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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0264
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Nassau-Weilburg

Form zu teuffen
Erstlich stehet der Kirchendiener bey der Tauff
unnd redet zu der gantzen Christlichen versamlung
mit lauter stimm, damit er von jederman gehöret
und verstanden werde[n] möge, Also:
Lieben Freund, Es ist uns hie ein Kindlein fürge-
tragen und von seinetwegen begert, Das es dem Ge-
bet gemeiner Christlicher Kirchen be- | P3r | folhen
und nach Ordnung und Einsatzung Jesu Christi ge-
taufft werde. Damit wir aber bericht empfangen,
auß was grund Götlicher Schrifft wir uns des kind-
leins annemen und durch das Gebet Gottes ange-
sicht fürstellen, auch in umb die gnad und gabe des
Tauffs bitten sollen, So last uns hören daß Evange-
lion von den kindlein, wie es Marcus am zehen-
denx [13-16] beschriben hat:
Zu der zeit brachten sie Kindlein zu Jesu, daß er
sie solt anrüren, aber die Jünger fuhren die an, die
sie trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig
und sprach zu inen: Last die Kindlein zu mir kom-
men und wehret inen nicht, Dann solcher ist das
Reich Gottes. Warlich, ich sage euch: Wer das Reich
Gottes nit empfähet als ein Kindlein, der wirt nicht
hineyn kommen. Und er umbfinge sie und leget die
hende auff sie unnd segnet sie. | P3v |
Auff das Evangelium, so es die zeit hat unnd das
Kindlein nit schwach ist, soll der Kirchendiener dise
kurtze unterrichtung unnd vermanung auß dem
Evangelio thun:
Lieben Freund, wir hören auß disem Evangelio, wie
freundtlich sich der Son Gottes, unser lieber Herr
Jesus Christus, gegen den Kindlein stellet, damit er
öffentlich und gewißlich zu verstehen gibt, In was
grosser noth und gefahr die armen kindlein stecken

dem Kind mittheilen und widerfahren lassen, folgends
unsere Beampten es berichten, welche mit fernerem
nachforschen sich der gebür hierinnen werden wissen zu
verhalten. Mit Erbettung der Gevattern wollen wir
auch, daß bey unsern Unterthanen Maß gehalten werde

und das sie darauß one sein sonderlich gnad und
barmhertzigkeyt nit erlöst werden mögen. Dann wir
hören auch sonst teglichy auß Gottes wort, erfahrens
auch beyde, an unserm leben und sterben, daß wir
von Adam her allesampt in sünden empfangen unnd
geboren werden, darinnen dann wir unter Gottes
zorn in ewigkeyt verdampt und verlorn sein müsten,
wo uns nicht durch den eingebornen Son Gottes, un-
sern lieben Herrn Jhesum Christum, darauß geholf-
fen were. | P4r |
Dieweil dann dieses gegenwertig kindlein in sei-
ner natur mit gleicher sünde in massen, wie wir
auch, vergifftet und verunreyniget ist, darumb es
auch deß ewigen tods und verdamnuß sein und blei-
ben müste, Und aber Gott, der Vatter aller Gnaden
und Barmhertzigkeyt, seinen Son Christum der
gantzen Welt, unnd also auch den Kindlein nit we-
niger dann den alten, verheissen und gesandt hat,
welcher Christus auch der gantzen welt sünde ge-
tragen und die armen kindlein gleich so wol als die
alten von Sünd, Todt unnd verdamnuß erlöset und
selig gemacht hat, und befolhen, man soll sie zu ime
bringen, daß sie gesegnet werden, Die er auch auff
das allergnedigst annimpt und ihnen das Himmel-
reich verheisset, versorget sie auff das best, als wer
er, wie er dann ist, ir rechter, natürlicher Vatter,
Nimpt sie an arm unnd hertzet sie, errett und erlöst
sie auß der sünde des Teuffels, Tods und der Hellen
Reich und leget seine allmechtige, Göttliche, gnedi-
ge hand | P4v | auff sie, Nimbt sie in schutz, schirm
unnd vertheydigung wider all unglück und segnet
sie, Das sie nun mit ime seines Himlischen Vatters
kinder, erben und seine miterben seyn sollen der se-
ligkeyt und des ewigen lebens.
Derhalben, so vermane und bitt ich euch alle,
die ir allhie versamlet seid, auß Christlicher lieb
unnd trew, das ir erstlich zu hertzen nemen und mit
fleiß bedencken wöllet, In was grossen jammer und

und daß sie bey zwen oder zum meisten dreyen sich be-
nügen lassen sollen.
x Agende 1618: sechzehenden [!].
y Fehlt Agende 1618.

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