, zuvorderst aber umb gnade, daß sie daß
wort Gottes in seynnem rechten eygnen verstande
lauter unnd reyn, trewlich unnd cristlich fruchtbar-
lichen handelen mugen unnd umb eynnen I 18r | war-
ren cristlichen glauben, auch eynen stetten, ewigen
friedden unnd vor alle oberigkeit, daß Got der al-
mechtige sein gotliche gnade woll verleyhen, daemit
der cristlich glaube in den hertzen der menschen ge-
sterckt, der gotlich friede erhalten, auch daß den
widdersachern des glaubens, dem thurcken unnd
den auffrorischen mordtpfropheten, die zu verderb-
nuß der cristenhait in allewege grausamlichen han-
delen, widderstant beschee unnd das wir alle der-
maß leben mugen, auff das Gottes wille vollen-
bracht unnd alle geprechen der gantzen cristenhait
nach seynen gotlichen gnaden in besserunge gewent
werden.
Von der pristerschafft leben in gemeyn:
Der s[i]ebente articul
Unnd nachdem an viellen orthen mit schwerer er-
gernuß aller cristennmenschen lange zeit gesehen,
wie unzuchtig, ergerlich unnd onpriesterlich sich die
pristerschafft zum theyl gehaltenn haben, sol manß
bie der selen seligkeit vermeiden unnd bie ernstli-
cher straff abstellen, sich der lere Pauliζ halten,
I | 8v | dae er spricht: Enthaltent euch vor allen ge-
perden, die da ergerlich seint, unnd zon Romern30:
Wir sollen gutes vorwenden, nicht allein vor Gottes
augen, sonder auch vor allen menschen; darumb sol-
len sich alle pfarhernn unnd priester mit irren cro-
nen31, cleidungen unnd allem andern eyns erbarnn,
zuchtigen, reynnen, keuschenn, priesterlichen lebens
unnd wandelß halten, kein concubinien oder ver-
dechtliche weibespersonnen bey innen32, noch
aucho wesenlich oder tegelich zu- unnd vonn innen
geent, habenn, daemit sie nicht, so sie anderen pre-
digen, selbst strafflich gefunden werden, sonder daß
sich das gemein volck ob irrem erbarn, zuchtigen
wesen unnd wandel bessernn mug unnd allenthalben
ergernuß verhut werde.
Fernner sollen alle geistlichenn ungepurliche
spiell unnd leichtfertige geselschafften vermeyden
unnd sich derselben enteussern unnd aller wirtzheu-
ser enthalten, sich darinnen zum dranck unnd ge-
selschafften gentzlich nit finden laßen, ob sie aber,
wie sich woel begibt, so sie in der welt bie unns le-
benn mussen, eynnem guten freundt zu ehren gesel-
schafft leisten musten, deß sollen sey in irren eyg-
nenp heusern 19r | odder so sie zum erbarn nach-
baurn geruffen werden, macht haben, doch das alle
fullery unnd unzucht vermieten werde unnd nit an-
ders gelebt, dan pristerlicher wirde woel gezempt.
ζ Teßa. 5 [lThess 5,22], 30 Vgl. Röm 14,18.
31 Tonsuren.
o B: am. 32 Sich.
p Fehlt B.
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