Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0229
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
32. Kirchenordnung 1574/1576

begangen hetten, zu greiffen, Die in unsere hafft zu
bringen, die Sachen an uns gelangen zu lassen und
darüber Befelchs und Bescheids zu gewarten. Aber
sonst in levioribus delictis sol keiner unserer Beamp-
ten macht haben, einigen Predicanten anzugreiffen
oder in hafften zu ziehen ohne unser, der Herrn,
Special befelchχ | B2v |
yVon annemmung und beurlaubung der
Predicanteny
Wann durch absterben und beurlaubung zeines
Pfarrherrns2 eine oder mehr Pfarr erledigt, sollen
y-y KO 1618: Von Examine, Annehmung und Beurlaubung
der Prediger und Kirchendiener unnd wessen sich dieje-
nige, so das Ius patronatus herbracht, zuverhalten ha-
ben.
z-z Fehlt KO 1618.
a-α Fehlt KO 1618.
b-b KO 1618: Inspectorn unnd Kirchendiener mit Beyord-
nung eines oder mehrer unser Kirchenräth und Diener,
so Gottsförchtig, der wahren Religion unnd reinen Lehr
von Hertzen zugethan und Geistlicher Sachen also ver-
ständig, daß sie ihr Votum unnd iudicium mitgeben
unnd uns geburende Relation zugleich thun können, ex-
aminiren lassen. Doch solle vor diesem solemni examine
allwegen zu verhütung allerhandt Ungelegenheiten eine
Summarische privat exploration besonders durch den
Superintendenten oder Inspectorn vorgenommen wer-
den, darauß haben zuvernehmen, ob man zu dem ex-
amine fürters schreiten könne oder nicht. Wolte er dann
gar nicht zugelassen, sondern stracks abgewiesen wer-
den, stehet es ihme bevor, nachdem er sich seiner selbst
qualiteten halber befindet, sich dessen forter zu be-
schweren und nachmaln zum Examine erbiethig zu ma-
chen.
Derowegen sollen unsere Theologen, Superintendenten
und Inspectorn niemand bald die Hände ufflegen [1Tim
5,22], sondern bedencken, weiln der Kirchendienst so ein
hoher Beruff ist, daß sie alle Gelegenheit und Qualiteten
deß Ordinanden fleissig erkundigen und dieselbige in al-
len Articuln Christlicher Lehre ernstlich examiniren, sich
auch nicht lassen sättigen, biß sie vermercken, daß sie
nicht allein ihre locos communes und enchiridia, sondern
auch die H. Schrifft selbsten fleissig gelesen unnd darinn
ziemblich läuffig und erfahren seyn, Inmassen wir auch
von den andern dem examini zugeordneten deßwegen je-
derzeit Bericht vernemen wollen.
Unnd damit es ja umb soviel weniger an nothwendiger
exploration ermangele unnd man desto gründlichere Wis-
senschafft haben möge, wie der oder die angegebene
Candidati deß Heyligen Ministerii ire Studia, Leben und
Wandel zuvor und sonderlich uff hohen Schulen geführet
unnd herbracht haben, sollen sie mit Testimoniis von
iren Proceptorn, bevorab der orthen, da sie in Heyliger

und wöllen wir, adie Graven zu Nassauwα, da uns
das Ius Conferendi11 zustendig, solche Pfarren mit
tüglichen und qualificirten Personen zum allerför-
derlichsten widerumb versehen und bestellen und
dieselbige von uns presentirte Personen durch un-
sere Superintendenten bexaminiren und, wannc zu
sehen, daß unsere von Gott befohlene Unterthanen,
sowol Edel als Unedel, mit Christlichen, Gottseligen
und tüchtigen Lehrern und Predigern versorget sey-
en, So sollen gleichwol dieselbige Collatores, sie sey-
en auch, weß Standes sie immer wöllen, | B3r | solche
Pfarren für sich selbßt mit Predicanten ihres gefal-

Schrifft studiret, gefaßt seyn unnd solche dem Exami-
natori und zugeordneten vorzuweisen haben.
Es ist auch in deme gute Ordnung unnd Uffsicht wohl
vonnöthen, daß man jungen Studenten, so stracks von
den Hohen Schulen zu Diensten befordert werden, nicht
allwegen alsbalden namhafftige Kirchen unnd Gemein-
den anvertrawe unnd ihnen pastoralem curam auff den
Halß lade, ehe sie in geringern als Schul- unnd Diaco-
natsdiensten probiert, ne per saltum, quod dicitur, sed
per gradus promoveantur. Es were dann Sach, daß der-
gleichen junge Personen zur Hand kämen, denen ihres
Christlichen, erbarn Wandels, Geschickligkeit unnd an-
derer guten qualiteten halber eine vacirende Kirch si-
cherlich anzubefehlen. Und ob auch wol solche Personen
nicht eben noch zur Zeit zum Kirchendienst aspirirten,
dennoch sich zu exerciren begerten, solle ihnen ohne vor-
gehende nothtürfftige Erkundigung, wie sie beschaffen,
die Cantzel nicht eroffnet werden.
Was bißhero verordnet, hat auch billich bey denjenigen
statt, so von einem andern patrono praesentirt unnd no-
miniert werden. Derwegen sollen gleichfalls diejenige, so
das Ius patronatus oder praesentandi in einem oder an-
derm Ort unserer Graffe- und Herrschafften Kirchen
rechtmessig hergebracht, sie seyen auch, weß Stands sie
immer wollen, solche Pfarren für sich selbsten mit Pre-
digern ihres gefallens zu bestellen, sich nit unterwinden,
sondern jedesmals ein qualificierte, geschickte und tüch-
tige Person (Darunter wir gleichwol jederzeit die inlän-
dische, wann sie darzu tüchtig seynt, vor frembden zu
befördern begeren) uns oder unsern Cantzleyen nomini-
ren, welche sich nochmaln dem Examini (wie vorge-
meldt) zu submittiren und untergeben schuldig.
Würde nun solche praesentirte Person nicht gnugsam
befunden, so soll man dieselbige nicht zulassen, sondern
nach gethaner gehöriger Relation für uns oder in Abwe-
sen unsern Cantzley Räthen dasselbige dem Patrono,
eine andere tüchtige Person zu praesentiren haben,
schrifftlichen zu erkennen gegeben werden. Im Fall
dann, derselbige.
c KO/Agende 1609: dann.

11 Patronatsrecht.

211
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften