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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0269
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32. Kirchenordnung 1574/1576

unnd sicher seyn, das died kindlein zum Reich der
gnaden auch angenommen, wöllen wir bitten, das es
darinnen möge zur ewigen seligkeit bestendig erhal-
ten werden.
Laßt uns beten.
Da spricht man erstlich in geheim oder offentlich
das Vatter unser, darnach sage der Pfarrherr diese
wort: | R4v |
Der Allmechtige Gott unnd Vatter unsers Herrn
Jhesu Christi, der dich durchs wasser und heyligen
Geist anderste143 geboren unnd dir alle deine sünde
vergeben hat, der stercke dich mit seiner gnad zum
ewigen leben, Amen.
Zum beschluß sprech der Diener: Der friede des
Herrn sey mit diesem kinde und mit uns allensampt
in ewigkeit, Amen. Gehet hin im friede des Herrn.
Würden aber die Leut, so das kindtlein zur Tauffe
bringen, auff des Pfarrherrn frage ungewisse ant-
wort geben und sagen, Sie wüßten nicht, was sie ge-
dacht, viel weniger, was sie geredt oder gethan in
solcher grossen not (als den zu zeiten zu geschehen

pflegt), so mache man nicht viel disputierens, son-
dern neme das kind als ungetaufft und fördere es zur
Tauffe, wie man alle ungetauffte fzur Tauffef zu for-
dern und zuteuffen pflegt; und wenn man die gebett
gesprochen und die kinder durch dieg Paten dem
Teuffel entsagen und des glaubens bekandniß hat
thun lassen, alsdann teuffe der Pfarrherr das kind
on alle Condition im |S1r| Namen Gottes deß Vat-
ters und deß Sohns und deß heiligen Geistes,
Amenh.
Es sol auch bey einer jeden Pfarr ein buch von rei-
nem Papier zugerichtet und darinnen aller neuwge-
bornen kinderi, deßgleichen irer Eltern und derj Ge-
fattern Namen geschrieben werden, in welchem Ja-
re, Monat und Tag sie getaufft, dessen sich nach-
mals nicht allein die von der Obrigkeit, so offt unnd
viel von inen zeugnuß der geburt erfordert, haben zu
gebrauchen, sondern auch zur zeit, wenn die ge-
tauffte Kinder ihr offentliche bekanntnuß deß glau-
bens thun, daß die Gefattern in gewisser gedechtnuß
als zeugen der entpfangenen Tauffe gehalten werden
mögen.

Von der Confirmation der Kinder, das ist, wie den Kindern, nachdem sie erwachsen und dermassen von
ihren Eltern und Predicantenk underrichtet, daß sie ires glaubens bekanndtniß thun können, die hende
auffgelegt werden sollen | S1v |

Die aufflegung der hende ist ein Ceremonien, welche
jederzeit, wann man für etliche umb gnade und mit-
theilung deß heiligen Geistes Gott angeruffen und
gebeten hat, von den Heiligen Gottes gebraucht
worden ist. Da der Patriarch Jacob Josephs Sönen
Ephraim und Manasse sonderliche gaben Gottes
wünschet, legt er inen die hende auffγ Die leut, so
die kindtlein zum Herrn Jhesu brachten, begerten,
daß er ihnen die hende auffleget und für sie be-
tetδ. Der Apostel Paulus leget den Ephesiis die hen-
γ Gen. 48 [14-18].
δ Matt. 19 [13].
ε Actor. 19 [6].
ζ Actor. 13 [3]; 1. Timot. 4 [14] et 5 [22],

d Agende 1618: dieses.
e Agende 1618: anderwerts.
Fehlt Agende 1618.

de auff, daß sie die gabe deß heiligen Geistes ent-
pfingenε Es haben auch die Aposteln, wenn sie Die-
ner der Kirchen ordenen und zu solchem hohen
Ampt Gottes Geist und gaben bitten wolten, solchs
mit aufflegung der hende vor der Gemeine verrich-
teζ. Daher ists auch bey der alten Kirchen in
brauch kommen, daß man den getaufften beyde, al-
ten und jungen, nachdem sie ihres Christlichen
Glaubens bekanntnuß vor der gemeine selbst thun
köndten und darauff in die gemeinschafft der gleu-
g KO/Agende 1609, Agende 1618: den.
h Fehlt Agende 1618.
i Agende 1618: kinder und Täufflinge.
j Agende 1618: der patrinen oder.
k Agende 1618: Seelsorgern.
143 Zum zweiten Mal.

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