28. Visitationsabschied 1611
28. Visitationsabschieda
25. November 1611
Zu wissen. Als der hoch- undt wohlgebohrne graff
undt herr, herr Wilhelm Ludwig1, graffe zu Nassaw
Catzenelnbogen, Vianden undt Dietz, herr zu Beil-
stein, u[nser] g[nädiger] herr, in ihrer g[naden] hin-
derlasenen instruction2 under anderm auch gnedig
befohlen, das i. g. herrn vatters3 s[eligen] testament
zuvolge die kirchen undt schulen in i. g. landt recht
bestellet, der gottesdinst der gebühr getrieben undt
in erbawung sowohl der alten als auch der lieben
jugendt kein mühe noch fleis gespart werden, son-
dern, dieweil die visitationes darzu vornehmblich
angesehen wehren, i. g. verordnete regierung die
versehung thun solte, damit uffs ehst möglich in i. g.
zugefallenen landen alle kirchen in beysein eines
oder zweyer ihrer politischen räthen durch i. g. in-
spectorem visitiert, die mängel, welche sich befün-
den, verzeichnet, undt folgendts demselben durch
guten rath abgeholffen werden möchte, das dem-
nach beruhrte visitation vermög ahngeregten be-
felchs undt instruction verschienen 1608. jahrs ahn
die handt genommen undt in beysein eines oder an-
dern politischer räthen undt diener durch den in-
spectorem, ehrn Johannem Jacobum Hermanni4 zu
Herborn im ambt Dillenburgk, continuirt undt ver-
richtet worden.
Dieweil dan darbey allerhandt fähl undt mängel,
darin verbesserung vonnöthen, theils das predig-
ampt, theils verrichtung der heiligen sacramenten
a Textvorlage A (Handschrift): LAV NRW Münster Ak-
ten 9,1 Nr. 4, fol. lr-5r. Textvorlage B (Handschrift):
ebd., Nr. 5. Weitere Abschrift: HHStaatsA Wiesbaden
Abt. 171, V 76b. Abdrucke: Dillenburgische Intelligenz-
Nachrichten 1778, Sp. 1-8; CCN I, Sp. 665-672;
Steubing, Kirchen- und Reformationsgeschichte,
S. 398-404; Cuno, Johann der Ältere, S. 123-131.
b So in B. In A: continuirt.
c Im Text: pfarrern.
1 Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg (1560-1620).
2 Liegt nicht vor.
belangt, sich befunden, so sindt dieselben, damit
nachbarliche conformität undt gleicheit, daran
mercklich viel gelegen ist, erhalten werden mögte,
mit denen auch hochwohlgebohrnen sämptlichen
ahnwesenden u. g. herrn, grafen zu Nassaw Catzen-
elnbogen etc., undt der abwesenden, ahnheimb ge-
lasenen räthen der gebuhr communicirtb worden,
undt haben darauff ahnwesende i. g. mit der abwe-
senden ihrer geliebten herrn gebrüdern5 ahnheimb-
gelasenen räthen sich hierüber verglichen undt ver-
abschiedt, wie nachvolgt. | 1v |
1. Als nemblich undt zum ersten. Alldieweil etliche
kirchendiener weilandt d. Luthers seligen version
der heiligen biebeln nit ohne sonderbare wichtige
ursache bis ahnhero behalten, etliche wenige aber
sich damit nit begnügen lassen wöllen, sondern ge-
melde version zuruckgesetzt undt dargegen Johan-
nis Piscatoris6 newe version proprio ausu auff die
cantzeln zu pringen sich gelüsten lasen, ein solches
aber, bevorab, da in einer kirchen zwen under-
schiedtliche, ungleiche versiones, wie ahn etlichen
orthen geschehen, von pfarrerc undt diacono et vice
versa offentlichen gebraucht worden, nicht allein
nicht erbäwlich, sondern auch beidts, bey ihn- undt
ausländischen fast7 ärgerlich, das man demnach zu
verhüttung allerhandt ohnnötiger, unfruchtbarer
newerung undt ungleichen verstandts wie auch är-
3 Johann VI. von Nassau-Dillenburg (1536-1606), siehe
oben, S. 28 Anm. 74.
4 Zu Johann Jacob Hermann (1553-1630) siehe oben,
S. 41 Anm. 185.
5 Johann VII. von Nassau-Siegen (1561-1623), Georg von
Nassau-Beilstein (1562-1623), Ernst Casimir von Nas-
sau-Diez (1573-1632) und Johann Ludwig von Nassau-
Hadamar (1590-1653).
6 Johannes Piscator schuf zwischen 1602 und 1604 eine
reformierte Bibelübersetzung. Zu Piscator (1546-1625)
siehe oben, S. 41 Anm. 187.
7 Sehr.
197
28. Visitationsabschieda
25. November 1611
Zu wissen. Als der hoch- undt wohlgebohrne graff
undt herr, herr Wilhelm Ludwig1, graffe zu Nassaw
Catzenelnbogen, Vianden undt Dietz, herr zu Beil-
stein, u[nser] g[nädiger] herr, in ihrer g[naden] hin-
derlasenen instruction2 under anderm auch gnedig
befohlen, das i. g. herrn vatters3 s[eligen] testament
zuvolge die kirchen undt schulen in i. g. landt recht
bestellet, der gottesdinst der gebühr getrieben undt
in erbawung sowohl der alten als auch der lieben
jugendt kein mühe noch fleis gespart werden, son-
dern, dieweil die visitationes darzu vornehmblich
angesehen wehren, i. g. verordnete regierung die
versehung thun solte, damit uffs ehst möglich in i. g.
zugefallenen landen alle kirchen in beysein eines
oder zweyer ihrer politischen räthen durch i. g. in-
spectorem visitiert, die mängel, welche sich befün-
den, verzeichnet, undt folgendts demselben durch
guten rath abgeholffen werden möchte, das dem-
nach beruhrte visitation vermög ahngeregten be-
felchs undt instruction verschienen 1608. jahrs ahn
die handt genommen undt in beysein eines oder an-
dern politischer räthen undt diener durch den in-
spectorem, ehrn Johannem Jacobum Hermanni4 zu
Herborn im ambt Dillenburgk, continuirt undt ver-
richtet worden.
Dieweil dan darbey allerhandt fähl undt mängel,
darin verbesserung vonnöthen, theils das predig-
ampt, theils verrichtung der heiligen sacramenten
a Textvorlage A (Handschrift): LAV NRW Münster Ak-
ten 9,1 Nr. 4, fol. lr-5r. Textvorlage B (Handschrift):
ebd., Nr. 5. Weitere Abschrift: HHStaatsA Wiesbaden
Abt. 171, V 76b. Abdrucke: Dillenburgische Intelligenz-
Nachrichten 1778, Sp. 1-8; CCN I, Sp. 665-672;
Steubing, Kirchen- und Reformationsgeschichte,
S. 398-404; Cuno, Johann der Ältere, S. 123-131.
b So in B. In A: continuirt.
c Im Text: pfarrern.
1 Wilhelm Ludwig von Nassau-Dillenburg (1560-1620).
2 Liegt nicht vor.
belangt, sich befunden, so sindt dieselben, damit
nachbarliche conformität undt gleicheit, daran
mercklich viel gelegen ist, erhalten werden mögte,
mit denen auch hochwohlgebohrnen sämptlichen
ahnwesenden u. g. herrn, grafen zu Nassaw Catzen-
elnbogen etc., undt der abwesenden, ahnheimb ge-
lasenen räthen der gebuhr communicirtb worden,
undt haben darauff ahnwesende i. g. mit der abwe-
senden ihrer geliebten herrn gebrüdern5 ahnheimb-
gelasenen räthen sich hierüber verglichen undt ver-
abschiedt, wie nachvolgt. | 1v |
1. Als nemblich undt zum ersten. Alldieweil etliche
kirchendiener weilandt d. Luthers seligen version
der heiligen biebeln nit ohne sonderbare wichtige
ursache bis ahnhero behalten, etliche wenige aber
sich damit nit begnügen lassen wöllen, sondern ge-
melde version zuruckgesetzt undt dargegen Johan-
nis Piscatoris6 newe version proprio ausu auff die
cantzeln zu pringen sich gelüsten lasen, ein solches
aber, bevorab, da in einer kirchen zwen under-
schiedtliche, ungleiche versiones, wie ahn etlichen
orthen geschehen, von pfarrerc undt diacono et vice
versa offentlichen gebraucht worden, nicht allein
nicht erbäwlich, sondern auch beidts, bey ihn- undt
ausländischen fast7 ärgerlich, das man demnach zu
verhüttung allerhandt ohnnötiger, unfruchtbarer
newerung undt ungleichen verstandts wie auch är-
3 Johann VI. von Nassau-Dillenburg (1536-1606), siehe
oben, S. 28 Anm. 74.
4 Zu Johann Jacob Hermann (1553-1630) siehe oben,
S. 41 Anm. 185.
5 Johann VII. von Nassau-Siegen (1561-1623), Georg von
Nassau-Beilstein (1562-1623), Ernst Casimir von Nas-
sau-Diez (1573-1632) und Johann Ludwig von Nassau-
Hadamar (1590-1653).
6 Johannes Piscator schuf zwischen 1602 und 1604 eine
reformierte Bibelübersetzung. Zu Piscator (1546-1625)
siehe oben, S. 41 Anm. 187.
7 Sehr.
197