Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0260
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nassau-Weilburg

mit unsern sünden sehr wol verdienet haben, Bitten
aber deine Barmhertzigkeit, du wöllest uns durch
Jhesum Christum, deinen Sohn, unsere sünde gne-
digklich verzeihen und die wolverdiente straff der-
selbigen von uns nemen oder geben, deinen heiligen
willen zuerkennen und mit gedult zu tragen, durch
Jhesum Christum, unsern Herrn, Amen1. | O2r I

1 Agende 1618: Ein Gebet zur Zeit der Thewrung, Unge-
witter, Sterbsleufft, Kriegsgefahr oder andern gemeinen
anliegen der Christenheit, mutatis mutandis:
Allmächtiger, ewiger Gott, Vatter unsers Herren Jesu
Christi, wir arme, betrübte Sünder bekennen hertzlich
und demütig vor deinem Heiligen Göttlichen Angesicht,
daß wir nicht allein die gegenwertige Plagen (Thewrung,
Kriegsgefährligkeit, Ungewitter, Sterbe[n]sleufft etc.),
damit du uns heimsuchest, sondern auch andere grosse
Straffen, ja auch den ewigen Todt mit unsern vielfältigen
Sünden und unbußfertigen Leben wohl verdienet haben,
Dieweil du aber unser lieber Vatter bist unnd an unserem
verderben keinen Lust hast, sondern wilt, daß wir durch
solche Züchtigung von unsern Sünden uns zu dir bekeh-
ren [Ez 33,11], So bitten wir dich von Hertzen, du wol-
lest uns umb deines Sohns, unsers Heylands Jesu Christi
willen solch unsere Sünde gnädig verzeihen unnd durch
deinen Heyligen Geist in uns würcken, daß wir diesen
deinen gerechten Zorn wahrhafftig erkennen und unser
sündlich Leben nach deinem Willen abstellen und bes-
sern. Wir bitten dich auch, du wollest in diesen sorgli-
chen Zeiten deine Heylige Kirche mit ihren Dienern
durch den Heyligen Geist regieren, das sie bey der recht-
schaffenen Weyde deines ewigen Worts erhalten werde,
Ihren Feinden aber unnd Verfolgern, die sie sampt dei-
nem Wort gedencken außzutilgen, wöllestu kräfftigli-
chen mit deinem Göttlichen Arm stewren und wehren
unnd ihnen nicht gestatten, umb unser Undanckbarkeit
willen das selige Liecht deines Worts wider außzulö-
schen. Wir bitten dich auch vor alle weltliche Obrigkeit,
den Römischen Keyser, alle Chur- und Fürsten und
Stände deß Reichs, gieb ihnen in dir Fried unnd Einig-
keit, und hülff, daß sie, mit Erkanntnus deines Göttli-
chen Worts erleuchtet, uns bey der reinen Lehr deß Hey-
ligen Evangelii schützen, alle Abgötterey abthun unnd
nicht das Volck sündigen machen. Sonderlich aber bitten
wir dich vor unsere liebe Obrigkeit und Landherren
(sampt I. G. Gemahlin, wie auch vor dero Eltern Sohn
und I. G. Gemahlin) [siehe unten, S. 314] (sodann vor die
junge Herrschafft und Frewlein und vor das gantze
Hauß Nassaw Sarprücken), Erhalte sie bey der erkann-
ten Warheit deines Göttlichen Worts, bey Gottseligem
Regiment unnd guter Gesundheit und behüte sie vor al-
lem Ubel Leibes unnd der Seelen. Verleyhe auch dero

Dancksagung vor errettung von gemeinem jammer:
O Allmechtiger, ewiger Gott, gnediger und Barm-
hertziger Vatter, der du auß besonderm Vätterlichen
raht unsere nachlessigkeit und sicherheit122 und an-
dere unsere heimliche und offentliche sünde und un-
danckbarkeit für dein heyliges wort und grosse gna-
de billich heimgesucht und nach deinem gerechten

Räthen und Amptleuthen Gnade und Einigkeit, die Un-
terthanen nach deinem Göttlichen Willen und Wolgefal-
len zu regieren, daß die Gerechtigkeit gefördert, die Boß-
heit aber verhindert und gestrafft werde. Bewahre uns in
diesem Lande vor Pestilentz und thewrer Zeit, vor Hagel
und Ungewitter, vor Brand und Fewersnoth, vor Auff-
ruhr und Zwitracht, vor Krieg und Blutvergiessen, vor
aller heimlichen Meuterey und offentlicher Tyranney,
damit wir jetzt und inskünfftig in stiller Ruhe unnd gu-
tem Frieden, als Christen gebürt, unser Leben vollstre-
cken mögen. Alle die, so in Trübsal, Armuth, Kranck-
heit, Kindsbanden und andern Anfechtungen seynd, son-
derlich, welche heutiges Tags umb deines Heyligen
Worts und der Warheit willen angefochten unnd gefan-
gen seynd oder sonsten Verfolgung leyden, tröste sie, O
Gott, mit deinem Heyligen Geist, daß sie solches vor
deinen vätterlichen Willen auffnehmen unnd erkennen.
Wöllest auch allerley Früchte der Erden, zur leiblichen
Notturfft gehörig, mit fruchtbarer Wachsung gerahten
und gedeyen lassen. Wir bitten dich auch, O ewiger
Gott, vor alles das, dafür du wilt gebetten seyn, daß du
uns solches gnädiglich verleyhest durch das bitter Ley-
den und sterben Jesu Christi, deines geliebten Sohns, un-
sers einigen Seligmachers, welcher mit dir und dem Hey-
ligen Geist lebt und regieret, wahrer Gott, hochgelobt in
Ewigkeit, Amen.
Gebet für Früchte deß Landes:
Ach Herr, Allmächtiger Gott, der du durch deine uber-
schwenckliche Güte den gantzen Erdboden mit allerley
Früchten unnd edlen Gewechsen gezieret und erfüllet
hast, zu dir schreyen wir, deine arme Kinder hie auff
Erden, du wollest uns doch gut Witterung verleyhen,
daß wir sie auch zu unserem Nutz einsammlen und irer
inskünfftig mit Dancksagung geniessen mögen. Behüte
vor Thewrung, vor Hunger und Kummer und verlasse
uns ja nicht mit leiblicher Nahrung, die wir zu unserer
Unterhaltung nicht entrahten können, auff daß wir in
allen Dingen deine Göttliche Krafft und milde Hand mit
Dancksagung erkennen und dich preisen, der du uns
reichlich ernehrest an Leib und Seel, hie zeitlich und dort
ewiglich, Amen.

122 Sorglosigkeit, Grimm, DWb 16, Sp. 727.

242
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften