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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (10. Band = Hessen, 3): Die Grafschaften Nassau, Hanau-Münzenberg und Ysenburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.30290#0282
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Nassau-Weilburg

vVermanung, Absolutio, dancksagung und
Gebet vor der Communionv,
wLieben freund, Ir als Christliche menschen, die ir
zuvor bericht habt von Gott, von Gottes ernstli-
chem willen unnd gesetz, von der mensch- |Y4r| li-
chen natur erschaffung und hernach von unser sün-
de und vonx der erlösung durch den Heiland Jhesum
Christum und von allen Artickeln deß glaubens, und
warhafftiglich dieselben glaubet, erscheinet allhie
und kommet zu disem hohen trost, den uns der Herr
Christus in niessung seines leibs und bluts gibet.
Nun wissent ir den Eyd deß allmechtigen, ewigen
Gottes, darinn er spricht: So war ich lebe, Ich wil
nicht, daß der sünder sterbe, sondern daß er bekert
werde und das leben habe161. Disen Eyd hat Gott
mit seines eingebornen Sons Jesu Christi blut, todt
unnd aufferstehung bekrefftiget, und ist beydes da-

v-v Fehlt Agende 1618.
w-w Agende 1618: Lieben Freund in Christo, die ihr euch ge-
stern habt angezeigt, jetzt zu erscheinen bey dem Tisch
deß Herren unnd in seinem Hochwürdigen Abendmahl
mit dem gesegneten Brot und Wein zu empfahen seinen
wahren Leib und sein wahres Blut, Erinnert euch kürtz-
lich der Vermahnung, so gestern an euch geschehen, da-
mit ihr als würdige Gäst solches empfahen unnd nicht
schuldig werden möget an dem Leib unnd Blut deß Her-
ren. Denn ihr wisset, daß Gottes Zorn uber unsere Sünd
schwer und unträglich sey unnd daß derselbige anderst
nicht könne von uns abgewendet werden denn allein
durch den Gehorsam und Todt seines allerliebsten Sohns,
umb welches willen Gott, der Barmhertzig Vatter, gnä-
diglich annimbt alle, die bekehret werden und auff den
Sohn vertrawen, Denn er hat nicht lust am Tod deß Sün-
ders, sondern wil, daß er bekehret werde und lebe [Ez
33,11]. Derowegen allen, die also hie erscheinen, die sich
zu Gott bekehren und vor Gottes Zorn wider ihre Sünde
erschrecken, und glauben, daß ihnen umb deß Herren
Christi willen ihr Sünde vergeben werden, und haben
Vorsatz, von Sünden wider das Gewissen abzulassen, de-
nen verkündige ich Vergebung der Sünden laut der Wort
Christi: Welchen ihr die Sünd vergebt, denen seynd sie
vergeben [Joh 20,23]. Unnd dessen zur gewisser Versi-
cherung solt ihr jetzt im H. Abendmahl mit Brot und
Wein empfahen den wahren Leib und das wahre Blut
Jesu Christi unnd demnach gute Achtung geben auff die
Wort der Einsatzung dieses Sacraments, insonderheit

rinn gefasset, die bekerung und vergebung der sün-
den. Gott hat geschworen, das sein will ist, das
wiry nit in sünden wider das gewissen bleiben sollen,
sonder sollen uns zu ime bekeren, für seinen gerech-
ten zorn erschrecken unnd hertzlich162 schmertzen
haben von wegen unsers ungehorsams und unser un-
danckbarkeit und schrecklichen verachtung gegen
im. | Y4v |
Wer nu ein solch hertz bringet, wie Gott selber
spricht, Er wölle wonen in den zerschlagenen her-
tzen und die sein wort förchten163, dieselbigen sollen
die grosse gnade, die uns umb deß Herrn Christi
willen geschenckt wirt, betrachten, begern unnd an-
nemmen, Und sollen festiglich glauben, daß inen alle
sünde umb deß Herrn Christi willen auß gnaden one
unsere verdienst vergeben sind, so sie disen trost mit
glauben und vertrawen auff den Herren Christum
annemen, unnd sollen nicht in zweiffel steckenblei-

aber auff diese Wort deß Herren, da er spricht: Das ist
mein Leib, der vor euch gegeben wirt. Das ist der Kelch
deß Newen Testaments in meinem Blut, das vor euch
und vor viel vergossen wirt zur Vergebung der Sünden
[Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25].
Daß ihr diese Wort mit rechtem, wahren Glauben fasset
und nicht zweiffelt, sondern festiglich glaubet, so gewiß
der Sohn Gottes euch laut seiner eigenen Verheissung im
Abendmahl speiset und träncket mit seinem eigenen
Leib und Blut, Also gewiß unnd warhafftig ubergibt er
auch euch unnd einem jedern insonderheit alle die Geist-
lichen Wolthaten, so er mit Auffopfferung seines Leibs
und Vergiessung seines thewren Bluts seiner lieben Chri-
stenheit verdienet und erworben hat, Als da ist Verge-
bung der Sünden, Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, und
nach diesem Leben das ewig selig Leben. Endtlich sollt
ihr auch hierbey ewer Gebet thun zu Gott vor die Noth
der gantzen Christenheit, vor ewre liebe Obrigkeit, vor
euch und vor ewre Kindlein. So erhebet nun ewere Her-
tzen zu Gott, unserem Herren, denn es ist billich und
recht, auch heylsam, daß wir an allen Orthen unnd zu
aller Zeit unseren Himmlischen Vatter unnd Heyligen
Gott anruffen durch Jesum Christum, unseren Heyland.
x Fehlt KO/Agende 1609.
y Im Druck: mir.
161 Ez 33,11.
162 Im Herzen, Grimm, DWb 10, Sp. 1252.
163 Jes 57,15.

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