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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0256
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Nassau-Weilburg

mögen. Es sollen sich auch die Predicantenj in disen
Predigtenk besonderlich der kürtze befleissenl, damit
das Volck nicht zu lang auffgehalten und zum Gebet
munlustig undm verdrossen gemacht werde.
3. Am ende der Predigt sol nach vorgehender
kurtzer erinnerung, wie hoch die Busse unnd dern
Glaube zum Gebet von nöten sey, die offentliche
Beichto dem Volck fürgesprochen und darauff die
Absolution und Loßkündigung der Sünden
precitiert werdenp.
q4. Auff die Absolution folgen die Gebete, wie
die hernach verzeichnet seind. Da sol aber, wann
etwa ein besondere not fürhanden oder aber für eine
oder mehr Personen ein besondere Fürbitte begert
worden ist, | M3r | dasselbig zuvor vermeldet unnd
angezeiget werden.
5. Nachdem die Gebet verlesen, geschicht ein er-
innerung zum Volck, daß sie der Armen eyngedenck
seyn und inen etwas, ein jeder nach seinem vermö-
gen, steuwren und mittheilen wolten; und wirt da-
rauff der Segen gesprochen, unnd gehet der Prediger
von dem Predigstul herab.
6. Zuletzt sol die Litaney oder der Christliche
Gesang: Erhalt uns, Herr, bey deinem Wort
etc.,107 sampt folgendem: Verleyhe uns frieden gne-
diglich108, gesungen und damit die gantze Action be-
schlossen werden.
Als aber in der Litaney alle notturfft, so die
Christliche Gemein Gott fürzutragen und in da-
rumb zu bitten hat, eigentlich109 angezogen und be-
griffen seind, so ist demnach nit von nöten, daß die
Gebetlein allesampt, die man sonst zugebrauchen
pflegt, verlesen werden, sondern allein eins oder
zwey, die fürnemesten, und ein kurtze Collecta, da-
mit die Litaney beschlossen werde.

j Agende 1618: Prediger.
k Agende 1618: Predigten sich.
l Agende 1618: befleissen unnd uber drey viertheil einer
Stunde dieselbige nicht verlengern.
Fehlt Agende 1618.
n Agende 1618: der wahre.
o Agende 1618: Beicht, wie sonsten vor der Sontags Mor-
genpredigt geschicht.
p-p Agende 1618: folgends die Litaney und dieses Gebetlein:
Herr, handele nicht mit uns nach unseren Sünden etc.
[Ps 103,10], andächtig erzehlet und endlich mit dem Ge-

Derhalben wirt für gut angesehen, daß es alter-
nißr geschehe, auff daß, wann auff einen Bettag die
Gebet allesampt verlesen werden, daß alsdann die
Litaney nicht zu singen sey, den nechstfolgenden
Bettag aber die Litaney gesungen und aber die Ge-
betlein allesampt zu recitiren unterlassen, sondern
die Litaney mit einer kurtzen Teutschen Collecten
beschlossen werdeq | M3v |
Was aber jetzunder vom betten gesagt ist, soll
auch von nothwendiger gemeiner Christlicher
dancksagung verstanden werden, denn wie man
Gott in gemeinem oder besonderm jamer anruffen
und umb abwendung oder milterung bitten soll, also
ist man auchs schuldig und verpflichtet, wann er uns
ein gemeine oder besondere gutthat beweiset unnd
widderfaren lesset oder aber die wolverdiente straff
unserer sünden abwendet oder miltert, das man im
auch offentlich in der Gemein lob und danck darfür
sage, und das solchs entweder ahn den ordentlichen,
gemeinen oder, insonderheit nach gelegenheit der
sachen, von den Superintendenten mit vorwissen
und bewilligung tunserer Christlichent Obrigkeit
hierzu bestimpten Bettagen geschehe, da dann die
Gesenge, Predigt und Gebette alle zur Christlichen
dancksagung gerichtet sein sollen.
Auff das aber das Volck, so gemeiniglich in di-
sem hohen Gottesdienst sehr nachlessig sich erzeigt,
desto fleissiger diese Conventus zu ersuchen ange-
halten werde, so ist verordnet, das zu der stunde, da
die gemeine versamblungen zum Gebett geschehen,
alle arbeit, hanthierung und gewerbe underlassen,
die Pforten in Stedten verschlossen, Uauff den Dorf-
fen aberu gegen diejenigen, so ohn hohe, sonderliche
not das Gebet verseumen, ein gewisse Peen und

bet deß Herren [Mt 6,9-13] und mit einem nicht gar zu
langen Gesang diese Handlung beschlossen werden.
q-q Agende 1618: Von Dancksagung.
r KO/Agende 1609: alternatim.
s Fehlt Agende 1618.
t-t Agende 1618: der.
u-u Agende 1618: und.

107 Siehe oben, Anm. 81.
108 Luther: Verleih uns Frieden gnädiglich, AWA 4, Nr. 30.
109 Genau.

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