32. Kirchenordnung 1574/1576
2.d Drey Sontag nacheinander sol sie der Pfarr-
herr nach gehabter Predigt auff der Cantzel auffbie-
ten mit solchen worten:
N. N. unnd N. N. wöllen sich nach Göttlicher
ordnung begeben in den standt der heiligen Ehe,
unnd ist dieses die erste oder andere oder dritte auff-
kündigung. Begeren ein gemein Christliche vorbitte,
daß sie es Gottes Namen anfahen und wol gerahte.
Hette nun jemands darein zusprechen, der thu es
bey zeit oder schweige hernach. Gott geb ihnen sei-
nen segen, Amen.
Diese auffkündigung sol geschehen an dem orth, da
die vertrauwete Eheleut wöllen iren Kirchgang hal-
ten, wann sie beyde alda ire Eltern haben oder
wohnhafftig seindt. Da aber die eine person in einer
andern Stadt oder Dorff ire Eltern hett oder won-
| a3v | hafftig were, sol die auffkündigung an beyden
orten, da esich die personen haltene, geschehen; und
welche sich an den andern ort, iren Kirchgang und
Hochzeit alda zuhalten unnd zuvollnziehen, bege-
ben wil, sol von irem Pfarrherr, das sie dreymal
auffgekündiget und keine eynrede geschehen seye,
zeugnuß mitbringen, und sol der Pfarrherr deß orts,
d Agende 1618: Zum dritten.
Agende 1618: die Personen zur Welt geborn oder sich
zum meisten uffgehalten, je nach Gelegenheit der Per-
sonen unnd Umbstande.
f Fehlt KO/Agende 1609.
g Agende 1618: haben. Trüge sichs aber zu, daß solche
außländische Personen vorhanden wehren, so sich eine
gereume Zeit in unseren Graff- und Herrschafften auff-
gehalten und nicht allein ires redlichen verhaltens, Le-
bens und Wandels halber wohl bekant, sondern auch gut
Zeugnus ihrer ehrlichen Geburt unnd ehrlichen herkom-
mens auffzuwerfen [=vorzulegen] hetten, dahero soviel
auß vernünfftiger Mutmassung abzunehmen, daß sie
noch in kurtzem anderwerts nicht verhencket [=gebun-
den] noch irethalber sich praeiudicirlicher Nachfrage zu
besorgen seye. Wenn solche Personen bitten würden, ih-
rer in Erwegung dergleichen Umbstände und ferne deß
Wegs mit kostbarer beschwerlicher Einbring- und Ab-
holung sonderbarer dimissorien zu verschonen, so sollen
dieselbige durch unsere Pfarrer, Kirchendiener unnd of-
ficianten an uns, unserer Cantzeleyen oder Oberbeamp-
ten verwiesen unnd nach Befindung ihnen Bescheid er-
theilet werden.
da der Kirchgang gehalten werden sol, wann solch
zeugnuß nicht vorhanden, mit der Copulation oder
Benediction inhalten. Da auch außlendische und un-
bekandte personen an einem ort gefreyet hetten, die
sollen nicht auffgekündiget, viel weniger zum of-
fentlichen Kirchgang zugelassen werden, sief brin-
gen dann gnugsame und glaubwürdige zeugnuß, daß
sie ledig und frey und mit keiner andern sich einge-
lassen oder verbunden habeng.
3. Wann nun der zum Kirchgang bestimpte tag vor-
handen, sollen der Breutgam unnd die Braut sampt
irer beyderseits freundtschafft und geladenen gesten
zur gewönlichen stunden in die Kirche kommen,
und sol alda, nachdem der Psalm [128]: Wol dem,
der in Gottes forchte stehet180 oder ein ander Christ-
licher lobgesang gesungen ist, der Pfarrherr ein
kurtze vermanung vom Ehestandt thun.
4. Nach vollendeter Predigt und vermanung
zum gebet sollen der Breutgam und die Braut vorn
Altar tretten, unnd sol sie der Pfarrherr hauff fol-
gendeh weiß ehelich zusammengeben, Gottes wort
lesen unnd mit dem gebet beschliesseni: | a4r |
h-h Agende 1618: folgender.
i Agende 1618: beschliessen: Ihr newe Eheleuth seyt her-
ein kommen, daß ihr in Gottes Namen ewre eheliche
Pflicht vor der Christlichen Kirchen wollet bestättigen
lassen und den Segen Gottliches Worts empfahen. Hier-
auff, daß ihr diesen heyligen Stand nicht mit Unverstand
Gottliches Worts wie die Unglaubigen anfahet, so sollet
ihr zum Ersten auß der Heyligen Schrifft vernehmen,
wie der Eheliche Stand von Gott ist eingesetzt worden.
Gott der Herr sprach [Gen 2,18-24]: Es ist nicht gut, daß
der Mensch allein seye, ich wil ihm ein Gehülffin ma-
chen, die umb ihn seye. Da ließ Gott der Herr einen
tieffen Schlaff fallen auff den Menschen, und er ent-
schlieff, und name seiner Rippen eine und schloß die
stett zu mit Fleisch. Und Gott der Herr erschuff ein
Weib auß der Rippe, die er von dem Menschen nahme,
und bracht sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist
doch Bein von meinem Beine und Fleisch von meinem
Fleisch, man wirt sie Männin heissen darumb, daß sie
vom Mann genommen ist. Darumb wirt ein Mensch sein
180 Luther: Wohl dem, der in Gottes Furcht steht, AWA 4,
Nr. 7.
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2.d Drey Sontag nacheinander sol sie der Pfarr-
herr nach gehabter Predigt auff der Cantzel auffbie-
ten mit solchen worten:
N. N. unnd N. N. wöllen sich nach Göttlicher
ordnung begeben in den standt der heiligen Ehe,
unnd ist dieses die erste oder andere oder dritte auff-
kündigung. Begeren ein gemein Christliche vorbitte,
daß sie es Gottes Namen anfahen und wol gerahte.
Hette nun jemands darein zusprechen, der thu es
bey zeit oder schweige hernach. Gott geb ihnen sei-
nen segen, Amen.
Diese auffkündigung sol geschehen an dem orth, da
die vertrauwete Eheleut wöllen iren Kirchgang hal-
ten, wann sie beyde alda ire Eltern haben oder
wohnhafftig seindt. Da aber die eine person in einer
andern Stadt oder Dorff ire Eltern hett oder won-
| a3v | hafftig were, sol die auffkündigung an beyden
orten, da esich die personen haltene, geschehen; und
welche sich an den andern ort, iren Kirchgang und
Hochzeit alda zuhalten unnd zuvollnziehen, bege-
ben wil, sol von irem Pfarrherr, das sie dreymal
auffgekündiget und keine eynrede geschehen seye,
zeugnuß mitbringen, und sol der Pfarrherr deß orts,
d Agende 1618: Zum dritten.
Agende 1618: die Personen zur Welt geborn oder sich
zum meisten uffgehalten, je nach Gelegenheit der Per-
sonen unnd Umbstande.
f Fehlt KO/Agende 1609.
g Agende 1618: haben. Trüge sichs aber zu, daß solche
außländische Personen vorhanden wehren, so sich eine
gereume Zeit in unseren Graff- und Herrschafften auff-
gehalten und nicht allein ires redlichen verhaltens, Le-
bens und Wandels halber wohl bekant, sondern auch gut
Zeugnus ihrer ehrlichen Geburt unnd ehrlichen herkom-
mens auffzuwerfen [=vorzulegen] hetten, dahero soviel
auß vernünfftiger Mutmassung abzunehmen, daß sie
noch in kurtzem anderwerts nicht verhencket [=gebun-
den] noch irethalber sich praeiudicirlicher Nachfrage zu
besorgen seye. Wenn solche Personen bitten würden, ih-
rer in Erwegung dergleichen Umbstände und ferne deß
Wegs mit kostbarer beschwerlicher Einbring- und Ab-
holung sonderbarer dimissorien zu verschonen, so sollen
dieselbige durch unsere Pfarrer, Kirchendiener unnd of-
ficianten an uns, unserer Cantzeleyen oder Oberbeamp-
ten verwiesen unnd nach Befindung ihnen Bescheid er-
theilet werden.
da der Kirchgang gehalten werden sol, wann solch
zeugnuß nicht vorhanden, mit der Copulation oder
Benediction inhalten. Da auch außlendische und un-
bekandte personen an einem ort gefreyet hetten, die
sollen nicht auffgekündiget, viel weniger zum of-
fentlichen Kirchgang zugelassen werden, sief brin-
gen dann gnugsame und glaubwürdige zeugnuß, daß
sie ledig und frey und mit keiner andern sich einge-
lassen oder verbunden habeng.
3. Wann nun der zum Kirchgang bestimpte tag vor-
handen, sollen der Breutgam unnd die Braut sampt
irer beyderseits freundtschafft und geladenen gesten
zur gewönlichen stunden in die Kirche kommen,
und sol alda, nachdem der Psalm [128]: Wol dem,
der in Gottes forchte stehet180 oder ein ander Christ-
licher lobgesang gesungen ist, der Pfarrherr ein
kurtze vermanung vom Ehestandt thun.
4. Nach vollendeter Predigt und vermanung
zum gebet sollen der Breutgam und die Braut vorn
Altar tretten, unnd sol sie der Pfarrherr hauff fol-
gendeh weiß ehelich zusammengeben, Gottes wort
lesen unnd mit dem gebet beschliesseni: | a4r |
h-h Agende 1618: folgender.
i Agende 1618: beschliessen: Ihr newe Eheleuth seyt her-
ein kommen, daß ihr in Gottes Namen ewre eheliche
Pflicht vor der Christlichen Kirchen wollet bestättigen
lassen und den Segen Gottliches Worts empfahen. Hier-
auff, daß ihr diesen heyligen Stand nicht mit Unverstand
Gottliches Worts wie die Unglaubigen anfahet, so sollet
ihr zum Ersten auß der Heyligen Schrifft vernehmen,
wie der Eheliche Stand von Gott ist eingesetzt worden.
Gott der Herr sprach [Gen 2,18-24]: Es ist nicht gut, daß
der Mensch allein seye, ich wil ihm ein Gehülffin ma-
chen, die umb ihn seye. Da ließ Gott der Herr einen
tieffen Schlaff fallen auff den Menschen, und er ent-
schlieff, und name seiner Rippen eine und schloß die
stett zu mit Fleisch. Und Gott der Herr erschuff ein
Weib auß der Rippe, die er von dem Menschen nahme,
und bracht sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist
doch Bein von meinem Beine und Fleisch von meinem
Fleisch, man wirt sie Männin heissen darumb, daß sie
vom Mann genommen ist. Darumb wirt ein Mensch sein
180 Luther: Wohl dem, der in Gottes Furcht steht, AWA 4,
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