Nassau-Dillenburg
2. Kirchenordnunga
[nach 31. August 1537]
Instruction fur die ainfaltigen pharherren unnd kyrchenndhiener
Berathschlagt und gestelt durch M. Leonardum Wagner1 etc. und ern Heilmannum Crombach2 I2v leer, 3r
Vorredeb
Wiewol wir, Wilhelm3, grave zu Nassaw Catzenn-
elenpogen, Viannden unnd Dietz etc. fur langver-
ruckter zeit an alle und jede unnsere gaistlichen pre-
diger unnd kirchendhienern begert unnd durch ann-
dere angesagt unnd ermanet, das sie das seligma-
chende gottesworth zu ehren unnd preis seines hail-
werdigs namens, besserung, trost unnd hail unnsers
lebens und selen, wir solichs ondas ampts halb zufur
schuldig unnd fur euch selbs gethon haben solten,
rain, lauter und unverdunckelt den christlichen ge-
meinden, euwern kirspels pharkhindern, mit hoch-
stem fleis zupredigen und außzukhunden unnd auch
sunst in ceremoniis unnd kirchendiensten eindrech-
tig und onargelich zuhalten, wie der Nurenberger
cathechismus und kirchenordnung4 (darauff wir
euch zum furbildt angewiesen) daß klerlich auß-
druckt, unnd biß hieher in guter hoffnung gewesen,
dem solte also nachgangen unnd gelebt sein worden,
so langt uns aber jetzo, meher mit warhait dan ge-
fallens ha[l]ben, glaublich an, das der weniger tail
a Textvorlage (Handschrift): HHStaatsA Wiesbaden Abt.
171, K 1126, fol. 2r-34r. Abdrucke: KNODT, Kirchen-
ordnung, S. 190-231; RICHTER, Kirchenordnungen I,
S. 277-279 (Auszug); Steubing, Kirchen- und Refor-
mationsgeschichte, S. 328-338 (Auszug).
b Ein beigehefteter, von etwas jüngerer als der Schreiber-
hand beschriebener Zettel gibt Auskunft über die Datie-
rung: Es scheint diese kirchenordnung ins jahr praecise
1536 zu gehören wegen des fol. 3 am ende der vorrede itzt
verordneten superattendenten, denn doch kein früherer als
Erasmus [Sarcerius] bekannt ist, quid videtur gen. I a. Zur
Datierung siehe die Einleitung, oben, S. 25.
under euch solichs biß noch5 mit kleinestem finger
angriffen nach rechtem aughe angesehen habe, und
auch diejhenigen, so etwas in das werckh zupringen
understanden, laß und verdrussig, dartzu in predig-
ten, kirchengepreuchen und ceremoniis zweispaltig
werden unnd ongleicheit halten, welchs denn einfal-
tigen, frommen christen argernus unnd anstos ge-
beret, die, so im wort zugenomen, wider faul unnd
abfellig machet unnd die andern hartneckigen chri-
sten, die zugewunden6 sein solten, gantz zuruckstel-
let, das unns am letzsten beschwerlich, zu misfallen
reichet unnd, sovil an unns, je gern furkhomen, Got-
tes kirche in christlicher ainigkeit I 3v | zu besserung
gefurdert unnd gemeret sehen wolten, und werden
bericht, das under anderen diß nit die geringste ur-
sach sein soll, das bemelter Nurenberger cathecis-
mus unnd ordnung euch in etlichen puncten nit
gnugsamen bericht gebe, die ainfaltigkait dieses
landtvolcks zwuschen Westerwalt unnd Westphalen,
die nach irer art etwaß hartlernig, darauß zuberich-
1 Leonard Wagner war seit 1531 Pfarrer in Siegen, siehe
oben, S. 23 Anm. 22.
2 Heilmann Bruchhausen von Crombach war seit 1529
Hofkaplan in Dillenburg, siehe oben, S. 23 Anm. 21.
3 Wilhelm I. von Nassau-Dillenburg (1487-1559), siehe
oben, S. 22f.
4 Nürnberger Katechismus von 1531, Abdruck in OSI-
ANDER, Gesamtausgabe 4, S. 338-340; Brandenburg-
nürnbergische Kirchenordnung von 1533, Abdruck in
SEHLING, EKO XI, S. 140-205 und OSIANDER, Ge-
samtausgabe 5, S. 63-177.
5 Jetzt, GRIMM, DWb 13, Sp. 867.
6 Zu gewinnen.
64
2. Kirchenordnunga
[nach 31. August 1537]
Instruction fur die ainfaltigen pharherren unnd kyrchenndhiener
Berathschlagt und gestelt durch M. Leonardum Wagner1 etc. und ern Heilmannum Crombach2 I2v leer, 3r
Vorredeb
Wiewol wir, Wilhelm3, grave zu Nassaw Catzenn-
elenpogen, Viannden unnd Dietz etc. fur langver-
ruckter zeit an alle und jede unnsere gaistlichen pre-
diger unnd kirchendhienern begert unnd durch ann-
dere angesagt unnd ermanet, das sie das seligma-
chende gottesworth zu ehren unnd preis seines hail-
werdigs namens, besserung, trost unnd hail unnsers
lebens und selen, wir solichs ondas ampts halb zufur
schuldig unnd fur euch selbs gethon haben solten,
rain, lauter und unverdunckelt den christlichen ge-
meinden, euwern kirspels pharkhindern, mit hoch-
stem fleis zupredigen und außzukhunden unnd auch
sunst in ceremoniis unnd kirchendiensten eindrech-
tig und onargelich zuhalten, wie der Nurenberger
cathechismus und kirchenordnung4 (darauff wir
euch zum furbildt angewiesen) daß klerlich auß-
druckt, unnd biß hieher in guter hoffnung gewesen,
dem solte also nachgangen unnd gelebt sein worden,
so langt uns aber jetzo, meher mit warhait dan ge-
fallens ha[l]ben, glaublich an, das der weniger tail
a Textvorlage (Handschrift): HHStaatsA Wiesbaden Abt.
171, K 1126, fol. 2r-34r. Abdrucke: KNODT, Kirchen-
ordnung, S. 190-231; RICHTER, Kirchenordnungen I,
S. 277-279 (Auszug); Steubing, Kirchen- und Refor-
mationsgeschichte, S. 328-338 (Auszug).
b Ein beigehefteter, von etwas jüngerer als der Schreiber-
hand beschriebener Zettel gibt Auskunft über die Datie-
rung: Es scheint diese kirchenordnung ins jahr praecise
1536 zu gehören wegen des fol. 3 am ende der vorrede itzt
verordneten superattendenten, denn doch kein früherer als
Erasmus [Sarcerius] bekannt ist, quid videtur gen. I a. Zur
Datierung siehe die Einleitung, oben, S. 25.
under euch solichs biß noch5 mit kleinestem finger
angriffen nach rechtem aughe angesehen habe, und
auch diejhenigen, so etwas in das werckh zupringen
understanden, laß und verdrussig, dartzu in predig-
ten, kirchengepreuchen und ceremoniis zweispaltig
werden unnd ongleicheit halten, welchs denn einfal-
tigen, frommen christen argernus unnd anstos ge-
beret, die, so im wort zugenomen, wider faul unnd
abfellig machet unnd die andern hartneckigen chri-
sten, die zugewunden6 sein solten, gantz zuruckstel-
let, das unns am letzsten beschwerlich, zu misfallen
reichet unnd, sovil an unns, je gern furkhomen, Got-
tes kirche in christlicher ainigkeit I 3v | zu besserung
gefurdert unnd gemeret sehen wolten, und werden
bericht, das under anderen diß nit die geringste ur-
sach sein soll, das bemelter Nurenberger cathecis-
mus unnd ordnung euch in etlichen puncten nit
gnugsamen bericht gebe, die ainfaltigkait dieses
landtvolcks zwuschen Westerwalt unnd Westphalen,
die nach irer art etwaß hartlernig, darauß zuberich-
1 Leonard Wagner war seit 1531 Pfarrer in Siegen, siehe
oben, S. 23 Anm. 22.
2 Heilmann Bruchhausen von Crombach war seit 1529
Hofkaplan in Dillenburg, siehe oben, S. 23 Anm. 21.
3 Wilhelm I. von Nassau-Dillenburg (1487-1559), siehe
oben, S. 22f.
4 Nürnberger Katechismus von 1531, Abdruck in OSI-
ANDER, Gesamtausgabe 4, S. 338-340; Brandenburg-
nürnbergische Kirchenordnung von 1533, Abdruck in
SEHLING, EKO XI, S. 140-205 und OSIANDER, Ge-
samtausgabe 5, S. 63-177.
5 Jetzt, GRIMM, DWb 13, Sp. 867.
6 Zu gewinnen.
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